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Meinung

Die perfekte ZSC-Saison
Wer sagt, dieser Titel sei gekauft, versteht den Sport nicht

ZSC Lions Spieler jubeln nach ihrem Sieg im Eishockey National League Playoff Finale gegen Lausanne HC am 15. April 2025 in Lausanne.
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In Kürze:
  • Die Zürcher gewannen die Meisterschaft und die Champions League.
  • Auch beim Nachwuchs räumten sie alle Titel ab.
  • Ein wichtiger Faktor ist ihr eigenes Stadion, wo sie im Playoff fast unbesiegbar geworden sind.
  • Der Zuschauerrekord erreichte mit 11’544 pro Spiel neue Dimensionen.

Es ist einige Wochen her, dass Christian Marti zu Beginn des Playoff von einem Zürcher Journalisten gefragt wurde, ob das Team nach dem Gewinn der Champions League noch hungrig sei. Der ZSC-Verteidiger, der auf dem Eis hart zupackt, ist ein höflicher Mensch. Er wollte den Journalisten nicht brüskieren und überlegte sich eine diplomatische und gleichwohl ehrliche Antwort.

Er hätte sagen können: «Was für eine dumme Frage! Hungrig? So denken doch Profiathleten nicht. Hat das jemand Roger Federer nach seinem siebten Wimbledon-Sieg gefragt? Oder Rafael Nadal nach seinem 13. Paris-Titel? Oder Marco Odermatt nach seinem dritten Weltcup-Gesamtsieg?» Natürlich sagte das Marti nicht. Er antwortete vielmehr, es wäre doch schade, wenn man eine gute Chance auf den Titel verpassen würde. Jetzt, da gerade so viel zusammenpasse.

2009 waren die ZSC Lions nach dem Champions-League-Titel gegen Magnitogorsk im Playoff-Viertelfinal mit 0:4 an Fribourg gescheitert. Sie hatten nach ihrem grossen Triumph gedanklich Mühe, in den Meisterschaftsalltag zurückzukehren. Ihr sportlicher Europa-Feldzug war von niemandem erwartet worden, und sie schafften es danach nicht mehr, die nötige Opferbereitschaft aufzubringen. 

Der Sieg in der Champions League war ein Saisonziel

Diesmal war es anders: Die ZSC Lions wussten, dass sie in der Champions League zu den Mitfavoriten zählen, wenn sie gut spielen. Und diesen Wettbewerb zu gewinnen, definierten sie als eines ihrer Saisonziele.

Nach dem 2:1-Finalsieg über Färjestad von Mitte Februar schwebten sie nicht auf den Wolken, sondern richteten ihren Fokus bald wieder auf ihr Tagesgeschäft. Mit grossem Erfolg: Als drittem europäischem Club gelang ihnen das Double Champions League und der Meistertitel – nach dem schwedischen Västra Frölunda (2016) und dem finnischen Tappara Tampere (2023).

ZSC Lions feiern den Sieg der Champions Hockey League 2024/2025, Mannschaft posiert mit Trophäe auf dem Eisfeld in Zürich.

So gelang ihnen die perfekte Saison. Das Erfolgspuzzle wird komplettiert durch ihre Dominanz bei den Junioren: Erstmals überhaupt siegten sie auf allen Stufen: U15, U17 und U20 Elit sowie bei der U20 Top. Und das, obschon andere Clubs wie der EV Zug oder der EHC Biel inzwischen auch viel mehr in die Nachwuchsförderung investieren und grosse Schritte vorwärts gemacht haben. Zum Wohl des Schweizer Eishockeys.

Die grosse Genugtuung von Präsident Walter Frey

Als Walter Frey 1997 Präsident der ZSC Lions wurde, propagierte er seine Philosophie der Pyramide mit einer breiten Basis als Voraussetzung für die Spitze. Und daran hielt er während Jahren eisern fest. Es muss für ihn die grösste Genugtuung sein, nun Titel auf fast allen Stufen zu feiern. Nur die GCK Lions in der Swiss League, die zahlreiche Spieler in die National League lieferten, und die Frauen hatten weniger erfolgreiche Saisons.

Ein zentraler Faktor für den Erfolg ist das eigene Stadion geworden, auch das ein Herzensprojekt von Frey. 2022 zogen die ZSC Lions in die Swiss-Life-Arena ein, und die ist inzwischen für die Gegnerschaft zur fast uneinnehmbaren Festung geworden. Die Zürcher gewannen im Playoff die letzten 16 Heimspiele in Serie und schöpften da auch jeweils aus der fantastischen Stimmung.

Der «Limmatblock», der sich nach dem Umzug nach Altstetten formierte, ist ein wichtiger Teil des Stadionerlebnisses geworden und gefällt immer wieder mit seinen kreativen Choreos. Obschon die  ZSC Lions den Verkauf von Saisontickets auf rund 9000 limitierten, verzeichneten sie in diesem Winter einen weiteren Zuschauerrekord: Mit 11’544 Besucherinnen pro Spiel erzielten sie eine Auslastung von 96 Prozent. Zürich ist zu einer Eishockeystadt geworden.

Fans der ZSC Lions präsentieren eine beeindruckende Choreografie während des Playoff-Finals der National League gegen Lausanne HC, mit einem grossen Banner und den Spielern auf dem Eis. Text auf dem Banner: ’OISI LIEDER TRIIBED OI AH!’.

Ausserhalb von Zürich pflegen Neider gerne zu argumentieren, es sei auch nicht so schwierig, mit dem Geld von Walter Frey den Erfolg zu kaufen. Doch das ist ein Trugschluss. Der HC Lugano etwa, der lange auf den grosszügigen Zustupf seines Mäzens Geo Mantegazza zählen konnte, wartet seit 2006 auf den nächsten Meistertitel. Natürlich, Geld ist eine Voraussetzung, um ein Spitzenteam zu finanzieren, aber es garantiert noch längst keinen Erfolg.

Know-how und Kontinuität auf allen Ebenen

Der grosse Trumpf der ZSC Lions ist, dass sie seit 1997 eine klare, nachhaltige Strategie verfolgen und auf der Führungsebene Konstanz haben. Nicht nur beim Präsidenten, sondern auf allen Ebenen. CEO Peter Zahner ist seit 2007 dabei, Juniorenchef Edgar Salis in verschiedenen Funktionen seit 2008, der frühere ZSC-Captain und heutige Stadionchef Bruno Vollmer seit 2010. Ihr gesammeltes Know-how ist ein grosses Kapital für diese Organisation. 

Marco Bayer, Trainer der ZSC Lions, während des vierten Playoff-Finalspiels gegen Lausanne HC in Zürich am 22. April 2025.

Schliesslich zeigte sich, dass die Durchlässigkeit auf allen Stufen funktioniert. 17 bei den ZSC Lions ausgebildete Spieler kamen in dieser Saison zum Einsatz und nehmen Schlüsselrollen ein wie Patrick Geering, Dean Kukan, Sven Andrighetto, Denis Malgin, Willy Riedi, Justin Sigrist oder Chris Baltisberger.

Die ZSC Lions haben Top-Ausländer, vor allem aber auch den klar stärksten Schweizer Kern aller National-League-Teams. Und diesmal zogen sie mit dem Dübendorfer Marco Bayer sogar den Coach aus dem Farmteam nach, als Marc Crawford nach Vancouver zurückkehrte.

Die ZSC Lions zeigen, wie wertvoll es ist, sich auf eigene Werte und personelle Ressourcen zu besinnen.