Die Spur führt nach Florida
US-Ermittler suchen fieberhaft nach dem Absender der zehn Rohrbomben. Nahe Miami wurde ein Verteilzentrum durchsucht.
In den USA arbeiten Ermittler fieberhaft daran, den Absender der bislang zehn Rohrbomben zu finden, die in den letzten Tagen an prominente Kritiker von US-Präsident Donald Trump verschickt wurden. Offenbar haben die Behörden dabei ihre Aufmerksamkeit auf Südflorida gerichtet und glauben, dass einige der Päckchen dort aufgegeben wurden. Das berichtet die «New York Times».
Ermittler haben am Donnerstagabend in der Nähe von Miami ein Postverteilzentrum durchsucht. Bombenexperten und eine Hundestaffel seien in der Einrichtung in Opa-Locka im Einsatz gewesen, berichtete die örtliche Polizei. Mindestens eins der verdächtigen Pakete habe das Postverteilzentrum passiert, berichtete der «Miami Herald» später unter Berufung auf Ermittler. Bei der Durchsuchung seien aber keine Bomben gefunden worden. Die US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen bestätigte gegenüber dem Sender Fox, dass einige Päckchen in Florida aufgegeben wurden.
«Es ist möglich, dass weitere Päckchen verschickt werden»
Es seien Informationen der US-Postbehörde gewesen, die die Aufmerksamkeit auf bestimmte Poststellen in Florida gelenkt hätten, erklärt die «Times» dazu. Obwohl die Ermittler zunächst glaubten, dass einige Päckchen persönlich oder per Kurier zugestellt wurden, sind sie nun zum Schluss gekommen, dass alle zehn durch die Post verschickt wurden.
Bei der US-Postbehörde werden Sendungen, die in ihr System gelangen, automatisch bildlich festgehalten. Beamte durchsuchen nun diese Aufnahmen, um den Ursprung der Päckchen zu finden, sowie um möglicherweise weitere Bomben abzufangen. «Es ist nach wie vor möglich, dass weitere Päckchen verschickt wurden oder werden», sagte FBI-Vizechef William Sweeney.
Keine der Bomben ist explodiert
Auffallend ist, dass bislang keine der Bomben explodiert ist. Offenbar versuchten die Ermittler festzustellen, ob es überhaupt möglich wäre, dass sie detonieren. Den Behörden nach waren die Sprengsätze einfach zusammengebaut. Aus Kreisen der Ermittler hiess es, die Pläne dafür seien im Internet verfügbar. Wie Beamte der Nachrichtenagentur AP sagten, waren die Bomben mit Timern und Batterien ausgestattet, jedoch nicht wie Sprengfallen gebaut, die beim Öffnen der Sendung explodieren.
Entwarnung gibt die Polizei deswegen nicht: James P. O'Neill, der Leiter der New Yorker Polizei NYPD sagte an einer Pressekonferenz, die Vorrichtungen seien «scharf gestellt» (orig. «live devices») und «mit grösster Ernsthaftigkeit» zu behandeln. «Die Päckchen sollten als gefährlich angesehen werden», so O'Neill weiter.
Immer die gleiche Absenderin angegeben
An wen waren die bisher zehn Sendungen adressiert?
- Der demokratische Ex-Präsident Barack Obama
- Obamas Vizepräsident Joe Biden (zwei Päckchen)
- Die demokratische Abgeordnete Maxine Waters (zwei Päckchen)
- Obamas früherer Justizminister Eric Holder
- Die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton
- An den Sender CNN (das Büro in New York), zuhanden des früheren CIA-Direktors John Brennan, der oft bei CNN auftritt
- Der Hollywood-Star und Trump-Kritiker Robert De Niro
- Der Milliardär George Soros
Alle Päckchen wurden in Manila-Umschlägen verschickt, die mit Luftpolsterfolie ausgekleidet waren. Sie wurden mit rund einem halben Dutzend A-Briefmarken versehen und hatten als Absender die Demokratin Debbie Wasserman Schultz angegeben – allerdings wurde ihr Namen falsch geschrieben.

Wasserman Schultz war bis 2016 Vorsitzende des Democratic National Committee, der nationalen Organisation der Demokraten. Sie trat während der Vorwahlen des Präsidenschaftswahlkampfs zurück, nachdem Wikileaks gehakte E-Mails veröffentlicht hatte, die zeigten, dass sich die Parteispitze einseitig auf die Kandidatur von Hillary Clinton festlegte und sogar erwog, die Kampagne ihres Rivalen Bernie Sanders zu stören.
US-Medien gehen überwiegend davon aus, die Empfänger seien ausgewählt worden, weil sie alle Trump kritisiert haben. Viele der Empfänger sowie Wasserman Schultz gelten allerdings auch in linksradikalen Kreisen als Vertreter eines verhassten «Establishments».
Weniger als zwei Wochen vor der Kongresswahl am 6. November werfen die Bombenfunde ein Schlaglicht auf ein politisch tief gespaltenes Land. Trump hatte die Bomben verurteilt, den Medien aber zugleich vorgeworfen, mit falschen Berichten das Klima zu vergiften. Trumps Kritiker werfen ihm das Schüren von Hass vor.
SDA/mch
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch