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Schleppende CO₂-Reduktion
Nestlé-Chef nervt sich über andere Konzerne: «Ich werde jetzt echt ungeduldig»

Mark Schneider nimmt kein Blatt mehr vor den Mund: Der Nestlé-Chef, hier Anfang Februar in Brest beim One-Ocean-Gipfel. Dort ging es um Überfischung und Plastikverschmutzung der Meere.
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Schon bei der Eröffnung der Medienkonferenz war der Nestlé-Chef Mark Schneider ein wenig aufgeregt: ein Schlucken und ein kleiner Versprecher bei der Begrüssung zur Medienkonferenz, die eigentlich eine jährliche Routineübung ist. Schneider stellte die stark gewachsenen Umsatz- und Gewinnzahlen des weltgrössten Lebensmittel- und Hundefutterkonzerns vor.

Doch darum ging es ihm nicht unbedingt. Schon sehr früh wendete er sich einem ganz anderen Thema zu: der CO₂-Reduktion. Dabei wurde er nicht nur sichtlich wütend, sondern er trat mit einer Botschaft für andere Konzerne auf.

«Wichtiger als Pläne sind sofortige Taten.»

Mark Schneider, Nestlé-Chef

«Ich werde jetzt echt ungeduldig», sagte Schneider, und seine sonst gemessene Stimme wurde schärfer, seine Sätze schneller. «Wir müssen jetzt handeln, wichtiger als Pläne sind sofortige Taten.» Die Schlüsselfrage sei, ob der Ausstoss der klimaschädlichen Gase bei den einzelnen Firmen weiter zunehme, oder ob er schon jetzt weniger werde. «Darin unterscheiden sich diejenigen, die nur reden, von denjenigen, die tatsächlich etwas tun.» Entscheidend sei, dass der Höhepunkt der CO₂-Emissionen vorüber sei.    

Schneider kann es sich tatsächlich erlauben, als Klimaanwalt aufzutreten. Nestlé selbst hat im zweiten Jahr in Folge seinen CO₂-Ausstoss reduziert – der Konzern steht also schon auf der anderen Seite. Um 4 Millionen Tonnen auf noch 94,3 Millionen Tonnen hat der Konzern ihn heruntergeschraubt. «Wir haben das geschafft, obwohl wir weiter stark gewachsen sind», betont Schneider.

Er beeilte sich, anzufügen: «Wir können bestätigen, dass wir voll auf Kurs sind, unsere Klimaziele für 2025 und 2030 zu erfüllen.» Das heisst eine weitere Reduktion um 20 und dann um 50 Prozent. Im Jahr 2050 will Nestlé auf netto null kommen. Wie macht der Konzern das?

Nestlé als Landwirtschaftsinstitut

Fast zwei Drittel der schädlichen Klimagase entstehen bei Nestlé in der Landwirtschaft, also gar nicht im eigenen Produktionsprozess, sondern im Einkauf von Rohstoffen wie Getreide oder Milch. «Es ist klar, dass regenerativer Ackerbau und Aufforstung bei uns im Fokus stehen, um auf netto null zu kommen», erklärt eine Sprecherin. Ziel ist auch, die Entwaldung zu stoppen. 

Aus Nestlé wird damit immer mehr auch eine Art Landwirtschaftsentwicklungsinstitut: Der Konzern investiert Milliarden in die Erforschung neuer Getreide- und Kakaosorten, die weniger klimaschädlich sind. Und Nestlé ist dabei, 200 Millionen Bäume zu pflanzen. 

Auch die grosse Konkurrentin Unilever hat einen CO₂-Reduktionsplan. Auf den ersten Blick sieht der sogar viel ambitionierter aus, und Knorr-Suppen von Unilever scheinen dabei besser als die Maggi-Suppen von Nestlé abzuschneiden: Schon 2030 will Unilever klimaneutral sein.

Doch der Haken dabei: Der britische Konzern berücksichtigt dabei nicht die Emissionen aus der Landwirtschaft, die für die Rohstoffe seiner Produkte gebraucht werden. Eben dies macht aber den Löwenanteil aus. Seine Klimaziele sind also ziemlich seicht.   

Nestlé dagegen hat noch im letzten Jahr die Reduktion von knapp 10 Millionen Tonnen CO₂ durch neue Klimaprojekte aufgegleist. Ein Teil der Reduktion soll dem Konzern durch eine veränderte Logistik gelingen, die Sprit spart: Nestlé nutzt für sein gesamtes Transportwesen vermehrt den Zug sowie zunehmend auch Wasserstofflaster. Eine wesentliche andere Komponente seiner Klimaanstrengungen liegt im Stromsourcing. Für seine Fabriken und Büros weltweit setzt der Konzern auf erneuerbare Energien. Hierbei allerdings ist Nestlé darauf angewiesen, dass die Versorger ihre Stromproduktion umstellen.