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Mamablog: Kleinkind macht Fortschritte
Die unterschätzten letzten Male

Was kommt als nächstes? Die kleinen und grossen Abschiede bedeuten letztlich auch, dass ein neues Kapitel beginnt.
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Mein Mann sagte es mir ganz beiläufig. «Ach ja, sie nimmt jetzt eigentlich keinen Schoppen mehr.» Ich war gerade von einer viertägigen Geschäftsreise zurückgekommen. Und vielleicht lag es auch daran, dass ich die ganze Zeit vor Sehnsucht fast geplatzt war, und mir die obligatorischen Rabenmutter-Vorwürfe machte. Doch die Nachricht, dass mein Kind jetzt zum Einschlafen keine Milch mehr trinkt, brachte mich fast zum Weinen.

Nicht, weil ich so gerne den Schoppen wärme. Natürlich ist es toll, die Fläschchen endlich los zu sein, mehr Platz im Küchenschrank, weniger zu tun vor dem Ins-Bett-Bringen. Aber ich realisierte eben auch, dass ich einen wichtigen Moment verpasst hatte. Und dass es nicht der erste dieser Art war.

Ich liebe zum Beispiel dieses blaue Sweatshirt mit einer riesigen Tomate drauf. Doch als ich es meiner Tochter kürzlich anziehen wollte – keine Chance. Croptops mögen noch immer angesagt sein (warum auch immer), aber nicht bei Kleinkindern. Wann sie den Pulli das letzte Mal anhatte? Ich kann mich nicht erinnern.

Und dann war da noch das letzte Mal «fikken». Es ist nicht so, wie Sie denken. Auch ich war zunächst überrascht, als meine Tochter im Tram den Mitreisenden verkündete: «Mama au fikken.» Doch als sie dann zu Hause auf ihre kleinen roten Hausschuhe zeigte und das Wort wiederholte, war klar: Sie hatte den anderen Menschen nur mitgeteilt, dass auch ich Finken besitze. Leider werden sie das nie erfahren.

Wann endlich höre ich das letzte Mal dieses super-merkwürdige Sandmännchen-Lied?

Inzwischen sagt sie ganz korrekt «Finken». Aber seit wann das so ist? Keine Ahnung. Aus «Lasse» wurde ausserdem mittlerweile ein Glacé, aus «I-uppe» Sirup, aus «Fann» ein richtiger Elefant. Sehr aufmerksam beobachte ich nun, wie lange es noch dauert, bis statt «Saasaa» das Schlafen verteufelt wird.

Und dann sind da die letzten Male, die noch bevorstehen. Wann wechsle ich die letzte Windel? Wann braucht sie das letzte Mal einen Nuggi? Wann, wann endlich, höre ich das letzte Mal dieses super-merkwürdige Sandmännchen-Lied? Darauf warte ich sehnsüchtig.

Von kleinen Abschieden und neue Kapiteln

Denke ich zumindest, denn: Eigentlich hätte ich auch gedacht, dass ich es toll finde, wenn meine Tochter nicht mehr in unserem Bett schlafen möchte. So kam es aber nicht. Sie hatte zwar von Anfang an ihr eigenes Zimmer und ihr eigenes Bettchen. Aber manchmal durfte sie eben zu uns.

Doch meine Tochter hat aktuell kein Interesse mehr daran, und gibt uns das auch sehr deutlich zu verstehen. Das geschah schneller, als ich erwartet hatte. Und ein bissche hoffe ich, dass es sich beim letzten Mal im Elternbett nur um ein vorläufiges handelt. Weil es eben schon schön ist, das kleine Körperchen neben sich zu spüren, den regelmässigen Atem zu spüren (zumindest so lange, bis man von einem Tritt in die Nase aufwacht, weil das Kind wieder quer liegt).

Sie klingt jedes Mal ein bisschen weniger wie ein Kleinkind.

Mit jedem dieser kleinen Abschiede rücken eben auch die grossen näher. Es ist natürlich toll, wenn mein Kind mehr Worte richtig ausspricht und sich besser verständigen kann. Doch sie klingt eben auch jedes Mal ein bisschen weniger wie ein Kleinkind. Vor meinem inneren Auge sehe ich sie dann schon, wie sie sich weigert, mich zum Abschied zu umarmen, geschweige denn mir einen Kuss zu geben, weil das ja saupeinlich ist. Diese Nähe, die für mich gerade selbstverständlich ist, wird es so nicht immer geben.

Doch bei aller Wehmut: Die kleinen und grossen Abschiede bedeuten letztlich auch, dass ein neues Kapitel beginnt. Ein neues Kapitel in der spannendsten Geschichte, die ich in meinem Leben bisher miterleben durfte. Und bislang war jedes davon fantastisch.