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Temperaturen bis fast 50 Grad
Kanadische Ortschaft in der tödlichen «Hitzekuppel» durch Brand zerstört

Sanitäter kümmern sich um einen Patienten mit Verdacht auf Hitzschlag in Salem, Oregon (26. Juni 2021).
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Die anhaltende Hitzewelle hat in Kanada nach Angaben der Behörden zu Hunderten Todesfällen beigetragen. Von Freitag bis Mittwoch seien in der Provinz British Columbia 486 plötzliche und unerwartete Todesfälle gemeldet worden, teilte die Gerichtsmedizin der Westküstenprovinz am Mittwoch mit. Diese Zahl werde vermutlich noch steigen. Sie liege 195 Prozent über dem Durchschnitt. Die Behörde geht davon aus, dass der starke Anstieg mit der extremen Hitze zusammenhängt, die Kanada und den Nordwesten der USA getroffen hat.

Am Dienstag verzeichnete der kanadische Wetterdienst den dritten Tag in Folge einen neuen landesweiten Temperaturrekord in Lytton in der Provinz British Columbia: Die Temperaturen stiegen dort auf 49,5 Grad Celsius. Eine Bewohnerin Lyttons sagte zu «Globe & Mail», dass es fast unmöglich sei, nach draussen zu gehen. «Es ist unerträglich. Wir versuchen, so viel wie möglich drinnen zu bleiben. Wir sind heisse Tage gewohnt, aber 30 Grad ist etwas ganz anderes als 47.» Da sie keine Klimaanlage besitze, habe sie ihre fünfjährige Tochter zu ihrer Familie nach Mission geschickt, wo die Temperaturen etwas kühler sind.

Feuerwalze zerstört Lytton

Am Mittwoch hat eine Feuerwalze das Dorf überrollt und dabei grosse Zerstörung angerichtet. 90 Prozent von Lytton seien abgebrannt, auch der ganze Ortskern, teilte der kanadische Parlaments-Abgeordnete Brad Vis am Donnerstag mit. Die 250 Bewohner der Gemeinde waren zuvor bereits in Sicherheit gebracht worden.

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Bürgermeister Jan Polderman hatte die Evakuierung angeordnet. «Es ist schrecklich. Die ganze Stadt steht in Flammen», sagte er dem TV-Sender CBC. «Es dauerte etwa 15 Minuten von den ersten Rauchanzeichen bis zu dem Punkt, an dem plötzlich überall Feuer war.»

Fotos und Videos zeigten danach komplett verkohlte Häuser und Strassenzüge. Angaben über Opfer gab es vorerst keine, die Strom- und Telefonverbindungen in der Region sind unterbrochen.

Eine Helikopteraufnahme vom Donnerstag zeigt die Zerstörung in Lytton, einer Gemeinde rund 250 Kilometer nordöstlich von Vancouver.

«Noch nie eine derartige Hitze erlebt»

«Wir befinden uns mitten in der heissesten Woche, die British Columbia je erlebt hat», sagte der Regierungschef der Provinz an der Westküste des Landes, John Horgan, bei einer Pressekonferenz. Er rief dazu auf, nach Menschen zu sehen, die gefährdet sein könnten, kalte Kompressen im Kühlschrank aufzubewahren und sich im kühlsten Teil des Hauses aufzuhalten.

Das Umweltministerium gab Warnungen für mehrere Provinzen heraus, die besagen, dass die «anhaltende, gefährliche und historische Hitzewelle diese Woche andauern wird». «Vancouver hat noch nie eine derartige Hitze erlebt, und leider sterben Dutzende von Menschen daran», sagte Polizeichef Steve Addison.

In der Stadt Vancouver starben seit Freitag 130 Menschen, darunter zahlreiche ältere Menschen mit Vorerkrankungen, wie die nationale Polizeibehörde RCMP mitteilte. «Wenngleich das noch untersucht wird, spielt die Hitze bei der Mehrzahl der Todesfälle eine Rolle», sagte ein Polizeiangehöriger. Auch in anderen Gemeinden gab es zahlreiche Tote, bislang liegen aber noch keine offiziellen Zahlen vor.

Hitze kann chronische Krankheiten verschlimmern

Laut Kate Weinberger, einer Umweltepidemiologin an der University of British Columbia, dürften die gesundheitlichen Folgen der Hitzewelle grösser sein als gedacht. Denn bei der Zählung von hitzebedingten Spitaleinweisungen und Todesursachen würden typischerweise nur medizinische Begriffe wie Hitzschläge berücksichtigt, andere potenzielle Folgen wie Herzinfarkte aber vernachlässigt.

«Hitze trägt wahrscheinlich zu viel mehr Todesfällen aus anderen Ursachen als ein Hitzschlag bei, weil Hitze andere chronische Krankheiten wie Herz- und Lungenerkrankungen verschlimmern kann», sagte Weinberger zu CNN. Die aktuelle Hitzewelle im pazifischen Nordwesten müsse daher sehr ernst genommen werden.

Menschen ruhen sich in einem sogenannten Cooling Shelter (auf Deutsch: Kühlzentrum) im Oregon Convention Center in Portland aus (28. Juni 2021).

Auch in den US-Städten Portland, Oregon und Seattle im Nordwesten der USA wurden die höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 gemessen. Ein Dutzend Todesfälle in Washington und Oregon stehen möglicherweise im Zusammenhang mit der Hitzewelle. Klimaanlagen und Ventilatoren waren vielerorts ausverkauft. Menschen suchten zum Teil in Tiefgaragen oder in ihren klimatisierten Autos Schutz vor der Hitze. Die Hitze hat sogar Kabel der Strassenbahn Portlands geschmolzen und den ÖV am Sonntag somit lahmgelegt.

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Mehrere Waldbrände entfacht

Auch Flora und Fauna sind von der extremen Wettersituation betroffen. Tierkliniken in ganz British Columbia warnen, dass die Hitze auch bei Tieren zu einem Anstieg von Hitzschlägen und Todesfällen geführt hat. Eine Tierärztin sagte zu CBC, dass sie allein in einer Schicht mehr als ein Dutzend Haustiere an der Hitze sterben gesehen habe. Auf Social Media gab es zudem mehrere Aufrufe, dass man für die Wildtiere im Garten oder vor der Haustür eine Schale mit Wasser rausstellen soll.

Aufgrund der Hitzewelle in Portland, Oregon, haben Anwohner positive Botschaften mit Kreide auf die Trottoirs geschrieben und für die Tiere Wasserschalen rausgestellt (26. Juni 2021).

Die extreme Hitze in Verbindung mit der starken Trockenheit schuf zudem die idealen Bedingungen für mehrere Waldbrände. In der Region Thompson-Nicola in British Columbia wurde eine Evakuierung angeordnet, da sich die Waldbrände über 750 Hektaren erstreckten.

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Auch im Bezirk Siskiyou in Nordkalifornien kämpften am Dienstag rund 800 Feuerwehrleute gegen einen Waldbrand an, der sich innerhalb kurzer Zeit rasch ausgebreitet hatte. Nach Mitteilung der Feuerwehr war eine Fläche von rund 54 Quadratkilometern betroffen. Das Feuer war am Freitag durch einen Blitzschlag ausgelöst worden, heftige Winde bei weiter trockenem und heissem Wetter verschärften die Lage.

Das Ausnahmewetter bringt weitere Sorgen. Auf Vancouver Island klagen Obstbauern über Ernteverluste. Die Brombeeren würden regelrecht «verbrennen», sagte ein Farmer. Zudem seien 80 Prozent seiner Himbeerernte vernichtet.

Für die extreme Hitze verantwortlich ist das Phänomen der «Hitzekuppel», das heisst, der Hochdruck in der Atmosphäre hält die heisse Luft in der Region fest. Laut den Wetterexperten der «Washington Post» ist die Intensität dieser Hitzekuppel «statistisch gesehen so selten, dass sie im Durchschnitt nur einmal alle paar Tausend Jahre zu erwarten» ist. Der vom Menschen verursachte Klimawandel habe allerdings «diese Art von aussergewöhnlichen Ereignissen wahrscheinlicher gemacht».

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«Wir werden immer mehr extreme Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen erleben, solange wir den Planeten durch die Verbrennung fossiler Stoffe und durch CO2-Emissionen weiter erwärmen», zitierte CBS Michael Mann, einen Pionier der Erforschung des Klimawandels von der Pennsylvania State University. So waren laut einer Analyse des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der Nasa die Jahre 2016 und 2020 die wärmsten Jahre in der Geschichte. Zudem waren die letzten sieben Jahre die wärmsten sieben Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.

Der Temperaturrekord in der Schweiz liegt seit dem 11. August 2003 in Grono GR. Damals wurden laut dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz 41,5 Grad Celsius gemessen. Es war bisher das einzige Mal in der Schweiz, dass die 40-Grad-Grenze offiziell geknackt wurde. Den weltweiten Temperaturrekord hält der Death Valley National Park in Kalifornien. Hier wurden am 16. August 2020 54,4 Grad Celsius gemessen.