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Elektronische Bücher
Das neue E-Book kommt mit Farbdisplay

Der E-Book-Reader Tolino eignet sich in der farbigen Variante auch für Comics – seine Paradedisziplin ist das jedoch nicht. Im Bild der günstigere und etwas kleinere Shine Color.
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In Kürze:
  • Das neue Tolino-Modell hat ein Farbdisplay für eine schönere Darstellung der Bibliothek und des Stores.
  • Comics auf dem Tolino lesen ist möglich, jedoch bleibt ein Tablet die bessere Wahl.
  • E-Books sind in der Schweiz beliebter als in Deutschland.
  • Viele der Nutzerinnen und Nutzer sind Hybridleser, die zwischen E-Books und gedruckten Büchern wechseln.

Das neue Lesegerät von Orell Füssli sieht aus wie das alte. Zumindest bis man es einschaltet. Der entscheidende Unterschied zum Vorgängermodell ist das Farbdisplay: Der Tolino Vision Color kostet 199 Franken und hat auch einen besseren Prozessor eingebaut. Auch das günstige Modell gibt es neu in einer bunten Variante. Es heisst Tolino Shine Color und ist für 149 Franken erhältlich.

Bringt ein Farbdisplay einen Mehrwert? Die allermeisten Bücher beinhalten weisse Seiten mit schwarzer Schrift. Sie lassen sich auch mit einem monochromen E-Book-Reader ohne Komfortverlust lesen. Doch bei meinem Test stosse ich auf einen unerwarteten Vorteil: Die Auswahl der Lektüre macht mehr Spass, wenn die Coverabbildungen beim Stöbern im eigenen Fundus oder im Onlinestore in Farbe und nicht bloss Grau in Grau erscheinen.

Mit der elektronischen Tinte ist die Anzeige des E-Book-Readers auch in der prallen Sonne lesbar. Hier ausserdem der Vergleich zwischen monochromer und farbiger Darstellung beim Vision 6 von 2022 links und dem Vision Color von 2024.

Da liegt die Frage auf der Hand, wie gut das farbige Display für Comics, Bildbände und Reisebücher geeignet ist. Sie sehen am Bildschirm ansprechend aus, wobei zwei Dinge zu berücksichtigen sind: Erstens verwenden auch die neuen Modelle eine E-Ink-Anzeige. Im Vergleich zu OLED oder LCD beim Handy bzw. Tablet wirken die Farben weniger leuchtend und bunt. Für Inhalte, die auf Hochglanzpapier am besten zur Geltung kommen, eignet sich das Gerät nicht.

Tolino Vision Colors E-Ink-Display reagiert zu langsam

Der Hauptnachteil liegt in der relativ kleinen Abmessung des Bildschirms: Er misst beim Tolino Vision Color 7 Zoll in der Diagonale knapp 18 Zentimeter. Ein Comic im A4-Format hat fast genau doppelt so viel. Da das E-Ink-Display fürs Scrollen und Zoomen zu wenig schnell reagiert, liest man solche Comics am besten mit dem Lesegerät in horizontaler Lage: In dieser Darstellung wird eine hochformatige Seite im Comic auf zwei querformatige Displayseiten verteilt.

Das funktioniert, doch für die regelmässige Lektüre bleibt ein klassisches Tablet, z. B. ein grosses iPad, die bessere Wahl. Schöne Comics und edle Bildbände bleiben in der gedruckten Form am benutzerfreundlichsten.

Der Grössen- und Farbvergleich anhand des Asterix-Bands 14 «Asterix in Spanien». Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass die auf dem Reader zu sehende Variante nicht nur neu gelettert, sondern auch dezenter koloriert ist.

Und sie machen auch im Bücherregal am meisten her. Das dürfte einer der Gründe sein, weswegen das elektronische Buch auch anderthalb Jahrzehnte nach seiner Lancierung noch immer ein Nischendasein fristet – im wörtlichen Sinn: In den meisten Buchhandlungen gibt es eine Ecke, in der E-Reader ausprobiert werden dürfen. Doch die ist inmitten des gedruckten Angebots leicht zu übersehen.

Für Deutschland ist der Anteil am Umsatz gemäss Daten-Dienstleister Statista in den letzten zehn Jahren zwar stark gewachsen. Doch 2023 betrug er noch immer nur 6,1 Prozent (2013: 2,4 Prozent).

Kauf von E-Books und E-Reader seit Jahren schleppend

Orell Füssli Thalia will keine konkreten Absatzzahlen nennen. Mediensprecher Alfredo Schilirò vermeldet indes eine steigende Nachfrage. Das Verhältnis zwischen gedruckten und digitalen Werken beträgt gemäss seinen Angaben inzwischen neun zu eins – was deutlich höher wäre als in Deutschland.

«Wir sind überzeugt, dass der Aufwärtstrend bei E-Books und E-Reader nachhaltig ist», erläutert Schilirò. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer seien – unabhängig vom Alter – sogenannte Hybridleser: Sie würden sowohl digital als auch ab Papier lesen, je nach Situation. Unterwegs und auf Reisen kommt das elektronische Lesegerät zum Zug, zu Hause wird zum gedruckten Buch gegriffen.

Oft werde das gleiche Buch physisch und auch als E-Book gekauft. Zur steigenden Beliebtheit tragen schliesslich auch die geschäftlichen Kunden bei: Viele Schulen und Institutionen erwerben ihre Inhalte inzwischen in digitaler Form, wie Schilirò erläutert.

Kopierschutz nur noch bei Amazon Kindle

Mit dem Tolino Vision Color hat das elektronische Buch die technischen Mängel und Schwierigkeiten weitgehend überwunden. Bücher lassen sich entweder über den Store direkt am Gerät kaufen oder via Cloud auf den E-Reader verfrachten; der berüchtigte Kopierschutz ist abseits von Amazons Kindle weitgehend ausgestorben. Dank der Farbanzeige können per Stift Hervorhebungen und handschriftliche Kommentare in mehreren Farben vorgenommen werden.

Für Leserinnen und Leser, die bereits einen einigermassen aktuellen E-Book-Reader besitzen, ist der neue Bildschirm in Farbe kein zwingender Grund, auf das neueste Tolino-Modell umzusteigen. Doch wer bisher mit den digitalen Medien gefremdelt hat, für den könnte die Aussicht auf buntere E-Books ein Grund sein, eine Annäherung zu wagen.

Eine Befürchtung bleibt weiterhin unbegründet: Das gedruckte Buch wird auch mit der neuesten Reader-Generation nicht der Digitalisierung zum Opfer fallen.