Bärenangriffe in Italien«Ein Bär hat mich gebissen, ich liebe dich»
Antonio Rabbia hat einen Bärenangriff knapp überlebt. Das Schicksal eines Sportlers, der kürzlich von einem Bären getötet wurde, wühlt ihn deshalb besonders auf.
Der Vorfall hat bei Antonio Rabbia traumatische Erinnerungen geweckt: Kurz vor Ostern ist im Trentino in Norditalien ein 26-jähriger Jogger von einem Bären angegriffen und getötet worden. Experten zufolge sind solche Vorfälle sehr selten, weil Bären scheu sind und normalerweise fliehen, wenn sie einen Menschen nur schon riechen. Das Exemplar, das den Sportler getötet hat, soll nun erlegt werden. Auch drei weitere Bären, die als gefährlich gelten, haben die Trentiner Behörden zum Abschuss freigegeben.
«Seit ich von diesem Horror gehört habe, muss ich ständig daran denken, welch unglaubliches Glück ich hatte und wie nahe ich dem Tod war – einem schrecklichen Tod», sagt Rabbia in italienischen Medien.
Ob sein Hund für ihn gestorben ist, weiss Rabbia zunächst nicht.
Am 21. Dezember 2022 geht der 33-jährige Ingenieur mit seinem Hund im Nationalpark Parco nazionale d’Abruzzo in Mittelitalien spazieren. «Plötzlich blieb mein Hund stehen und hob den Kopf. Ich sah zunächst zwei kleine Bären und dann ihre riesige Mutter, etwa fünfzig Meter von mir entfernt», erzählt Rabbia auf dem Onlineportal «Frosinone Today». Der Bär braucht nur ein paar Sekunden, um sich auf den Spaziergänger zu stürzen, ihn mit einem Prankenschlag zu verletzen und in den Bauch zu beissen.
Dann stürzen Mensch und Tier etwa zwanzig Meter einen Abhang hinunter. «Ich habe mich an einen Baum geklammert, während die Bärenmutter weiter nach unten rutschte.» Der Hund bellt den Bären an, was diesen zögern lässt und dem verletzten Rabbia Zeit verschafft, um sich in Richtung seines Autos zu schleppen. Dennoch ist er überzeugt, dass ihn der Bär gleich einholen und zerfleischen wird. In einer atemlos aufgenommenen Sprachnachricht verabschiedet er sich von seiner Frau und seinem zweijährigen Sohn. «Ein Bär hat mich gebissen, ich liebe dich.»
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Aber offensichtlich ist es dem Hund gelungen, den Bären zu vertreiben. Ob er dabei für sein Herrchen gestorben ist, weiss Rabbia zu diesem Zeitpunkt nicht. Er schafft es in sein Auto und holt Hilfe.
Über das Schicksal des jungen norditalienischen Joggers sagt Rabbia: «Ich kann die Angst und den Schrecken nachvollziehen, die dieser arme Junge empfunden haben muss.» An der öffentlichen Diskussion, ob es in einigen italienischen Regionen zu viele Bären gebe und ob Abschüsse berechtigt seien, will sich Rabbia nicht beteiligen. Aber er betont, dass dort, wo ihn der Bär attackiert habe, viele Fussgänger unterwegs seien, auch Familien mit Kindern. «Die Tiere sollten alle mit GPS-Sender ausgestattet und rund um die Uhr überwacht werden», fordert er.
Drei Tage nach der Attacke findet eine Frau im Wald Rabbias Hund. Er ist unverletzt.
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