Schweizer Cupfinal Duell von zwei Welten und eine Chance für den Cup
Am Sonntag trifft der Meister YB auf den Basler Titelverteidiger, dessen Trainer Marcel Koller einen Orden fordert für alles, was er in den letzten zwei Jahren mitmachen musste.
Im Club de Bâle treffen sich Menschen, die es sich leisten können, für eine Mitgliedschaft 12’000 Franken zu bezahlen. Hier fädelt die Basler Elite Deals ein, bei Zigarren und Drinks, auf der Terrasse mit Blick auf den Rhein und die Mittlere Brücke. Beste Lage, diskret, Toilettenbrillen aus dunklem Massivholz. Der Fussballer Timm Klose ist Verwaltungsrat dieses Clubs; Bernhard Burgener, der Besitzer des FC Basel, sitzt dem Gremium vor. Hier hat er sich mit Ciriaco Sforza getroffen und ihn dann zum neuen Trainer gemacht.
Der Zweijahresvertrag für den Aargauer ist die vorerst letzte Episode des rastlosen Basler Fussballsommers. Erst ist Sportdirektor Ruedi Zbinden über die Medien zurückgetreten, dann kündigte U-21-Trainer Alex Frei, und zuletzt drang nach aussen, wie unschön die Trennung vom hoch angesehenen Stürmer Ricky van Wolfswinkel abgelaufen sein soll.
Immer war die Medienabteilung einen Schritt zu spät. Weil einige auf eigene Faust kommunizieren, hat sie teilweise die Kontrolle darüber verloren, wie der FCB gegen aussen wirkt.
Burgener sagt, dass man immer ein Haar in der Suppe finde. Das Haar ist dick und lang.
Trainer Marcel Koller hat in diesem FCB zwei Jahre lang gearbeitet. Er sagt: «Ich möchte nicht überheblich sein. Aber normalerweise müssten wir einen Orden erhalten für das, was wir geleistet haben – und für alles, was wir ertragen und aushalten mussten.» Die Muttenzerkurve fordert von Burgener und seinem CEO Roland Heri seit Wochen den Rücktritt. In der Stadt hängen Banderolen, auf denen steht: «S’Maass isch voll» oder «Zit zum Goo!».
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70 Kilometer südlich lösen sie andere Aufgaben. Zum Beispiel muss der Materialwart der Young Boys wieder die alten Leibchen aus dem Schrank nehmen. Die Berner haben die neue Saison mit einem 3:1 gegen Klaksvik in der Champions-League-Qualifikation bereits begonnen. Am Sonntag spielen sie gegen den FC Basel um den Cupsieg, dann wieder im Trikot der Saison 2019/20.
Fraglich für den Final ist Guillaume Hoarau. Unlängst haben die Berner entschieden, sich von ihrer Überfigur zu verabschieden. Hoarau ist verletzungsanfällig und kostet viel Geld, deswegen stimmt für YB das Gesamtpaket nicht mehr. Sportchef Christoph Spycher sagt: «Guillaume liegt uns allen am Herzen. Aber wir müssen auch bei ihm kühl entscheiden. Das ist Teil unseres Erfolgsmodells. Und auf diesem Weg bleiben wir.»
Das Vorgehen sagt vieles aus über die Art, wie sie bei YB arbeiten. Wenn es nötig ist, entscheiden die nackten Fakten. Sie schaffen ein Arbeitsklima, in dem sogar der zweifache Meistertrainer Gerardo Seoane bleibt, obwohl ihn das Ausland wollte. Das hat auch mit dem engen Vertrauensverhältnis zu tun, das Seoane und Spycher pflegen.
Duell der Dominatoren
Am Sonntag stehen sich also zwei Welten gegenüber: Hier der unruhige Cup-Titelverteidiger, dort der besonnene Meister, der das erste Double seit 62 Jahren und den ersten Cupsieg seit 1987 anstrebt. Der Wettbewerb kämpft seit Jahren um Aufmerksamkeit. Und vielleicht tut es ihm gut, dass sich erstmals YB und Basel im Final gegenüberstehen, die Dominatoren der letzten Jahre.
YB weist seine Fans an, einen Cupsieg nicht im öffentlichen Raum zu feiern. Der FCB verzichtet bis am Freitag auf eine solche Meldung und appelliert an die Eigenverantwortung. Vielleicht halten die Basler einen Sieg aber auch für unwahrscheinlich. Marcel Koller sagt vor seinem Abschiedsspiel immerhin noch das: «Wenn wir gewinnen, dann trinken wir einen.» Wahrscheinlich träfe er sich dafür nicht im Club de Bâle mit Bernhard Burgener.
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