Besserer Geschäftsgang im FrühlingDie Swiss hat schon Teile des 1,5-Milliarden-Kredits zurückgezahlt
In den letzten Wochen floss Geld von der Swiss an die kreditgebenden Banken zurück. Möglicherweise muss sie es aber wieder beanspruchen.
Auf den ersten Blick wirkten die Halbjahreszahlen, die die Swiss am Donnerstag veröffentlichte, verheerend: 398 Millionen Franken Verlust weist die Fluggesellschaft aus. Das ist deutlich mehr als im ersten Halbjahr 2020 und ähnlich viel wie im zweiten. Und das, obwohl viele Sparmassnahmen wie an die Krise angepasste Gesamtarbeitsverträge erst jetzt ihre Wirkung entfaltet haben.
Die Swiss deckt diese Verluste unter anderem mithilfe des Kredits über 1,5 Milliarden Franken eines Bankenkonsortiums um UBS und Credit Suisse. Zu Beginn der Pandemie hatte die Eidgenossenschaft sich dazu bereit erklärt, 85 Prozent von diesem zu garantieren.
Bei genauerem Hinsehen präsentiert sich die Situation der Fluggesellschaft allerdings deutlich besser als noch vor wenigen Monaten. So lässt sich Finanzchef Markus Binkert in der Medienmitteilung zitieren: «Wir rechnen aktuell damit, nicht mehr als rund die Hälfte des Bankenkredits in Anspruch nehmen zu müssen, und liegen zurzeit deutlich darunter.» Noch im Mai hatte CEO Dieter Vranckx der Presse gesagt, man habe «etwas über die Hälfte des Kredits bezogen».
«Swiss bemüht sich, zu jedem Zeitpunkt nur so viel Kredit in Anspruch zu nehmen, wie jeweils benötigt wird, um die Zinslast möglichst gering zu halten.»
Das bedeutet: Die Swiss steht aktuell mit bedeutend weniger Geld in der Schuld der Banken als damals. Sie hat also einen Teil davon zurückbezahlt. Wie viel genau, will die Swiss nicht sagen. Es dürfte etwas zwischen mehreren Dutzend und wenigen Hundert Millionen Franken sein.
Darauf angesprochen, erklärt Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott, das sei in den Verträgen über die «revolvierende Kreditlinie» so vorgesehen: «Swiss bemüht sich, zu jedem Zeitpunkt nur so viel Kredit in Anspruch zu nehmen, wie jeweils benötigt wird, um die Zinslast möglichst gering zu halten.» Der Kredit wird mit jährlich rund drei Prozent verzinst.
Fuhlrott schreibt weiter, dass dies auch bedeuten könne, dass ein schon in Anspruch genommener Betrag aus dem Kredit zurückgezahlt werde, obwohl das Geld einige Wochen später unter Umständen wieder benötigt werde. Grund dafür seien vor allem saisonale Effekte.
Effizienter aufgestellt
Damit dürften unter anderem die zahlreichen Ferienbuchungen in den letzten Monaten gemeint sein, die viel Geld in die Kasse gespült haben. Ein Indiz dafür ist auch, dass die Swiss schon im zweiten Quartal einen positiven operativen Geldzufluss erzielt hat, wie sie am Donnerstag schrieb.
Inzwischen sind zwei Drittel der Flotte wieder im Einsatz, und die Swiss fliegt 90 Prozent der Ziele von 2019 an. Dabei bietet sie 50 bis 55 Prozent der Kapazität von damals an. Das reicht, um mehr Geld einzunehmen, als auszugeben. Dank der Sparmassnahmen – unter anderem der Entlassung von 550 Personen Mitte Juni – muss sie nicht auf 100 Prozent des Vorkrisenvolumens kommen, um gleich profitabel zu sein.
Sollte es nach dem Sommerferienverkehr bald wieder schlechter laufen, ist also denkbar, dass die Swiss wieder Geld des Kredits beziehen muss. Eine wichtige Rolle spielen hier die sogenannten Rennstrecken nach Nordamerika, mit denen die Swiss vor der Pandemie viel Geld verdiente. Aktuell sind die Grenzen für die meisten Ausländer noch zu. Laut einem Artikel der «New York Times» vom Mittwoch soll die Regierung Biden allerdings ins Auge gefasst haben, vollständig Geimpfte ins Land zu lassen, nachdem der schlimmste Teil der Pandemie überstanden scheint. Allerdings ist unklar, wann die neue Regelung in Kraft treten soll.
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