Pakistans PremierWarum Imran Khan China so sehr hofiert
Der pakistanische Premierminister Imran Khan gibt gern den internationalen Anwalt der Muslime. Nur im Fall der unterdrückten Uiguren in China ist das anders. Peking ist dankbar.

Ein schöneres Gastgeschenk hätte Imran Khan der Führung in Peking kaum machen können. Pakistans Premier, der kürzlich an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele teilnahm, hatte zu Hause noch einige chinesische Journalisten zum Interview empfangen. Darin sagte er, die westlichen Vorwürfe gegen China, die Region Xinjiang betreffend, seien falsch. Der Botschafter Pakistans habe sich davon selbst bei einer Reise überzeugt. Das reichte schon, um die Nachricht zu vermitteln, die China nun politisch ausschlachtet: Unterdrückung der muslimischen Uiguren? Internierungen in Xinjiang? So wie Khan die Dinge darstellt, sind das haltlose westliche Unterstellungen. Für Erkenntnisse, die Menschenrechtsverletzungen in der Region belegen, ist Khan offenbar nicht zu gewinnen.
Der 69-Jährige beweist damit beachtliche politische Biegsamkeit, schliesslich setzt sich der frühere Cricketstar ansonsten gerne als Anwalt unterdrückter Muslime in Szene, wo immer sie leiden mögen. Nur in diesem Fall ist es anders.
«Propagandaminister Chinas»
China dürften Khans Bemerkungen gefallen; wann hat Peking schon mal das Glück, dass der Regierungschef einer grossen islamischen Republik die chinesische Führung von allen Vorwürfen, Muslime zu verfolgen, reinwäscht? Ein sarkastischer Kritiker nannte Khan auf Twitter den «Propagandaminister Chinas».
Warum Khan das macht? Er setzt auf Peking, um seinen Staat vor dem Finanzkollaps zu retten. Er will nicht allein auf Rettungspakete des Internationalen Währungsfonds angewiesen sein, der harte Regeln setzt. Pakistan setzt auf Geld befreundeter Staaten, weshalb Kahn auch schon die Saudis angepumpt hat. Ähnliches plant er mit Peking, wie die Zeitung «Express Tribune» erfahren hat.
Olympia dient als schillernde Fassade; Khan hat sie genutzt, um China zu umgarnen, ein Land, das Milliarden in seine Seidenstrasse durch Pakistan investiert. Das Sportereignis hat den Premier vielleicht aber auch daran erinnert, dass er – bevor er der Politiker Khan wurde – ein ganz anderes Leben führte.
Er war ein Playboy
Er wuchs in einer wohlhabenden Familie in Lahore auf, besuchte Eliteschulen, studierte in Oxford; die Boulevardpresse fand bald Gefallen an dem aussergewöhnlichen Crickettalent, an seinem Partyleben, seinen Liebesaffären. Khan sah sagenhaft gut aus, er war ein Playboy. Zum pakistanischen Nationalhelden wurde er, als er mit seinem Team 1992 den Weltmeistertitel holte. Kapitän Khan verkörperte, was Millionen begeisterte: Er war einer, der auch in grösster Bedrängnis noch siegen konnte.
Khan heiratete Jemima, die Tochter des Milliardärs James Goldsmith, zwei weitere Ehen folgten, seit 2018 ist er mit seiner Sufi-Lehrerin liiert. Er sagte einmal, dass ihn eine «spirituelle Erweckung» in die Politik befördert habe. Auf den Sport folgte der Kampf um das Regierungsamt, er brauchte 22 Jahre, um es zu erringen.
In der Opposition marschierte er gegen die korrupten Eliten, zeigte sich als Anwalt der Armen; nur dass die meisten Pakistaner immer noch auf den versprochenen Aufschwung warten. Ob ihm das noch irgendwann gelingt? Khan scheint alles auf die chinesische Karte zu setzen.
Dafür hat sein nahezu bankrotter Staat auch Entschädigungen für die Familien von 36 chinesischen Arbeitern festgesetzt, die Opfer eines Terroranschlags in Pakistan geworden sind. Fast zwölf Millionen Dollar bekommen sie. Die eigenen Bürgerinnen und Bürger können darüber nur staunen, wo sie oft vergeblich um Hilfe kämpfen. Als Attentäter eine Armeeschule in Peshawar stürmten und 149 Menschen töteten, zumeist Kinder, sagte der Staat betroffenen Familien nach Presseberichten nur einen Bruchteil der Summen zu, die nun nach China fliessen. Viele Opfer anderer Anschläge warten bis heute noch auf Unterstützung.
Khan beschwört eine Freundschaft mit Peking, die jedem Wetter standhalte. Tatsächlich zeigte sein Besuch, wie abhängig er geworden ist. Womöglich war es deutlich leichter für ihn, im Sport zu glänzen als in der Regierung eines Landes, das am Tropf von China hängt.
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