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Norwegen geht gegen Trottinette vor
«E-Scooter raus aus Oslo! Halleluja!»

Weltweit beliebt: Eine Frau fährt in Los Angeles einen E-Scooter. (Archivbild) 
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Keine guten Zeiten für E-Scooter-Firmen und -Fans. In Skandinavien bläst ihnen starker Gegenwind ins Gesicht, gerade ist Norwegen an der Reihe. «E-Scooter raus aus Oslo! Halleluja!», jubelte am Dienstag der Kommentator der Zeitung Aftenposten. Nein, ganz rausgeworfen werden die Scooter nicht aus Norwegens Hauptstadt, aber vom 10. September an gelten strenge, neue Regeln. Und ihre Zahl wird radikal zusammengestutzt: Oslo erlaubt in Zukunft nur mehr 8000 E-Scooter. Im Moment noch wird ihre Zahl geschätzt auf irgendwo zwischen 23'000 und 30'000. Höchstens jeder Dritte also darf bleiben.

Sie wollen sich ihre Stadt zurückholen. Man habe beschlossen, «die Rücksicht auf die vom Chaos betroffenen Einwohner über die Rücksicht auf die Unternehmen zu stellen», sagt der sozialdemokratische Stadtrat Andreas Halse. Die Klagen sind ähnliche wie auch anderswo: wildes Parken auf Gehsteigen, halsbrecherische Spasstouren zu mehreren auf einem Trottinett, starker Anstieg der Unfallzahlen. Im Juli meldeten Oslos Notaufnahmen mehr als 400 E-Scooter-Verletzte, doppelt so viele wie vor einem Jahr. Bemerkenswert: Fast die Hälfte der Unfälle geschah zwischen 23 Uhr und fünf Uhr morgens, die meisten Fahrer waren betrunken.

Fahrsperre für die Nachtstunden

Jetzt sollen sich nicht nur fast ein Dutzend Firmen das Kontingent von 8000 Scootern teilen, die neuen Regeln zwingen sie auch dazu, die Trottinette über die Stadt zu verteilen, sie zu warten – und mit einer Fahrsperre für die gefährlichen Nachtstunden zu versehen. Die Firmen sind gegen die Regeln vor Gericht gezogen, bezeichnen sie als erstickend. Die Stadt Oslo sieht sie hingegen als notwendige Reaktion auf einen Zustand, den viele als Geburtsfehler ansehen bei der Zulassung des E-Scooter-Geschäfts einst durch Norwegens rechtsliberale Regierung: Damals wurden die Scooter im Verkehr den Fahrrädern gleichgestellt und entzogen sich damit weitgehend jeder Regulierung.

Oslo ist nicht allein in seinem Feldzug. Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen war noch radikaler: Hier verbot die Stadt im Januar komplett das Parken von E-Scooter im Zentrum. Das Ergebnis: Aus der Innenstadt sind sie seither fast komplett verschwunden. Kopenhagen sei jetzt wieder eine «klassische Fahrradstadt», meldeten Reporter der Zeitung Svenska Dagbladet, die sich im August dort vergeblich auf die Suche nach einem E-Scooter gemacht hatten. Vergangene Woche schliesslich erliess auch Schwedens Hauptstadt Stockholm neue Vorschriften. In Zukunft braucht dort jede E-Scooter-Firma eine polizeiliche Genehmigung – und muss dafür pro Jahr und E-Scooter eine Gebühr von umgerechnet 140 Euro bezahlen.

Die Trottinette haben ihre Liebhaber – und sie haben ihre Verteidiger auch in der Politik, bloss geben diese sich oft nicht mehr zu erkennen. Mit einem Mal zeigt sich auch Norwegens Verkehrsminister Knut Arild Hareide – Minister jener wirtschaftsliberalen Regierung, die den E-Scootern im Land erst freie Bahn beschert hatte – öffentlich «tief besorgt» über Wildwuchs und Unfallzahlen bei den Scootern und stellt nun neue Regeln auch auf nationaler Ebene in Aussicht: ein ziemlich durchsichtiger Versuch der Wähleranbiederung kurz vor den Parlamentswahlen in zwei Wochen. Die Stimmung ist gekippt.