Kolumne «Dorfgeflüster»Eine Kirche für oben und unten
Die Kirchgemeinde Oetwil geht neue ökologische Wege. Das ist auch zweideutig bemerkenswert.
Man muss die Gabe haben, aus Unglücksfällen Positives, Strahlendes, Neues zu schaffen. Dieses Prinzip vermittelt exemplarisch die christliche Kirche mit einem Wort: Hoffnung. Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oetwil hat den Wandel vom Schlechten zum Guten auch auf irdische Weise vollzogen.
Nachdem im Februar vor zwei Jahren eine psychisch kranke Frau im Kircheninneren Feuer gelegt hatte, bot sich ein Bild der Zerstörung. Verbranntes Mobiliar, von der Hitze abgeplatzter Deckenputz, eine verrusste Orgel und geschwärzte Mauern.
Zwölf Monate wurde renoviert und umgebaut. Dann – im letzten Februar – öffnete das Gotteshaus in neuem Glanz wieder seine Türen. Schöner und frischer als zuvor, neu sitzt man auf beliebig aufstellbaren Stühlen und nicht mehr auf starren Bänken. Das schafft Raum für Begegnungen und neue Perspektiven in der Kirche.
Unterdessen ist schon fast ein Jahr vergangen, und auch das komplett renovierte Pfarrhaus nebenan ist wieder bezogen. Beide Gebäude verbindet Unterirdisches. Mit berechtigtem Stolz meldete nämlich kürzlich die Kirchenpflege: Oetwil dürfte die erste Kirchgemeinde im Kanton Zürich sein, die sowohl Gotteshaus als auch Pfarrhaus mit einer eigenen Erdsondenwärmepumpe heizt. Rund 200 Meter reichen die Erdsonden in den Boden. Sie helfen, viel Energie zu sparen, womit die Oetwiler Reformierten dem Klimaschutzgedanken Nachdruck verleihen.
Das ist bemerkenswert, zumal der Weg zur Bekehrung hier in die umgekehrte Richtung führt, als es gemeinhin in der Kirche üblich ist. So dürfen die Oetwiler Gläubigen nun getrost behaupten, dass der Segen zwar weiterhin von oben kommt, die heimelige Wärme aber aus der Tiefe. Was aber nicht heissen soll, dass die umweltfreundliche Technik ein Teufelswerk ist.
Fehler gefunden?Jetzt melden.