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Meinung

Ein Ermüdungsbruch in Bayern

Markus Söder hat wirklich alles probiert: Erst versprach der CSU-Ministerpräsident den Bayern das Weiss-Blaue vom Himmel herunter, dann wagte er den Aufstand gegen die «Flüchtlings-Kanzlerin» Angela Merkel, um schliesslich seine Töne wieder zu mässigen und den gütigen Landesvater zu mimen. Nichts half, im Gegenteil. Mit jeder Wende, jeder Verzweiflungstat sank die CSU tiefer.

Die schwere Niederlage ist eine gerechte Strafe für Söders ratlosen, hysterischen Wahlkampf. Und sie bringt eine Zäsur. Ohne die Aura der absoluten Mehrheit schrumpft die CSU zu einer ganz gewöhnlichen christdemokratischen Partei. Was ihr im Moment unerträglich vorkommt, ist in Wirklichkeit ein Glück für Bayern. Und, wenn sie es richtig versteht, auch für die Partei.

Berlin wird erneut erschüttert

Es tut der CSU gut, muss sie ihre Selbstherrlichkeit nun ablegen, mit einem Partner regieren und sich der neuen gesellschaftlichen Realität stellen: Bayern ist in den letzten Jahrzehnten so vielfältig geworden, dass die Vorstellung, eine Quasi-Einheitspartei könne sie noch gültig abbilden, längst aus der Zeit gefallen ist. Gelingt es Söder, Bayern in den nächsten fünf Jahren überzeugend zu regieren, kann er durchaus Vertrauen zurückgewinnen. Die absolute Mehrheit aber, die ist auf Dauer verloren.

Das Wahlverdikt aus Bayern wird auch das bereits seit Monaten höchst erregte politische Berlin noch einmal erschüttern. Die CSU dürfte versuchen, ihren alten Patriarchen Horst Seehofer zu stürzen, der in Berlin als Innenminister regiert. Entscheidet sich der Machtkampf nicht schnell, wird er die Bundesregierung weiter zerrütten.

Der Blick auf Hessen

Für Merkels CDU sind die in zwei Wochen stattfindenden Landtagswahlen im benachbarten Hessen noch schicksalsträchtiger als die in Bayern. Dort regiert kein Regionalpopulist wie Söder, sondern mit Volker Bouffier ein Politiker, der seit fünf Jahren erfolgreich mit den Grünen koaliert und ganz auf Merkel-Linie liegt. Auch ihm werden schwere Verluste vorausgesagt. Stürzt er gar, dürfte in der CDU Verzweiflung um sich greifen. Bereits im Dezember, beim Parteitag, könnte diese dann auch der grossen Vorsitzenden Angela Merkel richtig gefährlich werden. Zur Ruhe kommen wird die deutsche Politik vorerst nicht.