Kommentar zur Swiss, die Personal aus dem Ausland anheuertDie Swiss muss sich auf ihre Swissness besinnen
Die Fluggesellschaft Swiss mietet Flugzeuge und Personal bei Air Baltic. Das kann nur eine Notlösung sein. Denn sonst büsst die Airline ihren Vorteil ein – und macht sich überflüssig.
Die Swiss hat ein Problem: Ihr fehlt es an Flugpersonal. Die Crew um den Geschäftsleiter Dieter Vranckx glaubt, eine Lösung gefunden zu haben: Die Swiss mietet bei Air Baltic Flugzeuge inklusive des Kabinen- und Cockpitpersonals. Mit dem sogenannten Wetlease bei der staatlichen Fluggesellschaft Lettlands sollen die eigenen Angestellten entlastet werden, die wegen der vielen Einsätze mit kurzen Ruhezeiten ausgelaugt sind. Und dies, ohne dass grosse Abstriche beim Flugplan gemacht werden müssen – jetzt, da nach der schwierigen Corona-Zeit das Reisefieber grassiert und sich im Fluggeschäft wieder Geld verdienen lässt. Die Verstärkung aus dem Ausland soll zudem sicherstellen, dass die ausgeschriebenen Flüge auch wirklich stattfinden.
Als kurzfristige Notlösung mag die Zusammenarbeit mit Air Baltic Sinn machen. Die Swiss muss aber möglichst rasch wieder ganz auf die eigenen Leute setzen.
Allerdings hätte es nicht so weit kommen dürfen. Das Management der Swiss hat viele Mitarbeitende frühzeitig in die Pension geschickt. Und kurz darauf hat es eine Massenentlassung beim Kabinenpersonal durchgezogen, die sich mit der Kurzarbeitsentschädigung hätte verhindern lassen. Dabei hat es die Warnungen der Gewerkschaften ignoriert. Dass das Management noch im Frühjahr impfunwillige Mitarbeitende auf die Strasse stellte, ist unverständlich. Und auch, dass gleichzeitig ein Flugplan ausgeheckt wurde, der sich mit den eigenen Leuten gar nicht umsetzen liess. Die Folge: Das Personal ist überarbeitet, die Stimmung schlecht. Unter diesen Voraussetzungen lassen sich nicht rasch neue Arbeitskräfte rekrutieren.
Als kurzfristige Notlösung mag die Zusammenarbeit mit Air Baltic Sinn machen. Die Swiss muss aber möglichst rasch wieder auf die eigenen Leute setzen. Die Fluggesellschaft macht trotz ihrer Zugehörigkeit zum deutschen Lufthansa-Konzern ganz auf schweizerisch. Sie betont bei jeder Gelegenheit ihre Nachhaltigkeit. Und sie fokussiert auf den gehobenen Markt. Es steht ihr schlecht an, wenn sie Aushilfskräfte aus Niedriglohnländern ausnutzt und lokale Angestellte vergrault.
Die Fluggäste erwarten von der Swiss zu Recht einen Premium-Service. Dazu gehört, dass die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter dieselbe Sprache sprechen und mit den lokalen Begebenheiten vertraut sind. Alles andere kriegen Fluggäste auch bei ausländischen Billigairlines.
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