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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Ein nächtlicher Einbrecher

Nachts, wenn die Schatten länger werden, wirkt auch jedes Geräusch bedrohlich.
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Mit einem Schlag bin ich wach. Es ist mitten in der Nacht, Geräusche haben mich aufgeweckt. Da ist jemand in der Wohnung! Es sind leise Schritte, ein Tappen, das auf dem schlecht verlegten Laminatboden gut zu hören ist. Ich wage kaum zu atmen, als ich merke, dass die Schritte näher kommen. Plötzlich – die Schlafzimmertür ist nur angelehnt – sind sie im Zimmer zu hören. Jemand schleicht um mein Bett! 

Mir geht allerhand durch den Kopf. Erstens: Da der Block, in dem ich wohne, wegen einer Fassadensanierung eingerüstet ist und ich aufgrund der sommerlichen Hitze die Wohnzimmerfenster offen gelassen habe, ist es ein Leichtes, bei mir einzusteigen. Zweitens kommt mir in den Sinn, was mir ein Bekannter während meiner Zeit in Ecuador einmal geraten hat: Wenn ein Einbrecher in deinem Schlafzimmer steht, sagte er, musst du dich schlafend stellen, sonst bringt er dich um. Zumindest in Südamerika ist diese Gefahr durchaus real.

Ich merke jedoch, dass ich nicht still liegen bleiben kann. Mein Herz pocht zu fest. Also nehme ich allen Mut zusammen, springe mit einem Ruck auf, mache gleichzeitig das Nachttischlämpchen an – und sehe vor meinem Bett ein halbwüchsiges Kätzchen, das mich mit grossen Augen anschaut. Miau!

Noch aufgewühlt, aber mit sanfter Stimme rede ich auf die Katze ein. Die beruhigenden Worte haben allerdings die grössere Wirkung auf mich als auf das Tierchen. Denn meiner Aufforderung, es solle doch wieder ins Freie gehen, kommt die Katze mitnichten nach. Also packe ich sie, trage sie auf den Balkon und schliesse das Fenster. Soll sie doch den Weg wieder runtergehen, den sie gekommen ist, denke ich. Und tatsächlich ist die Katze am nächsten Tag verschwunden – nicht aber ohne eine kleine Aufmerksamkeit hinterlassen zu haben, hat sie doch auf meinem Balkon noch rasch ihre Notdurft verrichtet.