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Kolumne «Miniaturen des Alltags»
Ein einzigartiges Geruchsprofil

Eine kleine Geschichte aus dem Alltag.
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BotTalk

Aufgewachsen bin ich im unüberwindbaren Zwiespalt zwischen Zalando-Paketen und der sich zuspitzenden Klimakrise. Während mich der Konsumwahn immer wieder in Versuchung bringt, probiere ich mit Hafermilch und Vegetarismus meine Integrität zu wahren. Um diesem inneren Konflikt zu entfliehen, habe ich ein neues Hobby entdeckt: die Schnäppchenjagd im Brockenhaus.

Unlängst brannte es mir wieder einmal unter den Fingernägeln, und so machte ich mich auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen – oder in meinem Fall nach dem gewissen Etwas, dem Fundstück zwischen Hawaiihemd und Paillettenblazer. Und tatsächlich wurde ich fündig. Hier lag sie, mitten im Dunstkreis von Motorradjacken und gepolsterten Smokings: meine neue Jacke.

Nach meinem Glücksgriff sass ich zufrieden im Tram, als ich einen komischen Geruch wahrzunehmen glaubte. «Irgendwie fischig», dachte ich mir. Ich blickte in die Runde. «Kommt der Geruch wohl aus dem Plastiksack dort? Oder aus der Take-away-Box?» Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: «Nein, ich bin die Fischige, oder besser gesagt: meine Jacke.»

Seither musste meine Jacke einen Marathon an Intensivwaschgängen und Auslüftungsmanövern auf dem Balkon über sich ergehen lassen: bisher ohne Erfolg. Meine Erklärungsversuche und die meiner Freunde für das einzigartige Geruchsprofil reichen von «Eindeutig Fischfang» bis hin zu «In dieser Jacke wurde jemand ermordet».

Momentan baumelt meine Jacke noch immer auf dem Balkon, unklar ist ihre Vergangenheit, unklar ihre Zukunft. Zugegebenermassen habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, über den penetranten Eigengeruch zu obsiegen. Denn wenn nicht, wird die Hafermilch wegen der vielen Waschgänge ein ernstes Wörtchen mit mir zu reden haben.