Frauen im MännersportUnser Boss ist eine Frau
Florence Schelling wird Sportchefin beim SC Bern – und damit zur Pionierin im globalen Eishockey. Die erste Frau, die den Männern auf sportlicher Ebene den Tarif durchgibt, ist sie aber nicht.
Vicky Mantegazza
Seit 2011 Präsidentin des HC Lugano: Vicky Mantegazza. (Foto: Keystone)
Sie war die erste Vorreiterin im Schweizer Eishockey: Vicky Mantegazza leitet seit 2011 die Geschicke des HC Lugano. Bis heute ist sie die einzige Frau an der Spitze eines National-League-Clubs. Ihr Vater Geo investierte in den 1980er-Jahren in den Tessiner Club und führte ihn ebenfalls als Präsident. Vicky Mantegazzas Posten nur darauf zurückzuführen wäre aber vermessen: Ihre beiden Vorgänger hielten sich beide nicht länger als drei Jahre im Amt, die 54-Jährige startet dagegen in wenigen Monaten bereits in ihr zehntes Amtsjahr – und das mit Erfolg. Seither verpasste das Team nie mehr die Playoffs, 2016 und 2018 stand Lugano im Playoff-Final.
Gigi Oeri
Hat den FC Basel in den 00er-Jahren geformt: Gigi Oeri. (Foto: Keystone)
Die Deutsch-Schweizerin ist das Pendant zu Mantegazza im Schweizer Fussball. Gigi Oeri investierte ab 1999 in den FC Basel und wurde das erste weibliche Mitglied eines Verwaltungsrates in der höchsten Schweizer Liga. 2006 stieg sie zur Präsidentin und immer mehr auch zur Basler Identifikationsfigur auf. Als die damals 57-Jährige im Januar 2012 ihr Amt abgab, flossen die Tränen und die Pionierin wurde zur ersten Ehrenpräsidentin des FCB ernannt. Unter ihr holte das Team drei Meistertitel, drei Cupsiege und spielte mehrfach in der Champions League.
Monisha Kaltenborn
(Foto: Getty)
Als Peter Sauber ankündigte, den Chefposten bei seinem Formel-1-Team zu räumen, tat er es mit einem Paukenschlag. Er nominierte Monisha Kaltenborn als neue Leaderin – sie sollte die erste Chefin eines Rennstalls in der Königsklasse werden. Dort begann sie 2000 in der Rechtsabteilung, bereits ein Jahr später stieg sie zum Mitglied der Geschäftsleitung auf. Im Oktober 2012 kam dann die Krönung ihrer Motorsportkarriere, als sie Sauber beerbte. Fast fünf Jahre hielt sie sich auf dem Posten, ehe sie am 21. Juni 2017 aufgrund der jahrelangen finanziellen Problemen und Erfolglosigkeit gehen musste.
Christina Nigg
(Foto: Keystone)
Sie hatte viel einstecken müssen, noch bevor Christina Nigg ihren ersten offiziellen Boxkampf austragen durfte. Doch die Berner Oberländerin kämpfte, für sich und für die Rechte der Frauen, und erwirkte dadurch, dass im Jahr 1996 der Schweizerische Boxverband auch Frauen eine Lizenz erteilte – zuvor war diese noch verweigert worden. So war sie am 20. April 1996 die erste Schweizerin, die in den Ring stieg, ein Jahr später wurde sie Profi – auch hier war sie Türöffnerin, denn der Boxverband vergab Frauen keine professionelle Boxlizenz. Deshalb trat sie mit einer US-Lizenz an, bis 1999 auch Schweizer Profilizenzen für Frauen erteilt wurden. Da war sie schon knapp ein Jahr lang Weltmeisterin – sie besiegte die Mexikanerin Elizabeth Sanchez nach vier Runden. Im Jahr 2000 hatte sie im Alter von 39 Jahren genug und trat zurück.
Nicole Petignat
(Foto: Keystone)
Fussball spielte sie selber noch, und das sogar ziemlich gut. Doch nach zwei Saisons in der NLA bei Renens (1983 und 1984) war Nicole Petignats Karriere in der höchsten Schweizer Liga wieder vorbei – und sie wurde Schiedsrichterin. Dabei besuchten sie den Kurs nur ihrer Zwillingsschwester Dominique zuliebe. «Sie hörte aber schnell wieder auf, weil sie schwanger wurde», erzählte Petignat mal gegenüber Fifa.com. Sie jedoch blieb, und stieg immer weiter auf. Bis zur Spitze, sie wurde die erste Frau, die in der höchsten Schweizer Männerliga pfeifen durfte. 91 Spiele leitete sie dort, dazu leitete sie am 14. August 2003 als erste Frau ein Uefa-Cup-Spiel der Männer. Bei den Frauen wurden ihr zudem die ganz grossen Spiele anvertraut: 1999 pfiff sie den WM-Final, 2001 zudem das Endspiel der Europameisterschaft. Ende 2008 trat die Jurassierin im Alter von 42 Jahren zurück.
Katie Sowers
(Foto: Keystone)
30 Jahre jung war Katie Sowers, als sie ihre Football-Karriere wegen Hüftproblemen beenden musste. Doch dieser Rückschlag ermöglichte ihr, gleich in doppelter Hinsicht Pionieren zu werden. 2019 wurde sie die erste Frau und die erste geoutete Homosexuelle, die einen Trainerposten in der NFL erhielt. Sowers coachte als Assistentin bei den San Francisco 49ers die Offensive – in ihrer ersten Saison erreichten die 49ers die Super Bowl, verloren dort allerdings gegen die Kansas City Chiefs.
Ana Carrasco
(Foto: Getty)
Ana Carrascos Karriere begann früh. Sehr früh. Dreijährig war die Spanierin, als sie erstmals auf einem motorisierten Kinderrad war. Und ihr Vater, der Mechaniker bei einem Motorrad-Rennstall war, nahm klein Ana immer wieder mit zur Arbeit. Da war der Traumberuf Rennfahrerin irgendwie naheliegend. Was damals aber noch niemand ahnte: Carrasco würde Rekorde brechen. 14 war sie, als sie ihr erstes Töffrennen in der spanischen Meisterschaft der 125-Klasse gewann. 2017, also knapp sechs Jahre später, wurde sie zur ersten Frau, die ein WM-Rennen gewinnen konnte. Auf ihrer Kawasaki Ninja 400 folgte ein Jahr danach der ganz grosse Triumph: Sie gewann den Titel der Supersport-300-Weltmeisterschaft – auch das war vor ihr keiner Frau gelungen.
Corinne Diacre
(Foto: Keystone)
121 Länderspiele bestritt Corinne Diacre für das franzöische Nationalteam, nach ihrer Fussballkarriere startete sie ihre Laufbahn als Trainerin. Im Frühjahr 2014 erhielt sie als erste Frau das höchste französische Trainerdiplom, wenige Monate später verpflichtete sie Clermont Foot für das Männerteam der Ligue 2 als Headcoach. Natürlich war sie auch hier die erste weibliche Trainerin. Nach einem 12. Rang in der Debütsaison stand Clermont in der zweiten Spielzeit mit Diacre an der Seitenlinie lang auf einem Aufstiegsplatz, beendete die Saison dann auf dem 7. Rang. Ende 2015 wurde sie zudem von «France Football» zur besten Zweitliga-Trainerin des Jahres gekürt. 2017 wechselte Diacre zurück zu den Frauen und übernahm das französische Nationalteam. An der Heim-WM 2019 erreichte Frankreich den Viertelfinal, dort verlor das Team gegen die späteren Weltmeisterinnen aus den USA 1:2.
Wen haben wir vergessen? Schreiben Sie es in die Kommentarspalte
Eisbrecher – der Hockey-Podcast von Tamedia
Die Sendung ist zu hören auf Spotify sowie auf Apple Podcast. Oder direkt hier:
Fehler gefunden?Jetzt melden.