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Durchbruch dank KI
ETH Zürich-Absolvent entziffert 2000 Jahre alte Schriftrolle

Eine der verkohlten Schriftrollen aus der Villa dei Papiri wird gescannt.
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Eine römische Schriftrolle aus Papyrus, welche beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 beinahe ganz zerstört wurde und bisher als unentzifferbar galt, ist von zwei Studenten und einem ETH-Absolventen aus Oberdorf im Baselbiet mithilfe von KI im Zuge eines Wettbewerbs teilweise entschlüsselt worden.

Julian Schilliger, der in Zürich im letzten August einen Robotik-Master abgeschlossen hat, beschreibt seine Erfahrung bei der «Vesuvius Challenge» auf Anfrage als «grossartig und erfüllend». Gemeinsam mit Youssef Nader aus Ägypten und Luke Farritor aus den USA strich er ein Preisgeld von 700’000 Dollar (612’000 Franken) ein. Dieses soll geteilt werden.

«Ich bin online auf die Challenge aufmerksam geworden. Das Thema und die Schnittstelle zwischen meinem Fachgebiet und der Geschichte hat mich von Anfang an gepackt», erzählt er. Er habe begonnen, Teil der Community zu werden und kleinere Verbesserungen einzubringen, bevor er sich nach seinem Studienabschluss für eine Auszeit bis Ende Jahr entschied. «Ich wollte mir Zeit nehmen, um mich voll darauf zu konzentrieren und mich zu verwirklichen».

Schon seit Jahren laufen Bemühungen in ganz unterschiedlichen Forschungsfeldern, die Texte der verkohlten Papyri wieder lesbar zu machen. Eine davon ist die angesprochene «Vesuvius Challenge», ein Wettbewerb zur Entwicklung von KI-Programmen, welche die Texte entziffern sollen. Er wurde letztes Jahr von Brent Seales, einem Informatiker an der Universität von Kentucky, und Geldgebern aus dem Silicon Valley ins Leben gerufen.

Und tatsächlich: Das von Schilliger und seinen Kollegen entwickelte Tool konnte eine Schriftrolle von Herculaneum analysieren, ohne das extrem brüchige Dokument zu entrollen. Das Trio setzte eine Kombination aus KI und 3-D-Mapping ein, um die Buchstabenformen in einem kleinen Teil der Schriftrolle erkennbar zu machen.

Durch Computertomografie wurde der aufgerollte Papyrus gescannt und den Forschenden zur Verfügung gestellt. Im Computer gelang es dann Schilliger mit Hilfe seiner KI-Weiterentwicklung, die Rolle virtuell zu glätten und nachzuvollziehen, wo sich Tinte befindet. So konnten digitale Abbilder der Texte generiert werden. Diese wurden verschiedenen Experten des Fachgebiets zur Korrektur vorgelegt.

Ein entrollter Herculaneum-Papyrus: Die meisten der Schriftrollen zerfielen zu Asche beim Versuch, sie zu öffnen.

Mehr als 2000 Zeichen – die ersten vollständigen Passagen – haben die drei jungen Männer bereits entschlüsselt, wie die Veranstalter diese Woche bekannt gaben. Das entspricht etwa 5 Prozent des gesamten Schriftstücks. Die Passagen sollen vom Philosophen Philodemus stammen, der die Bibliothek in der Villa dei Papiri kuratiert haben soll.

Der Text hält offenbar die Gedanken des Römers zum Thema Überfluss und Vergnügen fest: Er scheint zu verhandeln, ob eine Knappheit von Gütern sie automatisch vergnüglicher macht. «Wie auch bei den Nahrungsmitteln halten wir Dinge, die knapp sind, nicht sofort für absolut angenehmer als solche, die reichlich vorhanden sind», heisst es im ersten Satz. Andere Passagen befassen sich mit Kapern und einem Musiker namens Xenophantus.

Umgehend nächsten Wettbewerb angekündigt

Nach dem Durchbruch und der Vergabe des Hauptpreises hat die «Vesuvius Challenge» bereits ihren nächsten Wettbewerb angekündigt: 2024 sollen vier Schriftrollen zu mindestens 90 Prozent lesbar gemacht werden. Dabei darf sie offenbar auch auf die prominente Unterstützung durch Elon Musk zählen.

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Schilliger selbst nimmt an der nächsten Runde des Wettbewerbs nicht mehr in gleicher Form teil: Dank seinem Erfolg wurde er vom Projekt direkt angestellt. Sein entwickeltes Tool ist für alle Forschernden zugänglich. «Ich freue mich sehr auf die nächste Phase des Wettbewerbs.» Sein gewonnenes Preisgeld will er anlegen und in weitere Robotik-Passionsprojekte investieren.

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