Wahlen in St. PetersburgDieser russische Politiker hat plötzlich zwei Doppelgänger
Im Vorfeld der Regionalwahlen tauchen zwei Gegenkandidaten des Oppositionspolitikers Boris Wischnewski auf. Sie tragen seinen Namen. Und sehen aus wie er.
Drei Mal Boris Wischnewski, drei Mal graue Haare und drei grau melierte Bärte sind auf dem Wahlplakat in St. Petersburg zu sehen. Der Opposition gehört nur einer der dreien an – aber welcher? Der echte Boris Wischnewski kandidiert für das Regionalparlament in St. Petersburg und gehört der Oppositionspartei Jabloko an. Zwischen seinen Gegenkandidaten ist er nun aber nur noch an der Krawatte zu erkennen.
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«Das soll die Wähler desorientieren, sodass die Doppelgänger mit dem Echten verwechselt werden, und anstelle des echten Wischnewski einer der falschen gewählt wird», sagt der echte Wischnewski in einem Interview. So etwas habe er noch nie gesehen, so der 65-Jährige und hält fest, dass es sich um politischen Betrug handle.
Umbenannt und umgestylt
Lange heissen die beiden anderen Kandidaten noch nicht Boris Wischnewski. Die russische Zeitung «Novaya Gazeta» deckte auf, dass ein gewisser Viktor Bykow Anfang Juli seinen Namen zu Boris Wischnewski änderte. Der andere Doppelgänger hiess zuvor Alexei Schmelew und ist Vertriebsleiter einer Petersburger Firma.
Doch es blieb nicht nur beim Namenswechsel. Auch das Aussehen wurde angepasst, berichtet der «Guardian». Gemäss Wischnewski liessen sich seine beiden Konkurrenten den Bart wachsen und reichten möglicherweise auch bearbeitete Bilder bei der Wahlbehörde ein. Auf einer Petersburger Regierungswebsite ist so auch ein um Jahre jünger aussehender Viktor Bykow mit vollem Haar zu sehen.
Wischnewskis neue Namensvetter sind in guter Gesellschaft. In mindestens drei Moskauer Distrikten seien Doppelgänger-Kandidaten im Rennen, berichtet die Online-Zeitung «Meduza». Dies geschehe meist bei Kandidaten der Kommunisten, welchen gute Wahlchancen eingeräumt werden. Ein «Double» mit einem ähnlichen Namen zu nominieren, ist eine weitverbreitete Taktik, um die Wählerstimmen zu teilen und einem anderen Kandidaten den Sieg zu liefern.
Obwohl grundsätzlich erwartet wird, dass die RegierungsparteiGeeintes Russland» als Gewinnerin aus Russlands Wahlzyklen hervorgeht, fallen diese ab und zu knapp aus. Die zunehmende Opposition gegen Präsident Wladimir Putin und seine Partei sowie die Unterstützung für die Kommunistische Partei der Russischen Föderation (KPRF) dürfte dem russischen Machthaber Sorge bereiten.
Keiner der beiden Doppelgänger Wischnewkis ist bisher in der Öffentlichkeit aufgetreten oder hat öffentlich Wahlkampf betrieben. Was die Motivation seiner neuen Namensvettern sei, wisse er nicht, sagt der echte Wischnewski. «Ich denke aber nicht, dass sie zugestimmt haben, sich ohne Gegenleistung so zu blamieren», so Wischnewski. Die beiden Doppelgänger-Wischnewskis äusserten sich nicht.
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