Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Machtkämpfe in Pakistan
Die Rückkehr des Tigers

Proteste gegen Pakistans Regierung: Anhängerinnen und Anhänger von Ex-Premier Imran Khan.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Es war kein gutes Jahr für Imran Khan (70), Ex-Kricket-Weltmeister, Ex-Playboy und seit April auch Ex-Premier. Er wurde entmachtet und angeschossen. Der jetzige Regierungschef Shehbaz Sharif konnte eine Grosse Koalition hinter sich versammeln. Und er wurde gestützt vom bisherigen Armeechef, General Qamar Javed Bajwa. Vor allem mit diesem hatte sich Khan überworfen.

Khan machte 2018 Wahlkampf mit dem Versprechen, die beiden Politiker-Clans der Bhuttos und der Sharifs abzulösen. Die Bhuttos hatten seit 1971, die Sharifs seit 1981 in wechselnden Positionen das Land regiert. Nawaz Sharif war zwischen 1990 und 2017 dreimal Premierminister. Heute regiert sein Bruder. Doch übt das Militär, das sechstgrösste der Welt, enormen Einfluss aus. Seit der Unabhängigkeit 1947 hat es drei Staatsstreiche inszeniert und mehr als drei Jahrzehnte lang regiert.

Ex-Premier veranstaltet landesweite Kampagnen

Ende November nun ernannte Shebaz Sharif Generalleutnant Asim Munir zum Nachfolger Bajwas. Munir übernahm das Kommando über 600’000 Soldaten und eine nuklear bewaffnete Armee. Munir befehligte früher eine Division, die die nördlichen Gebiete Pakistans einschliesslich der umstrittenen Kashmir-Region überwacht. Er war Chef des Militärischen Nachrichtendienstes und ab 2017 Leiter der «Inter-Services Intelligence». Als Munir vom Posten des obersten Spionagechefs nach nur acht Monaten abgesetzt wurde, vermuteten Beobachter in Islamabad, dass dies auf Geheiss von Khan geschehen sei.

Der einstige Kapitän der Kricket-Nationalmannschaft geniesst noch immer enorme Popularität.

Khan wiederum drängt mit einer landesweiten Kampagne zurück in seine alte Position. Der einstige Kapitän der Kricket-Nationalmannschaft geniesst noch immer enorme Popularität. Er führte sein Team 1992 zum Weltmeistertitel mit der Parole, sie müssten kämpfen «wie ein in die Enge getriebener Tiger».

Er versammelt seit dem Sommer wachsende Menschenmengen um sich. Seinen «langen Marsch» in die Hauptstadt, wie er ihn nennt, sagte er in letzter Minute ab, nachdem er am 3. November angeschossen worden war. «Ich habe beschlossen, nicht nach Islamabad zu gehen, weil ich weiss, dass dort Chaos herrschen und das Land Schaden nehmen wird», erklärte Khan, seitdem mehrere Hundert Meter von den Zuhörern entfernt, getrennt durch Stacheldrahtrollen und einen Puffer aus Polizisten.

Khan streckt Hand aus, in Richtung Armeechef Munir

Khan will die Regierung zu vorgezogenen Neuwahlen bewegen, so ist wohl auch seine neueste Ankündigung zu werten: «Wir haben beschlossen, aus diesem korrupten System auszusteigen.» Seine «Tehreek-e-Insaf»-Partei will an diesem Freitag die Auflösung der Landesparlamente von Punjab und Khyber Pakhtunkhwa erzwingen, um noch mehr Druck auf die Regierung aufzubauen.

Normalerweise finden die Wahlen für den Bund und die Provinzen alle fünf Jahre gleichzeitig statt. Wenn die beiden Provinzversammlungen früher aufgelöst werden, müssten innerhalb von 90 Tagen getrennte Wahlen abgehalten werden. Immerhin beglückwünschte Ex-Premier Khan den neuen Militärchef und lobte die Armee als professionelle Kraft – auch wenn sie sich an die Verfassung halten müsse. Er streckt also die Hand aus, in Richtung Armeechef Asim Munir. Vielleicht wird das nächste Jahr besser laufen für Khan.