Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kolumne des Ombudsmanns
Echte künstliche Intelligenz 

Jederzeit chatten mit einem technischen System: Apps bringen künstliche Intelligenz aufs Smartphone.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

«Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können – das macht den Journalisten», hat der österreichische Schriftsteller Karl Kraus (1874–1936) bissig festgestellt. Der Wiener war ein Pressekritiker, der keinen und keine verschonte und Zeitungen vorwarf, die Trennung zwischen Nachricht und Meinung zu verwischen sowie Stimmungen zu erzeugen, statt Fakten zu berichten. 

Einzelne Leserinnen und Leser, so zeigen heftige Reaktionen, gehen mit Karl Kraus’ Einschätzung der Presse einig, zumindest was die Tamedia betrifft. Neben ungenügender Kompetenz diagnostizieren sie bei deren Journalistinnen und Journalisten auch mangelnde Intelligenz. Doch Hilfe ist heute in Sicht – dank künstlicher Intelligenz (KI). Sie sei, heisst es, leichter zu ertragen als natürliche Dummheit.

Künstliche Intelligenz sorgt in den Medien derzeit für Aufsehen, weil in den USA findige Köpfe herausgefunden haben, dass die Website CNET, welche über Technologie berichtet, insgeheim Dutzende längerer Artikel veröffentlichte, die von KI verfasst waren. CNET bestätigte den Befund, betonte aber, es habe sich um ein Experiment gehandelt. 

«Buzzfeed» will mit KI journalistische Inhalte generieren

Dass Medien künstliche Intelligenz einsetzen, ist nicht neu. Börsen-, Wetter- oder Sportberichte werden standardisiert bereits seit längerem aus Tabellen und Protokollen generiert, im Fall der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) seit 2015. Auch automatische Übersetzungsprogramme wie Deepl haben sich in der Praxis bewährt: «20 Minuten» zum Beispiel setzt welche ein, um News mehrsprachig zu verbreiten.  

Bemerkenswert im Fall von CNET ist der Umstand, dass ihre Artikel etliche faktische Fehler enthielten. Eine neuere Recherche hat zudem ergeben, dass der Schreibroboter für seine Artikel anderswo wörtlich abkupferte. Jüngst hat die US-Website «Buzzfeed» angekündigt, künftig KI einzusetzen, um journalistische Inhalte zu generieren. Gleichzeitig gab die Firma bekannt, zwölf Prozent ihrer Belegschaft zu entlassen. 

Character.ai simuliert Unterhaltungen mit historischen Figuren und Prominenten, während Dall-E oder Stable Diffusion aus Texteingaben Bilder kreieren.

Neu ist mit Chat GPT ein automatisiertes Dialogsystem der US-Firma Open AI im Netz frei zugänglich, ein ebenfalls fehleranfälliges Sprachverarbeitungsmodell, das gemäss dem Prinzip des Deep Learning mit gigantischen Textmengen gefüttert wird. Das System produziert auf entsprechend Befehle hin auch Fake News. Mit Bard hat auch Google jüngst ein Dialogmodell vorgestellt.

Die Version GPT-3 von Open AI verfasst längere Texte und kann Schulaufsätze oder Seminararbeiten schreiben. Derweil simuliert das KI-Programm Character.ai Unterhaltungen mit historischen Figuren und Prominenten, während Bildprogramme wie Dall-E oder Stable Diffusion aus Texteingaben Bilder kreieren – schöne neue Welt.

Bleibt abzuwarten, wie berechtigt die Sorge ist, dass KI dereinst nicht nur automatisch leicht zugängliche Nachrichten sammelt, sondern immer mehr Redaktionen, die sparen müssen, Schreibrobotern auch kreative Aufgaben anvertrauen, wie CNET das tat. Das besondere Fazit? Künstliche Intelligenz ist dem Astrophysiker Stephen Hawking zufolge wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann.