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Nur 14 Jahre nach Debüt
Superjumbo A380 wird eingestellt

Er war ein Prestigeprojekt für den Hersteller Airbus: Der A380 – hier auf einem Bild von Airbus vor der offiziellen Vorstellung des Superjets in Toulouse im Januar 2005. 
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Das Monster liess die Herzen von Luftfahrtfans höher schlagen als bei jedem anderen Flugzeug: Der A380 ist das grösste Passagierflugzeug der Welt. Doch seine Grösse ist dem Superjumbo nun zum Verhängnis geworden: Nur 14 Jahre nach seinem ersten Einsatz im Liniendienst beendet Airbus die Produktion bereits wieder. Am Donnerstag wurde der letzte Riesenjet an den Grosskunden Emirates ausgeliefert.

Die geplante Feier zur Übergabe im Airbus-Werk in Hamburg musste ausfallen – wegen der Corona-Pandemie, die grössere Zusammenkünfte nicht zulässt. Still und leise geht damit eine Ära zu Ende. Ganz im Gegensatz zu dem Pomp, mit dem sie startete.

Gross war anfangs das Gerangel, welche Fluggesellschaft den ersten der doppelstöckigen Riesenjets bekommt. Fans standen Schlange, um eines der raren Tickets für einen Flug in einem A380 zu ergattern. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Heute fehlen weitere Aufträge für den A380. Die arabische Fluggesellschaft Emirates ist mit 123 des Typs A380 bereits bestens bedient. Ihr Geschäft ist darauf ausgelegt, über das Drehkreuz Dubai möglichst viele Passagiere von Ost nach West und umgekehrt zu bringen.

Geschäftsmodell ging für viele Airlines nicht auf

Auch viele europäische Airlines hatten Ähnliches geplant. An grossen Flughäfen sollten die Passagiere gesammelt und dann mit grossen Maschinen beispielsweise über den Atlantik geflogen werden. Dafür schien der A380 eine hervorragende Wahl.

Doch es kam anders: Die Kunden wollten nicht aus der Schweiz nach Frankfurt oder München fliegen, um von dort aus weiterzureisen. Lieber buchten sie Direktflüge – aus Zürich oder Genf bequem und ohne Umsteigen ans Ziel. Für solche Routen mit einer begrenzten Passagierzahl war der A380 zu gross. Die Wahl fiel eher auf den kleinen Bruder des Jumbos – den A320. Er ist der Kassenschlager des Airbus-Konzerns.

Die Zahlen sprechen für sich: Neben Emirates ist Singapore Airlines mit 24 Flugzeugen der grösste Betreiber des A380, Lufthansa mit 14 Maschinen bereits der drittwichtigste. Allerdings sind von den in den vergangenen Jahren verkauften A380 längst nicht mehr alle im Einsatz.

Bei seinem ersten Besuch in der Schweiz Anfang 2010 wird der A380 von der Luftwaffe begleitet. 

Flugzeuge landen in der Wüste

Den Garaus gemacht hatte dem A380 zuletzt auch die Corona-Pandemie. Die Nachfrage nach Flugreisen brach massiv ein – Grossflugzeuge waren praktisch von einem Tag auf den anderen nicht mehr gefragt und wurden eingemottet. Weil das Klima dort gut ist und den Maschinen wenig zusetzt, landen viele von ihnen in der Wüste.

Mittlerweile sind zwar etliche A380 reaktiviert. Die Kunden wollen schliesslich auch in der Pandemie weiter fliegen. Und einige Airlines setzen weiterhin auf den Jumbo – etwa British Airways, Singapore Airlines, Qatar Airways oder die australische Fluggesellschaft Qantas. Sie verfügen über hoch frequentierte Drehkreuze und bedienen Langstrecken, die besonders nachgefragt sind. Dort geht das Geschäftsmodell für den A380 auf.

Die Ausmasse des doppelstöckigen Flugzeugs sind gigantisch. Ein Bild aus der Montagehalle in Toulouse. 

Auch Swiss-Mutter Lufthansa verabschiedet sich

Die Swiss-Mutter Lufthansa hat sich bereits entschieden, ihre A380 nicht mehr zu reaktivieren. Schon vor der Pandemie hatte der Konzern sieben der Maschinen bei Airbus quasi im Tausch gegen zusätzliche Jets des kleineren A350 zurückgegeben. Damit war auch das Schicksal der restlichen sieben Maschinen besiegelt. Denn kleine Flotten mit weniger als zehn Flugzeugen sind unrentabel. Es lohnt sich nicht, für nur wenige Maschinen Ersatzteile und speziell geschulte Techniker, Ingenieure und Piloten bereitzuhalten.

Ausserdem scheuen viele Airlines das Risiko, auf jedem Flug des A380 je nach Variante 400 bis 500 Sitzplätze füllen zu müssen. Wenn die Maschinen nicht voll sind, ist ihr Betrieb nicht wirtschaftlich – auch angesichts des hohen Treibstoffverbrauchs der vier Triebwerke. Das gilt nicht nur für den A380, sondern auch für den Jumbo 747 des Rivalen Boeing. Auch dieser hatte 2020 das Aus für das Riesenflugzeug angekündigt.

Der Rivale von Boeing – der Jumbo 747 – steht ebenfalls vor dem Aus: Eine Boeing 747-8 beim Start in Everett, Washington. 

Für Airbus bleibt der Superjet wichtig – auch nach seinem Aus

Was bleibt also von der Ära A380? Für den Hersteller Airbus selbst sei das Projekt identitätsstiftend gewesen, sagte der Programmchef des Konzerns, Philippe Mhun, der Nachrichtenagentur DPA. Er spricht von einem Grundstein bei der Entwicklung der Firma von einem Zusammenschluss mehrerer zuvor nationaler Gesellschaften hin zu einem integrierten Unternehmen. Zudem seien viele Entwicklungen für den A380 dem neuen Modell A350 zugutegekommen.

«Ohne die 380 wäre Airbus heute nicht Airbus, ohne die 380 wäre die 350 heute nicht die 350, und das ist etwas, das wirklich wichtig ist», zitiert die DPA den Manager. In dem neuen, etwas kleineren Jet lebt der A380 also weiter. Seinen Fans mag das ein kleiner Trost sein.

Als der A380 erstmals in Kloten landet, ist der Andrang gross.