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AboKleine Ausbrüche als Risiko
Diese sieben Vulkane könnten die Weltwirtschaft lahmlegen

Das Satellitenbild zeigt die gewaltige Explosion des untermeerischen Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Haa'pai am 15. Januar.  

So gewaltig der Ausbruch des pazifischen Unterwasservulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai vergangene Woche war, er gehört statistisch betrachtet nicht zu den ganz Grossen. Die Eruptionen des Tambora in Indonesien 1815 oder des Pinatubo auf den Philippinen 1991 waren ganz andere Kaliber. Hunga Tonga-Hunga Ha'apai ist kein Supervulkan, seine Explosivität wird mit dem Index 5 bewertet, die grossen Ausbrüche erhalten einen Wert von 7 bis 8.

Doch längst sind es nicht mehr nur Ausbrüche von Tamboras und Pinatubos, die weltweite katastrophale Folgen haben können. Die Welt hat sich verändert. Die Globalisierung und die Digitalisierung haben sie auch verwundbar gegenüber verhältnismässig moderaten Vulkanereignissen gemacht. Die Risikobeurteilung müsse vielerorts überdacht werden, schreibt im Wissenschaftsmagazin «Nature Communications» ein internationales Forschungsteam um Lara Mani von der britischen Universität Cambridge.

Ein gutes Beispiel ist der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull am 14. April 2010. Es war gemäss Explosionsindex eine mittelgrosse Eruption – allerdings mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen. Die ausgeworfene vulkanische Asche wurde mit Nordwestwinden auf den europäischen Kontinent getrieben: Der europäische Luftraum musste tagelang geschlossen werden. Der Schaden belief sich auf rund 5 Milliarden Dollar, wie Risikoexperten des britischen Unternehmens Oxford Economics berechneten.

Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull 2010 führte zur vorübergehenden Schliessung des europäischen Luftraums.

Zum Vergleich: Der Ausbruch des Supervulkans Pinatubo 1991 war hundertmal stärker als die isländische Eruption und verursachte Schadenskosten – auf heutige Verhältnisse umgerechnet – von 740 Millionen Dollar.

Das Forschungsteam um Lara Mani hat deshalb die Welt nach Hochrisikozonen abgesucht, wo auch verhältnismässig kleinere vulkanische Ausbrüche eine Kaskade wirtschaftlicher Folgen weltweiten Ausmasses nach sich ziehen könnten:

Taiwan: Zentrum der Computerchipindustrie

Die Vulkangruppe Tatun liegt etwa 15 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt Taipei entfernt. Die Gebirgsgruppe entstand nach einem vulkanischen Ausbruch zwischen 2,8 und 0,2 Millionen Jahren. Nun gibt es Indizien, dass das Gebiet vulkanisch immer noch aktiv ist und Erdbeben möglich sind. In Taipei ist gemäss den Forschenden der Hersteller TSMC für einen grossen Teil der weltweiten Produktion moderner Computerchips unter anderem für die Autoindustrie verantwortlich. Eine grosse Eruption könne die Region mit einer dicken Schicht an Auswurfmaterial bedecken, was zu einer Schliessung der Transportwege inklusive des Hafens in Taipei führen könne. Die Zulieferung wichtiger Chips wäre dann vorübergehend nicht mehr möglich.

China - Korea: Starker Luftverkehr

Der Vulkan Mount Paektu liegt an der Grenze zwischen China und Nordkorea. Ein explosiver Ausbruch könnte dazu führen, dass eine der weltweit am stärksten beflogenen Lufträume geschlossen werden müsste: die Route von Seoul nach Osaka und Tokio.

Luzon: Globaler Datenverkehr

Die Strasse von Luzon ist ein 320 Kilometer breiter Schiffsweg, der das Südchinesische Meer mit der Philippinensee verbindet. Die Wasserstrasse ist auch eine bedeutende Route für mehrere untermeerische Seekabel, über die der Datenverkehr zwischen China, Hongkong, Taiwan, Japan und Südkorea fliesst. Zum Luzon-Vulkanarchipel gehören mehrere aktive mittelgrosse, aber auch grosse Vulkane wie etwa der Pinatubo.

Ein Ausbruch könnte verheerende Folgen haben: gewaltige Aschenregen, untermeerische Erdrutsche, Tsunami. Das Risiko: Die Infrastruktur für die Telekommunikation könnte gekappt und der Schiffsverkehr unterbrochen werden. Was das heisst, zeigt das Ereignis 2006: Ein Erdbeben bei Hengchun verursachte untermeerische Erdrutsche, was beinahe zu einem Totalausfall der Internetverbindung führte – mit der Konsequenz, dass der globale Finanzmarkt teilweise nicht mehr funktionierte. Es dauerte Wochen, bis die Verbindung wieder repariert war.

Malakka: Schlagader des Schiffsverkehrs

Schiffe transportieren jedes Jahr etwa 40 Prozent des weltweiten Güterverkehrs durch die enge Seestrasse von Malakka. Hier liegen auch die Handelszentren Kuala Lumpur und Singapur. Der Luftraum zwischen den beiden Städten ist dicht beflogen. Die Region ist bekannt für eine starke vulkanische Tätigkeit. Ein explosiver Ausbruch zum Beispiel des Mount Merapi – Explosionsindex 4 – in Zentraljava könnte den Transportverkehr zur See und in der Luft lahmlegen. Modellrechnungen zeigen, dass die Schliessung des Luftraums über Malaysia das globale Bruttoinlandprodukt insgesamt über mehrere Jahre gerechnet um 2,5 Billionen Dollar senken.

Mittelmeer: Tor zum Nahen Osten

Das Containerschiff «Ever Given» blockierte im März 2021 während Tagen die Durchfahrt durch den Suezkanal.

Der Vulkan Santorin auf der Ägäisinsel Thera ist seit Jahrtausenden aktiv und könnte auch heute noch ausbrechen. Das Risiko ist demnach gemäss Studie gross, weil das Mittelmeer der Seeweg ist für den Güterverkehr von Europa nach dem Nahen Osten und Asien. Zudem ist untermeerisch ein enges Kabelnetz für den Datenverkehr verlegt. Erdrutsche im Meer könnten nach einem Ausbruch des Santorin die Seekabel zerstören, Aschenregen Häfen zudecken. Wichtige Seestrassen wie der Suezkanal könnten geschlossen werden. Der Schaden wäre gross: Ein Containerschiff strandete im letzten Jahr im Kanal und blockierte mehrere Tage den Handelsverkehr. Die Kosten beliefen sich gemäss einem Bericht der BBC auf 6 bis 10 Milliarden Dollar.

Nordatlantik: Luftstrasse zwischen West und Ost

Flugzeuge befördern jedes Jahr Millionen Menschen über den nordatlantischen Luftkorridor von Europa nach den USA. Ein hohes Risikopotenzial haben deshalb die Vulkane auf Island. Dabei ist nicht nur der Eyjafjallajökull eine Gefahr. Da gibt es zum Beispiel auch den Katla, den Hekla oder den Grimsvötn, die alle in diesem und im letzten Jahrhundert ausgebrochen sind.

Nordwestpazifik:

Vulkane wie der Mount Rainier, 87 km südöstlich von Seattle, haben das Potenzial, bei einem Ausbruch Schutt- und Schlammlawinen auszulösen, weil bei einer Eruption die Gefahr besteht, dass Gletscher abschmelzen. Diese Massenflüsse könnten dann die Millionenstadt Seattle erreichen. Dazu käme ein gewaltiger Aschenregen. Die Behörden wären gezwungen, Flug- und Schiffshäfen vorübergehend zu schliessen. Betroffen wären rund 2,5 Prozent des totalen Handels- und Personenverkehrs in den USA.

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