Kommentar zu Replay-TVDie TV-Sender schaufeln sich ihr eigenes Grab
Beharren die Fernsehstationen weiterhin auf hohen Abgaben für Replay-TV, werden sie auf die Dauer noch mehr Zuschauer verlieren.
Bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ist Replay-TV sehr beliebt. Allerdings ist diese Funktion den Fernsehsendern schon länger ein Dorn im Auge. SRF, 3+ und Co. befürchten rückläufige Werbeeinnahmen, weil mit dem zeitversetzten Fernsehen die lästige Reklame einfach überspult werden kann.
Mit den Anbietern von digitalem TV wie Swisscom, Sunrise UPC sowie Salt haben sich die Fernsehstationen deshalb auf Abgaben geeinigt, um für entgangene Werbegelder entschädigt zu werden. Für das laufende Jahr haben die Sender eine Erhöhung dieser Gebühren durchgesetzt. Doch das ist eine kurzsichtige Politik.
Denn erste Netzbetreiber sehen sich gezwungen, die Kosten auf ihre Kundschaft abzuwälzen. So verrechnet der Winterthurer Internetanbieter Init7 Replay-TV neuerdings mit 11 Franken im Monat separat. Andere Betreiber werden nachziehen.
Das junge und werberelevante Publikum wird sich noch stärker anderen Angeboten wie Netflix oder Disney+ zuwenden.
Die Folgen sind absehbar. Die wenigsten Konsumenten sind bereit, einen Aufpreis für Replay-TV zu bezahlen. Und auch die Möglichkeit, die Funktion im Austausch gegen Zwangswerbung weiterhin kostenlos nutzen zu können, ist unattraktiv. Gerade das junge und werberelevante Publikum wird sich noch stärker anderen Angeboten wie Netflix oder Disney+ zuwenden, die keine Extrakosten verursachen und gleichzeitig reklamefrei sind.
Auf mittlere und lange Sicht werden die Sender mit ihrer traditionellen Denkweise Zuschauer verlieren. Ohne uneingeschränktes Replay-TV haben diese immer weniger gute Gründe, im digitalen Zeitalter die linearen Fernsehprogramme zu nutzen.
Den Aufpreis zu verweigern, ist denn auch eine der wenigen Möglichkeiten, wie die Konsumenten ihren Unmut deutlich zeigen können. Da wäre ein wenig Unterstützung von einflussreicher Stelle doch wünschenswert. Es ist schon auffallend, wie wenig von Konsumentenschützern und Parlamentarierinnen zum Thema zu hören ist.
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