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Ein Orangenbaum, der von Ungerechtigkeit erzählt

Plantage, Rosarno, Italien, 2010. 
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Am 7. Januar 2010 schiessen Jugendliche in Rosarno, einer kleinen Stadt im Süden von Italien, mit dem Luftgewehr auf schwarze Orangenpflücker, die von der Arbeit in ihre Baracken zurückkehren. Zwei von ihnen werden verletzt. Bei der darauffolgenden Demonstration von Landarbeitern kommt es zu schweren Zusammenstössen mit Teilen der einheimischen Bevölkerung. Nach Brandanschlägen auf die Unterkünfte der Saisonarbeiter werden nur zwei Tage später rund 800 schwarze Migranten in Bussen unter Polizeischutz aus der Stadt gebracht. 

Es ist nur eine der vielen bedrückenden Geschichten, die Eva Leitolf mit ihren Bildern erzählt – ohne sie zu zeigen. Zu sehen ist einzig ein Orangenbaum, dessen ungepflückte Früchte auf dem sumpfigen Boden liegen. Seit 2006 richtet die deutsche Fotografin und Professorin an der Freien Universität Bozen ihren Blick auf Orte in Europa und an den europäischen Aussengrenzen, die von Flucht und Migration geprägt sind.

Attiki-Platz, Athen, Griechenland, 2011.
Platz des Friedens, Sandersdorf, Deutschland 2014.

Auf ihren Recherchereisen studiert Eva Leitolf Medienberichte und Polizeiakten. Sie führt Tagebuch. Und sie spricht mit den Menschen: mit Migrantinnen, Saisonarbeitern, Aktivistinnen, Grenzbeamten. Die Texte, die daraus entstehen, sind für Leitolf ein «ganz elementarer Bestandteil» ihrer Arbeit. Sie begleiten die Fotografien in Form von Postkarten, die neben den Werken liegen.

Playa de los Lances, Tarifa, Spanien, 2009.

Im Kornhausforum Bern werden Aufnahmen von 2006 bis 2019 gezeigt: Es ist die erste umfangreiche Präsentation der bis heute andauernden Serie «Postcards from Europe» in der Schweiz. 

Fährüberfahrt, Melilla-Almería, Mittelmeer, 2009.

Ein Berg aus behelfsmässigen Holzleitern in der nordafrikanischen Enklave Melilla, zerrissene Fahnen in Tarifa, Spanien, leere Hauseingänge in Deutschland: Die Bilder von Leitolf zeigen keine Menschen, kein Leiden, sie heischen nicht nach Aufmerksamkeit oder Mitleid.

Leitern, Melilla, Spanien, 2006.

Sie machen vielmehr auf äusserst eindrückliche Weise die Spuren sichtbar, die Europa im Umgang mit Migrantinnen und Migranten hinterlässt. 

Jagdhütte, zwischen Beregsurany und Tarpa, Ungarn, 2009.

Ausstellung im Kornhausforum Bern, bis 30. Juli