Günstige Waren vernichtet?Greenpeace beschuldigt Digitec Galaxus, retournierte Artikel zu zerstören – der Onlinehändler wehrt sich
Die Umweltschutzorganisation hat eine Studie veröffentlicht, die offenlegen soll, wie ein Teil der Rücksendungen entsorgt wurde. Der Onlineanbieter Digitec Galaxus streitet dies ab.
Greenpeace nimmt Digitec Galaxus ins Visier. Die Umweltschutzorganisation hat beim Detailhändler 25 Produkte bestellt, deren Wert je unter 120 Franken lag. Die Pakete hatte sie mit GPS-Trackern versehen und anschliessend zurückgeschickt, wie die Zeitung «Le Temps» berichtet.
Die Ergebnisse hat Greenpeace am Dienstag in einer Studie veröffentlicht. Der Vorwurf: Sechs der 25 Produkte wurden nach der Rücksendung zerstört. Dazu gehörten ein Radio, eine Tastatur mit Maus, zwei Toaster sowie zwei Überwachungskameras. «Wir gehen davon aus, dass Digitec Galaxus nicht versucht hat, die Produkte weiterzuverkaufen oder sie einer externen Organisation zur Wiederverwendung zu geben», so Greenpeace.
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Bei den zehn Produkten, die teurer als 50 Franken waren, habe es keine Probleme gegeben. Das bedeute, «dass Digitec Galaxus die retournierten Produkte wahrscheinlich weiterverkauft hat», kommt Greenpeace zum Schluss. Die übrigen Produkte seien «wahrscheinlich weiterverkauft oder verschenkt worden», so die NGO.
Aktivisten waren vor Ort
«Die zu entsorgenden Produkte wurden von Digitec Galaxus aus dem Retourenlager in ein Demontagezentrum geschickt», ist sich die Umweltschutzorganisation sicher. Die Produkte würden von dort auch an ein Recyclingunternehmen für elektrische und elektronische Geräte geschickt. Um Gewissheit über das Schicksal der Retouren zu haben, hätten Aktivisten die Route der Produkte verfolgt und seien vor Ort gewesen.
In den Fokus der Umwelt-NGO geriet der grösste E-Commerce-Anbieter der Schweiz, der zur Migros gehört, angeblich nach einem Gespräch mit einem Mitarbeitenden von Digitec Galaxus. Haushalts- oder Elektronikgeräte mit einem Wert von weniger als 50 Franken würden demnach in der Regel nicht kontrolliert und daher auch nicht weiterverkauft, so die Anschuldigungen.
«Wir vernichten die Produkte nicht, sondern recyceln sie als letztes Mittel.»
Greenpeace stellt nun Forderungen an Digitec Galaxus: Die Firma solle aufhören, noch brauchbare unverkaufte Produkte zu vernichten, und die Wiederverwertung, Reparatur und Aufarbeitung dem Recycling vorziehen.
Greenpeace-Unterstützer können im Rahmen der Kampagne ein vorgefertigtes Protest-E-Mail an Firmenchef Florian Teuteberg senden. «Aktuell wurden rund 6000 E-Mails verschickt», wie es auf Anfrage bei Greenpeace heisst.
Digitec Galaxus wehrt sich gegen die Vorwürfe
Mit den Anschuldigungen konfrontiert, wehrt sich Digitec Galaxus: «Wir prüfen die Rücksendungen, welche nicht defekt sind, sorgfältig und bieten sie, wenn möglich, zum Verkauf an. Einen grossen Teil davon verschenken wir. Nur Produkte, die wir nicht verkaufen können oder dürfen, werden aussortiert und recycelt», versichert ein Sprecher gegenüber der Zeitung. Und betont: «Wir vernichten die Produkte nicht, sondern recyceln sie als letztes Mittel.»
Doch wie viele der unverkauften Waren bei Digitec Galaxus werden tatsächlich zerstört? Greenpeace spricht in der Kampagne von 10 Prozent. Digitec Galaxus wehrt sich und legt Zahlen vor. Rund 1,75 Prozent aller Bestellungen werden demnach retourniert.
Weitere Firmen im Visier von Greenpeace
70 Prozent der Retouren werden von den Kundinnen und Kunden originalverpackt zurückgesendet und können damit neu verkauft werden. Bei 30 Prozent wurde die Verpackung geöffnet – diese Waren werden einzeln überprüft. Zwei Drittel davon kommen dann nach Angaben des Unternehmens als gebrauchte Waren in den Wiederverkauf. Ein Drittel wird demnach gespendet oder recycelt. «In Wirklichkeit spenden wir gut die Hälfte der Rücksendungen, die wir nicht wieder aufbereiten können oder wollen», so der Sprecher gegenüber «Le Temps».
Digitec Galaxus ist nicht die einzige Firma, die ins Visier von Greenpeace geraten ist. Die NGO hat noch sieben weitere Unternehmen aus der Elektronik- und Kleiderbranche befragt, darunter H&M, Zalando, Inditex, Interdiscount, Competec, Apple und Fust. «Alle Detailhändler zerstören neue Ware. Das ist inakzeptabel», kommt Greenpeace zum Schluss.
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