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Tabak und Zucker in Dänemark
Einstiegsdroge «Kaugummi­zigarette» droht Verbot

Die dänische Königin Margrethe II. raucht zwar noch immer, aber nicht mehr in der Öffentlichkeit. Das Bild stammt aus dem Jahr 1999.
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Einstiegsdroge? Manchmal reicht der Übermut des Vaters, und die Sucht hat einen. Dänemarks Königin Margrethe II. war 17 Jahre alt und noch Prinzessin, als ihre rauchenden Eltern ihr beim Tee spasseshalber die erste Zigarette anboten. «Es hat mir gleich geschmeckt», erzählte sie deutschen Journalisten im vergangenen Jahr. Bis dahin sei sie stets «ein braves Mädchen» gewesen. «Aber das wars dann.» Margrethe II. ist die bekannteste Kettenraucherin in einem Volk, in dem der Kampf gegen das Rauchen immer ein mühsamer war. Vor drei Jahren erst legte die Zahl der Raucher unter den Dänen mit einem Mal wieder zu – zum ersten Mal nach zwanzig Jahren und gegen den weltweiten Trend. Heute rauchen dort 31 Prozent der 15- bis 29-Jährigen.

Gesundheitsminister Magnus Heunicke stellte im Frühjahr seinen Plan vor, tabakfreie Generationen der Zukunft zu schaffen. Er möchte den Verkauf von Zigaretten und Tabak in Zukunft verbieten – an jedermann, der nach 2010 geboren wurde. Dazu müsste man die Altersgrenze für Tabakkauf von heute 18 Jahren schrittweise anheben, bis am Ende alle verbliebenen Raucher ausgestorben sind. Im Moment stehen dem Plan allerdings EU-Regeln im Wege.

Kinderzigaretten schon in 87 Ländern verboten

Diesen Monat nun hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu Wort gemeldet und den Minister auf ein Feld hingewiesen, in dem er sofort handeln könnte: Die WHO forderte Dänemark zu einem Verbot der Schoko- und Kaugummizigaretten auf, die dort – wie auch in der Schweiz – noch immer an Kinder verkauft werden. Kremlin Wickramasinghe vom Europabüro der WHO erklärte sich dem dänischen Rundfunk (DR) gegenüber «beunruhigt» über die hohe Zahl der verkauften Kinderzigaretten. Der Hersteller Candynavia hatte da gerade eine Absatzsteigerung von drei Prozent auf 71’500 Päckchen im Jahr verkündet.

Untersuchungen zeigten, so Wickramasinghe, dass als Zigaretten verpackte Süssigkeiten Kindern «eine positive Einstellung zum Rauchen vermitteln». Sie machten «das Rauchen gesellschaftlich akzeptabler». Einstiegsdrogen quasi, weswegen die Kinderzigaretten schon in 87 Ländern verboten sind. Es meldeten sich Mediziner und die Dänische Krebsgesellschaft zu Wort, die das genauso sahen.

«Alkohol ist auch gefährlich. Chips sind auch ungesund»

Auf der anderen Seite stehen Produzenten wie Candynavia-Chef Benny Ebsen, der die Kinderzigaretten «lustig» findet und von «unverändertem Tempo» beim Verkauf berichtet, obwohl die grossen Supermärkte sie längst nicht mehr führen und die Kinder sie nur noch in Kiosken finden. Der von DR befragte Kioskbesitzer Per Nielsen berichtete sichtlich erfreut, die Kinder seien «verrückt» nach dem Zeug. «Alkohol ist auch gefährlich. Chips sind auch ungesund», sagte er. «Trotzdem steht das in den Regalen.»

Vielleicht ist die Gefahr tatsächlich eine ganz andere. Das Nationale Institut für Ernährung hat gerade eine Studie vorgelegt, wonach die Dänen – bislang schon Weltspitze im Süssigkeitenessen – zum Erschrecken der Forscher während der Pandemie noch einmal eine Schippe zugelegt haben: ein Kilo mehr Süssigkeiten im Jahr als zuvor. Das dänische Volk, warnte das Institut, bräuchte dringend eine «gesündere Kuschelkultur», nämlich eine zuckerfreie, wenn es nicht in Fettleibigkeit versinken wolle. Weniger Schokozigaretten hülfen auch da.