Neuer Verwaltungsrat Ein Perfektionist kommt von Apple zu Nestlé
Luca Maestri, Finanzchef des IT-Konzerns, soll in den Verwaltungsrat des Foodmultis gewählt werden. Davon könnten beide Unternehmen profitieren.
Am liebsten wäre Luca Maestri Sportjournalist geworden. «Ich wäre ein guter Reporter geworden», sagt der leidenschaftliche Fan von Juventus Turin. Er ist der Überzeugung, dass jeder, der morgens voller Leidenschaft für eine Sache aufsteht, genau darin auch gut sein wird.
Allerdings beglückt er von Berufs wegen nicht Sportfans, sondern die von Apple. Seit acht Jahren überwacht er als Finanzchef die Finanzen des grössten kotierten Tech-Konzerns. Künftig soll er Nestlé genauer unter die Lupe nehmen. Anfang April wird Maestri der Generalversammlung des Nahrungsmittelkonzerns zur Wahl als neuer Verwaltungsrat vorgeschlagen.
Die Berufung von Maestri ist Teil eines grösseren Umbaus im vierzehnköpfigen Aufsichtsgremium von Nestlé. Chris Leon, Chief Marketing Officer von Schneider Electric, soll im Frühjahr ebenso in den VR vorrücken.
Nicht mehr antreten werden Adidas-Chef Kasper Rorsted und die US-Politikerin Ann M. Veneman, die sich nach elf Jahren aus dem Verwaltungsrat verabschiedet.
Börsenwert bei Apple explodiert
Paul Bulcke, Verwaltungsratspräsident von Nestlé, lobt die Fähigkeiten von Maestri: «Er hat eine hervorragende Erfolgsbilanz in Finanzen und strategischer Planung, zu denen auch die Unterstützung beim Aufbau eines der wertvollsten Konzerne der Welt gehört.»
Von Apple wollen viele lernen, auch ausserhalb der Tech-Industrie. Maestri ist sicher einer der besseren Lehrmeister. «Ich bin ein Perfektionist», sagt er. «Und Apple verfolgt Perfektionismus.» Als er vor acht Jahren bei Apple begann, lag der Jahresumsatz knapp unter der 200-Milliarden-Dollar-Marke. Die Marktkapitalisierung knackte im Verlauf von 2014 die Schwelle von 500 Milliarden Dollar. Im abgelaufenen Jahr erreichte der Erlös 365 Milliarden Dollar, der Börsenwert liegt nun nahe 3 Billionen Dollar.
Die Öffentlichkeit sucht Maestri nicht. Weder über Suchmaschinen noch in Pressedatenbanken finden sich Interviews mit ihm. In sozialen Netzen ist er nicht aktiv. Nur auf LinkedIn steht ein unvollständiges Profil seiner Laufbahn.
YouTube liefert zwei Treffer, immerhin. In einem Video aus dem vergangenen Jahr lobt der 58-Jährige mit italienischer und amerikanischer Staatsbürgerschaft die Beziehungen beider Länder. In dem anderen Mitschnitt, vier Jahre alt, plaudert er vor Landsleuten im italienischen Generalkonsulat in New York. So erzählt er etwa, dass er jeden Morgen um 4.30 Uhr aufsteht und loslegt. «Mein Boss wacht 45 Minuten vor mir auf – also kann ich mich kaum beschweren.»
Bei Nokia und Xerox engagiert
Apple-Chef Tim Cook hatte Maestri 2013 als Controller zum Konzern geholt. Ein gewagter Schritt, denn zuvor amtierte Maestri bereits als Finanzchef bei Xerox und davor bei Nokia und Siemens Networks. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Rom erarbeitete er sich seine Meriten bei General Motors.
Zwanzig Jahre war er für den Automobilhersteller tätig, unter anderem in der Zeit, als der Traditionskonzern sich während der Finanzkrise unter Chapter 11 neu erfinden musste. Zuletzt verantwortete er als Finanzchef die europäischen Aktivitäten von GM.
«Der Gedanke an eine Rückkehr nach Italien ist schon reizvoll.»
Maestri erzählt, dass er schon an vielen Orten auf der Welt gearbeitet hat, auch in der Schweiz. Während seine Kinder im Teenager-Alter gewesen seien, sei es für ihn unvorstellbar gewesen, Kalifornien zu verlassen. Der gebürtige Römer sagt aber auch: «Der Gedanke an eine Rückkehr nach Italien ist schon reizvoll.»
Mit dem Engagement bei Nestlé rückt er dem Alten Kontinent ein Stück näher. In Vevey hofft man, vom Wissen bei Apple rund um Konsumenten zu profitieren. Die verbesserte Kundeninteraktion über Apps ist ein Beispiel. Die USA sind ein interessanter Markt, gerade im Lifestyle-Segment mit Vitaminpulvern und funktionalem Wasser. Für Apple wie für Nestlé spielt das Thema Gesundheit eine wichtige Rolle. Maestri wird hier viel beitragen.
Dieser Artikel stammt aus der Finanz und Wirtschaft, weitere Artikel finden Sie unter www.fuw.ch
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