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Cinque Terre und Umgebung
Die Perlen an der ligurischen Küste

Die Abendsonne rückt Manarola in ein poetisches Licht. Die Häuser des Dorfes liegen eingebettet in der zerklüfteten Landschaft.
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Dieser Artikel stammt aus der Schweizer Familie

Delikatessenhändler Guido Porrati aus Rapallo singt. Im Lied geht es um die «Formaggi dei Pastori», die Käse aus der Gegend, die durch die Segnung der Käsersfrau vor dem Bösen bewahrt werden. Philipp, der Fotograf, und ich, der Schreibende, werfen einander amüsierte Blicke zu: Italien wie im Bilderbuch.

«Parla Come Mangi» (sag es ohne Umschweife) heisst das Schlaraffenland im Zentrum von Rapallo, direkt an der ligurischen Küste gelegen. Von der Decke baumeln unzählige Parmaschinken, hinter dem musikalischen Ladenbesitzer türmen sich unterschiedliche Brotsorten, und vor ihm erheben sich Berge von Käsen.

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Der Laden Parla Come Mangi in Rapallo ist ein Garant für Genüsse. Er duftet wunderbar nach Parmaschinken.
Am Strand von Rapallo kommt bereits Ferienstimmung auf, bevor man das Badetuch ausrollt.

Seit 25 Jahren bietet Familie Porrati in ihrem Laden Auserlesenes feil. Die Kundschaft lässt sich beraten und degustiert. Wie stets in Italien lautstark und wortreich untermalt. An der Kasse steht Mamma Porrati mit einer himmelblauen Schürze. Ihr freundliches Lächeln ist im Preis inbegriffen. Das Städtchen ist Eingangspforte unserer Reise.

Ein Pfiff durch die Idylle

Am nächsten Morgen: Die Sonne taucht die vanille- und terrakottafarbenen Häuserfassaden von Monterosso al Mare in ihr schmeichelndes Licht. Zwei Buben brummen mit Spielzeugautos in den Händen auf der Promenadenmauer. Ein schriller Pfiff durchbricht die Idylle. Der Schnellzug aus La Spezia kündet sein Durchbrausen an.

Diese Reise ist ein Angebot der Schweizer Familie, mehr Infos finden Sie hier.

Monterosso al Mare ist das erste von fünf Dörfern der Cinque Terre. Sie thronen an der steil abfallenden Küste. Bewohnt werden die Cinque Terre seit Jahrtausenden, lange waren sie einzig über Trampelpfade oder den Seeweg erreichbar. Dann wurde die Eisenbahnstrecke von Genua nach La Spezia gebaut.

Es duftet nach Süden

Lange Zeit lebten die Menschen hier vom Fischfang, von der Landwirtschaft und vor allem abseits vom Schuss. Das erklärt den eigentümlichen Charme der fünf malerischen Orte. Jeder ist eine Welt für sich. Nicht umsonst heisst Cinque Terre auf Deutsch «fünf Welten».

Der beliebte Wanderweg Sentiero Azzurro verbindet die Dörfer miteinander. Wir wandern nach Vernazza, dem zweiten Dorf dieser Küstenregion, und grüssen einen Winzer bei der Hege seiner Reben. Hier wächst die Weintraube Bosco, die typisch für diese Gegend ist. Der Pfad windet sich bergauf und bergab, und wir singen «Stägeli uf, Stägeli ab, juhe». Uns steigt der Duft von wildem Thymian in die Nase, wir pflücken und kauen wilden Fenchel. Kaktusfeigen und Agaven wachsen am Wegesrand, um uns herum flattern die Schmetterlinge.

In Vernazza geht es überall bergauf oder bergab. Wer die Gassen erkunden will, braucht gutes Schuhwerk und etwas Zeit.

Wir passieren ein Verbotsschild für High Heels. Die Verletzungsgefahr, die vom unwegsamen Untergrund ausgeht, ist beträchtlich – wer hätte das gedacht. Zeitgleich beobachten wir die Generation Instagram, die in Lackschuhen auf Felsvorsprüngen für Selfies posiert. In Vernazza angelangt, stärken wir uns mit einem Teller Linguine al Pesto. Das Pesto wird mit Olivenöl, Parmesan, Pinienkernen und natürlich mit intensiv duftendem ligurischem Basilikum zubereitet.

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Der Hafen von Vernazza ist wie hingemalt. Für ­die Heimischen ist er ein wichtiger Drehpunkt.
Vernazza thront stolz über dem Meer. Das Dorf gilt als Schönheitskönigin der Cinque Terre.
Der Hafen von Vernazza ist wie hingemalt. Für ­die Heimischen ist er ein wichtiger Drehpunkt.

Um an unser nächstes Etappenziel zu gelangen, besteigen wir den Zug. Wie eine Burg klebt Manarola am Berg und ergiesst sich ins aufgewühlte Meer. Wir würden uns nicht wundern, würde jetzt ein Piratenkapitän mit Holzbein und Augenklappe um die Ecke biegen – sind aber nicht unglücklich darüber, dass es «nur» der livrierte Kellner ist, der uns einen Campari Soda und Häppchen serviert. Die Lichtreflexe unserer Gläser wetteifern mit dem Spiel der untergehenden Sonne.

Buonissimo, mehr davon!

Tags darauf wärmt uns die Morgensonne an der Uferpromenade von Camogli. Das Städtchen liegt zwischen Genua und Rapallo und verströmt die ortstypische Grandezza der ligurischen Küste – bestehend aus Palmen, Promenade, Fischerhafen, Badestrand und gefälliger Architektur. Wir geniessen die Focaccia di Recco von Agostino Revello. Voller Stolz erläutert uns der Hausherr, wie er sein schmackhaftes Backwerk herstellt. Er fachsimpelt über die Mahlgrade des Mehls und die Unerlässlichkeit von Ursprungsbezeichungen.

Agostino Revello, Bäcker aus Camogli.
Die Fo­caccia di Recco von Agostino Revello ist legendär. Für den Maestro ist Backen Berufung und Kunst zugleich.

Einmal mehr wird uns klar, dass man in Italien nicht nur vorzüglich essen kann, man spricht auch unentwegt darüber. Wir deuten auf einen fladenähnlichen Kuchen, der in der Auslage liegt und mit «Farinata» angeschrieben ist. «Die Farinata besteht aus Kicher­erbsenmehl, Wasser und Olivenöl», so Signor Revello. Auch das möchten wir probieren. Mmmh, fein! Wir sollen nur in aller Ruhe aufessen, sagt Revello, er müsse nun weiter zum Fussballtraining der Juniorenmannschaft von Camogli. Er kümmert sich ehrenamtlich um den tschuttenden Nachwuchs.

Dolcefarniente mit Aussicht: Das Strandrestaurant La Rotonda in Camogli verführt seine Gäste zum Nichtstun.

Knabbernd bestaunen wir die Häuserzeilen, aufrecht in Reih und Glied stehend. Die Fassaden des hübschen Städtchens erinnern an Schiffe, die gleich in See stechen werden. Erste Badende begeben sich ins spiegelglatte Meer. Eine Reisegruppe, unschwer als Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes zu erkennen, wieselt auf ihrem Landgang durch die engen Gassen. Noch blinzeln die Kaffeetrinker verträumt in die Morgensonne und lassen sich vom geschäftigen Treiben nicht aus der Ruhe bringen.

Wir erkunden derweil die Via Garibaldi und landen direttamente bei Metella di Negri, die seit acht Jahren das Eiscafé Gelato & Dintorni betreibt. Ihre Glaces haben nichts gemein mit dem, was sonst in Italiens Gelaterie in knalligen Farben präsentiert wird. «Es gibt kein froschgrünes Pistazieneis ohne Pülverchen aus dem Chemielabor», sagt Signora di Negri. Sie produziere ihr Eis nur mit Früchten der Saison, ohne Farbstoffe und Zusätze.

Metella di Negri, Gelateria-Besitzerin aus Camogli.

Die Kreationen der Eismeisterin sind preisgekrönt, die Frau mit dem coolen Geschäft ist stolz darauf. Mit genügend Zucker im Blut fahren wir nach Portofino und lauschen dem süssen Gesang von Fred Buscaglione. Schmachtend schnulzt der Barde darüber, wie er im malerischen Hafenstädtchen seine Liebe gefunden hat:

Im zarten Zauber des Morgens
brachte das Meer dich zu mir.
Ich blinzle, und nah bei mir in Portofino
sehe ich dich wieder.

Portofino ist heute ein Hotspot für Reiche, Schöne und solche, die das auch sein möchten. Ist das alles Kulisse, oder standen die Häuser immer schon da?, fragen wir uns unentwegt. Sei es drum; hübsch ist es hier allemal. Wir queren die Gassen mit Souvenirläden und Designerboutiquen und steigen hoch zur Kirche San Giorgio. Ach, Italien! Wie Fred Buscaglione haben auch wir die Liebe in Portofino gefunden. Die unerschütterliche Liebe zu den schönen Seiten Italiens. Auf dem Friedhof hinter der Kirche sind die Einheimischen unter sich. Vermutlich ist der Friedhof von Portofino der einzige Ort vor Ort, der nicht von Heimweh-Italienerinnen und Italienern aus aller Welt bevölkert wird.

Portofino ist Tummelplatz der Reichen, Schönen und Mächtigen. Schon Reeder Aristoteles Onassis und der britische Staatsmann Winston Churchill liebten den Ort.

Ein kleines Stück höher als die Kirche liegt das Castello Brown. Die mittelalterliche Burg hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Freigelegte Fresken und eine aufwendig restaurierte Kassettendecke lassen erahnen, dass Prunk und Reichtum in Portofino nichts Neues sind. Wir geniessen die atemberaubende Rundsicht auf Bucht, Hafen und Städtchen. Seit über sechzig Jahren ist das Bauwerk im Besitz des Städtchens und wird als Ort für Empfänge genutzt.

Davon zeugen die Bilder der Prominenz aus dem vergangenen Jahrhundert: Der Reeder Aristoteles Onassis war da, damals verheiratet mit Jacqueline Kennedy. Die italienische Schauspiellegende Marcello Mastroianni schreitet beschwingt durch den Ort, und Operndiva Maria Callas versucht sich mit obligater Sonnenbrille vor allzu neugierigen Blicken zu verstecken. Ebenfalls zugegen: der damalige britische Premier Winston Churchill – und nun auch unsere Wenigkeit.

Seitlich des Schlosses führt ein schmaler Pfad hinab zum Leuchtturm. Zu unserem Vergnügen ist dieser mit einer Freiluftbar ausgestattet. So sitzen wir in der ersten Reihe, genehmigen uns ein Glas und geniessen das Farbendrama des Sonnenuntergangs. Während der Feuerball im Meer versinkt, taucht vor meinem inneren Auge nochmals der singende Delikatessenhändler auf, umgeben von seinen Käsen, dem Brot und den vielen Parmaschinken. Und wir wissen, das ist keine Oper. Nein, das ist Italien.

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