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Dabu Fantastic mit 16 Gästen
Ein wunderbar schweizerisches Album

Die Zugerin Ay Wing, der Bieler James Gruntz und der Zürcher Dabu Bucher haben zusammen «Easy tue (So freakin’ easy)» auf betörende Art umgesetzt. Hier beim gemeinsamen Konzert zum Albumrelease.
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Am Ende standen sie alle zusammen da für das Erinnerungsfoto, 17 Schweizer Künstlerinnen und Künstler auf einer Bühne: darunter Stress, Melanie Oesch, Sina, Pedro Lenz, die Swiss-Music-Award-Gewinner L Loko und Drini – und natürlich, in der Mitte, Dabu Fantastic, die dieses Bild möglich gemacht haben. 

Gerade hat das Zürcher Mundartduo das Album «So easy mitenand» veröffentlicht. Ein ambitioniertes Werk, für das die Band alle elf Songs des 2022er-Albums «So easy» mit Gästen neu aufgenommen und diese Anfang Juni für ein einziges Konzert live auf die Bühne gebracht hat.

Gruppenfoto mit allen Beteiligten: Pedro Lenz, Stress, Franz, L Loko und Drini, Aliose, Sina, Melanie Oesch, Dabu Fantastic, Nicky B Fly, KT Gorique, To Athena, James Gruntz, Cachita, Mattiu, Ay Wing. Bereits im Backstage: Pippo Pollina.

«Wir haben uns damit ein bisschen übernommen», sagt Dabu ein paar Tage nach dem Konzert, glücklich auf dem heimischen Sofa «am Abspannen». «Ich sage immer wieder: Es war eine Schnapsidee. Es ist eine Riesenkiste geworden.» Umso erleichterter sei er, dass alles aufgegangen sei und das Konzert tatsächlich mit sämtlichen beteiligten Künstlerinnen und Künstlern habe stattfinden können.

Begonnen hat das Projekt im vergangenen Sommer, am Open Air Lumnezia. Dort spielten Dabu Fantastic einen Song mit dem Bündner Musiker Mattiu, der auf Rätoromanisch singt und am gleichen Tag am Festival auftrat. Daraus wuchs die Idee, ein ganzes Album mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern aus der Schweiz aufzunehmen.

Das Ziel: möglichst viele Brücken zu schlagen. Zwischen Stadt und Land, den vier Sprachregionen, den Generationen, unterschiedlichen Stilen.

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Also erstellte Dabu Bucher Listen mit Namen. «Ich habe mir für jeden Song überlegt, wer passen könnte.» Es sei ihm nie darum gegangen, möglichst prominente Acts zu finden, sondern Künstlerinnen und Künstler, die ihn selber begeistern. «Für Polteris» sei kein Platz gewesen – man kann sich ausmalen, wer gemeint ist –, alle Beteiligten stünden für «Liebe und Zwischenmenschlichkeit» ein, das sei ihm wichtig gewesen. Ein paar prominente Absagen habe es gegeben, aber letztlich hätten fast alle Wunschkandidaten zugesagt.

Damit ging die Arbeit erst richtig los. 

Sie jodelt, er singt: Melanie Oesch von Oesch’s die Dritten und Dabu Bucher von Dabu Fantastic sind auf dem Song «Liebi vorig (Muure iirisse)» zusammen zu hören.
Sina und Dabu gemeinsam auf der Bühne: Sie haben das Liebeslied «Liebi passiert» zusammen umgesetzt.

«Wir dachten, in einem Monat haben wir das im Kasten.» Denn die Songs waren bereits geschrieben, alle neuen Versionen basieren auf bestehenden Instrumentals. Doch letztlich waren Dabu Fantastic fast ein Jahr lang mit «So easy mitenand» beschäftigt, nicht nur mit den Aufnahmen, auch die urheberrechtlichen Abklärungen waren kompliziert und aufwendig.

«In diesem Land sind ja alle immer ‹busy›. Ich musste die anderen auch mal stressen.»

Dabu Bucher

Dabu Bucher amtete im Projekt als Vermittler und Antreiber. «In diesem Land sind ja alle immer busy. Ich musste die anderen auch mal stressen.» Der letzte Song wurde gerade rechtzeitig zum Release fertig, es ist das Stück «Liebi vorig (Muure iirisse)», das Dabu mit Oesch’s die Dritten und Pedro Lenz zusammenbringt. Schriftsteller Lenz ersetzt mit seinem Auftritt das Saxofonsolo des Originallieds – wenn er davon spricht, dass wir «weniger murkse u meh müntschele» sollten, im immer dichter werdenden Wortfluss, dann hat das einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Dabu hatte Tränen in den Augen, als er die Zeilen zum ersten Mal von Lenz gesprochen hörte.

Es ist ein begeisterndes Album geworden, ein sehr schweizerisches, das mit elf Liedern einen faszinierenden (natürlich bruchstückhaften) Querschnitt durch das aktuelle Schaffen der heimischen Musikszene bietet. Es vereint Rap, Pop, Spoken Word und Jodel, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch, Schweizerdeutsch und Englisch – und zwar auf ungezwungene Art, obwohl vieles zunächst nach Konzept klingt.

«Möglicherwiiss müesstmer mal weniger murkse, weniger meche u meh müntschele»: Pedro Lenz.
Sie sei eine «herausragende Künstlerin in diesem Land», sagt Dabu Bucher: Rapperin KT Gorique bei den Proben fürs einmalige Konzert zum Projekt.

Die umtriebige Walliser Rapperin KT Gorique, soeben als Best Act Romandie bei den Swiss Music Awards ausgezeichnet, pusht mit ihrer Energie das Lied «Muet (Madness)» vorwärts, dass kein Fuss und Hintern stillhalten kann. Gleich im Anschluss machen Ay Wing und James Gruntz aus «Easy tue (So freakin’ easy)» ein betörend sanftes Stück.  

Aus den elf Dabu-Fantastic-Songs sind vollwertige neue Lieder geworden. Dabu hat allen Beteiligten die Entscheidung überlassen, wie viel von ihm noch zu hören sein soll. Im französischen Stück «Sous les racines (Mit de Rabe)» ist er nur als dritte Stimme im Chor zu hören.

Wer mit anderen zusammenarbeitet, vermehrt auch sein Publikum. Dabei spielt Spotify eine zentrale Rolle, weil auf der Plattform alle beteiligten Acts als Hauptkünstlerinnen hinterlegt werden. Die Lieder erscheinen also auf den Profilen aller Involvierten, bei einigen zählen die Stücke von «So easy mitenand» zu den meistgehörten ihres bisherigen Werks.

Auch die Gastgeber Dabu Fantastic profitieren: Sie erreichen aktuell auf Spotify über 100’000 Hörerinnen und Hörer, das sind so viele wie noch nie. «Ein willkommener Nebeneffekt», sagt Dabu. Für Social Media lieferte das Projekt ebenfalls laufend Material, indem sich die Acts gegenseitig verlinken konnten. «Es ist Zeit, dass wir einander gegenseitig pushen», sagt Rapper Drini. Er bringt damit eine neue Mentalität zum Ausdruck, die sich etwa in Skandinavien oder im angelsächsischen Raum längst etabliert hat.

«Wenn Dabu auf dich zukommt und Freude hat, dann hast du auch Freude.»

Musiker James Gruntz

Neue Talente können sich dabei ins Rampenlicht stellen, das Dabu Fantastic und namhafteren Acts bereits zufällt. Cachita etwa, die Zürcher Rapperin, die mit Dabu und Stress auf dem Song «Under em Schirm (Sombrilla Y Parapluie)» zu hören ist und gerade ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben hat. Mattiu aus der Surselva, mit einer unvergleichlichen Stimme gesegnet, der sich für seine Muttersprache Rumantsch entschieden hat, auch wenn er damit sein Publikum einschränken dürfte. Oder Aliose aus Nyon, die längst Streamingmillionäre, im deutschsprachigen Raum aber kaum bekannt sind.

Es passt, dass Dabu Fantastic als Band und insbesondere Dabu Bucher als Person hier zu Vermittlern zwischen den verschiedenen musikalischen Winkeln des Landes geworden sind.

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Die Band, die ihre Anfänge im Hip-Hop hat, hat sich in zehn Jahren ein Publikum in den Städten und ausserhalb erspielt. Sie eckt weder mit ihrer Musik noch mit ihrem Auftreten an – «wir sind sicher keine Hater-Band, die über andere herzieht», wie Dabu sagt. Dass der Frontmann selbst eine gewinnende Persönlichkeit ist, bestätigen auch die involvierten Acts. «Wenn Dabu auf dich zukommt, mit seiner Erscheinung und seinen blonden Locken, und Freude hat, dann hast du auch Freude», beschrieb es der Bieler James Gruntz gegenüber SRF. Volksmusikerin Melanie Oesch wiederum sagt schlicht: «Dabu ist ein Brückenbauer.»

Obwohl Dabu Fantastic viel zusammenbringen: Der Röstigraben ist in der Schweizer Musiklandschaft kaum zu überwinden. So haben die Zürcher schon angeboten, gratis in der Westschweiz aufzutreten, «aber keine Chance». Gleiches berichten unter umgekehrten geografischen Vorzeichen Aliose. «Der Röstigraben existiert eindeutig. Ich kenne auch keine Tessiner Bands. Aber die muss es ja geben», sagt Dabu. Da liegt für ihn viel Potenzial brach. 

«In der Schweiz dauert es, bis wir unser Gärtchen verlassen», so Dabu. Es passiere hierzulande noch zu selten, dass Künstlerinnen und Künstler zusammenarbeiten, findet er, doch es tue sich was. «Die Musikerinnen und Musiker sind mutiger geworden. Sie probieren mehr aus.» Was zu beweisen war.