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Eiger, Mönch und Jungfrau
Ueli Stecks Rekord fällt nach 21 Jahren: Dieser Mann ist fast zehn Stunden schneller

Nicolas Hojac beim Klettern in der Jungfrau-Region.
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Als der Bergsteiger Nicolas Hojac Anfang April auf dem Gipfel der Jungfrau steht, schickt er seiner Freundin eine Sprachnachricht. Zusammenfassung: «Alles gut gegangen.» Und vor allem: sehr schnell.

Gerade hat der 32-jährige Schweizer mit seinem österreichischen Partner Philipp Brugger die Nordwände an Eiger, Mönch und Jungfrau in einem Zug durchstiegen. Sie brauchten dafür 15 Stunden und 30 Minuten.

Das ist neuneinhalb Stunden schneller als der bisherige Rekord: Ueli Steck und Stephan Siegrist hatten die Nordwand-Trilogie 2004 in 25 Stunden geschafft.

In Hojacs Materiallager hängt noch heute ein Seil von Steck. Er hat es von dessen Frau geschenkt bekommen, nachdem Steck 2017 im Himalaja tödlich verunfallt war. Hojac und Steck waren Freunde und Bergpartner: Noch immer halten sie an der Eiger-Nordwand den Seilschaftsspeedrekord. Steck war es, der Hojac gezeigt hat, wie schnell er am Berg sein kann.

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Und jetzt also hat Hojac seinem Freund den Rekord an den drei Nordwänden im Berner Oberland abgenommen. Ihm und Brugger ist das gelungen, weil sie sich jahrelang darauf vorbereitet hatten. Mehrmals hatten sie versucht, die Tour in weniger als 24 Stunden zu schaffen. Einmal brach Brugger nach dem Eiger ein, später wurden sie von schlechten Bedingungen gestoppt.

Als sie in diesem April um 1 Uhr morgens am Fusse des Eiger stehen, wissen sie: Heute kann das klappen. In den 15 Stunden und 30 Minuten, die darauf folgen, mussten sie durch die Dunkelheit, sie mussten Entscheidungen treffen und Risiken eingehen – und sie assen auf dem Jungfraujoch eine Portion Pommes.

1 Uhr – am Fusse der Eiger-Nordwand

Hojac und Brugger steigen in die Eiger-Nordwand ein. Sie tragen Stirnlampen, sonst würden sie zu wenig sehen an dieser 1800 Meter hohen Wand, einer der berühmtesten Nordwände im Alpinismus. Sie wählen die Heckmair-Route, über die 1938 die Erstbegehung gelungen ist. Hojac kennt die Route bestens, darum übernimmt er den Lead.

6.43 Uhr – frisches Wasser auf dem Eiger

Knapp sechs Stunden nach dem Start stehen Hojac und Brugger auf dem ersten Gipfel. Auf dem Gipfelgrat erleben sie den Sonnenaufgang, und ganz oben, da wartet ein weiterer Bergsteiger auf sie: Adrian Zurbrügg ist mit den Skiern aufgestiegen und versorgt die beiden mit Wasser.

8.01 Uhr – Risikomanagement am Fusse des Mönch

Vor dem Einstieg in die Nordwand des Mönch müssen die beiden eine Entscheidung treffen: Können sie durch ein steiles Couloir aufsteigen und so Zeit sparen? Oder müssen sie die Stelle umgehen? Hojac steigt vor, und für einmal ist er mit dem 37-Meter-Seil nicht mit seinem Bergpartner verbunden. Damit er ihn nicht mitzieht, sollte er an dieser Stelle stürzen. Er sagt, dass er in diesem Moment die Grenze ausgelotet hat, sich aber noch immer in seiner Komfortzone bewegte.

Ueli Steck während eines Höhentrainings am Jungfraujoch in den Berner Alpen, in Winterkleidung und Skibrille.

10.55 Uhr – Blick auf die Uhr oben auf dem Mönch

Die Nordwand des Mönch, wie jene der Jungfrau deutlich einfacher zu durchsteigen als die Eiger-Nordwand, schaffen die beiden in knapp drei Stunden. Oben angekommen zeigt der Blick auf die Uhr, dass sie auf Rekordkurs sind.

11.53 Uhr – Pommes auf dem Jungfraujoch

Hojac und Brugger ernähren sich während der ganzen Tour vor allem von Gels. Weil diese zwar den Hunger stillen, aber kein Sättigungsgefühl erzeugen, führt Hojac Gummibärchen mit. Und dann gibt es auf dieser Tour etwas Einmaliges: Der Weg vom Gipfel des Mönch an den Fuss der Jungfrau-Nordwand führt über das Jungfraujoch und das dortige Restaurant. In diesem gönnen sich Hojac und Brugger 25 Minuten Pause – für eine Handvoll Pommes, die ihnen das Wirtepaar zubereitet hat.

14.07 Uhr – vor der letzten Nordwand

Ein paar Restbedenken bleiben, denn irgendetwas kann immer schiefgehen. Aber Hojac und Brugger wissen in diesem Moment, am Fusse der Jungfrau, dass der Rekord praktisch feststeht. Auch wenn die Nordwand der Jungfrau jene ist, die sie am wenigsten gut kennen. Einen Monat vor der Tour haben sie die Wand besichtigt.

16.30 Uhr – Rekord geschafft und Gedanken an Ueli Steck

Hojac sagt, dass er selten emotional werde. Aber hier oben auf der Jungfrau, da sei er nahe an den Tränen gewesen. Auch Ueli Steck hatte geplant, die Trilogie in weniger als 24 Stunden zu schaffen. Mit den 15 Stunden und 30 Minuten hat Nicolas Hojac das Projekt seines verstorbenen Freundes vollendet.