Stressfreie Balearen-Reise Baden im Glück
Mallorca ist eine Insel für Geniesserinnen und Wanderer. Eine Erkundungstour zwischen den Städtchen Capdepera und Canyamel führt zu verträumten Meeresbuchten und zu Menschen, die alte Bräuche hochhalten.
Dieser Artikel stammt aus der Schweizer Familie
An diesem frühen Morgen liegt das mittelalterliche Städtchen Capdepera noch im Nebel. Doch oben auf der Burg mit der Kapelle, die König Jaume II. Anfang des 14. Jahrhunderts errichten liess, als Schutz vor den Piraten, ist die Sonne schon auf der Haut zu spüren. Die mediterrane Umgebung scheint zum Greifen nah: die rötlichen Häuser, gefolgt von den sanften Hügeln, hinter denen der Strand mit den gelben Sanddünen der Cala Mesquida zu erahnen ist.
Wer das erste Mal Mallorca besucht, wird erstaunt sein, wie grün die grösste der Baleareninseln ist. Beinahe überall wachsen Aleppokiefern, Olivenbäume, Zypressen oder wilder Fenchel. «Das liegt an diesem Nebel, der sich im Winter bis in den Morgen wie ein Tischtuch über den Boden legt», sagt unsere Fotografin Eva Plasencia, 41, die in der Hauptstadt Palma lebt und dort geboren ist. «Schau mal dort drüben», sagt sie, «da liegt Canyamel mit unserem Hotel Laguna und der verwunschenen Bucht.»
Diese Reise ist ein Angebot der Schweizer Familie, mehr Infos finden Sie hier.
Bald wird in den Gassen von Capdepera das Leben erwachen. Denn an jedem Tag findet in einer anderen Stadt der Insel der Wochenmarkt statt: ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen. «Diese Märkte haben eine lange Tradition», sagt der Gemüsehändler Guillem Llodrà Galmes, 57, etwas später, als wir an seinem Stand haltmachen. Ein Mann mit einer tiefen Stimme und Händen, so gross wie Schaufeln. «Jeden Mittwoch bin ich mit meinem Stand hier auf dem Marktplatz. Ausser im Mai, dann laufen die Vorbereitungen für den Mittelalter-Markt auf Hochtouren.»
An diesen drei Tagen ab dem 19. Mai kommen auch die Einheimischen von Palma nach Capdepera, denn sie wollen sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Bis in die Abendstunden zeigen Schmiede, Flechterinnen, Lanzenstecher und Wahrsagerinnen dem Publikum ihr Können, während Dudelsackspieler, Gaukler und Feuerschlucker durch die dunklen Gassen spuken.
Heute ist es auf der Plaza de Oriente, dem Herzen Capdeperas, geradezu gespenstisch ruhig. Auf Korbstühlen trinken die Frühaufsteher ihren Cortado – einen Espresso mit aufgeschäumter Milch –, und Guillem Llodrà Galmes bedient seine ersten Stammkunden. Er reicht ihnen Oliven, Mandeln, Chilischoten oder sagenhaft süsse Tomaten. «Die sind wichtig für unsere Küche», sagt er. «Und lasst euch die Sobrasada nicht entgehen. Die Streichwurst aus dem Fleisch der schwarzen Edelschweine», sagt er. Schnell wird klar: Mallorca ist ein Paradies für Feinschmecker und altes Handwerk.
Ein paar Schritte hinter dem Marktplatz entdecken wir die Boutique Son Poca Palla mit schönen Handarbeiten: Taschen in allen Grössen und Farben, geflochtene Körbe, Kissen und vieles mehr. «Was ist typisch für Mallorca?», möchte ich von der Boutiquebesitzerin wissen. «Wir küssen uns zur Begrüssung, auch wenn wir uns kaum kennen. Und wir geben uns liebend gerne Spitznamen.»
Tatsächlich sind Spitznamen überall zu entdecken. In Palma befindet sich zum Beispiel ein Restaurant namens «Patrón Lunares», was auf Deutsch übersetzt «Kapitän Leberfleck» heisst. Dieser Spitzname gehörte Miguel Bonet Oliver. Einem Mann, der mächtig imposant gewesen sein musste, wie sein Enkel Javier erzählt. Doch seinen «Ritterschlag» zum Kapitän hatte der einfache Fischer wohl vor allem seinen vielen Leberflecken zu verdanken, die ihn in Palma bekannt gemacht haben wie einen bunten Hund.
Sogar Küstenabschnitte bekommen auf Mallorca Spitznamen. Derjenige, der am nördlichsten Teil des Eilands steil ins Meer hinunterragt, das Cap de Formentor, heisst im Volksmund «Treffpunkt der Winde».
«Das letzte Paradies auf Erden»
Manuel Jorge, 66, Reiseleiter bei Universal, sitzt in seinem schwarzen Anzug und frisch rasiert auf der Terrasse des Universal-Hotels Laguna. Ein leichter Luftzug streicht durch die Pinien, hin und wieder ist das Rauschen des Meeres zu hören. Der schönste Ort der Insel? Der Mann, der aus dem spanischen Galizien stammt, in der Schweiz die Hotelfachschule absolvierte und in Arosa GR seine Frau kennenlernte, muss nicht lange überlegen: «Canyamel», kommt es aus dem Pokerface wie aus der Pistole geschossen. Warum? «Die Bucht ist schöner als die Goldküste am Zürichsee», sagt er mit dem Anflug eines Lächelns.
In diese Gegend kann man sich tatsächlich verlieben – nicht wenige sind «Opfer» dieser Amour fou. Keiner bringt dieses Gefühl besser zum Ausdruck als der deutsche Schriftsteller Alexander Gorkow, 56. Der Bestsellerautor hat dem Dorf Canyamel und dem damals ersten Hotel an der Bucht, das der Schweizer Universal-Reisen-Gründer Alfred Erhart 1964 bauen liess, sogar einen Roman gewidmet mit dem Titel: «Hotel Laguna». Darin beschreibt er, wie er schon als Jugendlicher am Nordosten der Insel Gefallen fand. «Dem letzten Paradies auf Erden», wie Gorkow schreibt, «wo ich die Heimat in der Fremde fand.»
Andere Schriftsteller kamen hierher, weil sie von den Höhlen von Artà hörten, die sich in der Nähe von Canyamel befinden. Nicht nur Poeten, sondern auch Forscher schwärmen von ihrer «entrückten Schönheit». Wie riesige Fledermäuse hängen die Stalaktiten von der Decke herab, während die Stalagmiten gigantischen Pilzen gleich aus dem Boden wachsen. Zusammen bilden sie Grotten, die mal orangefarben oder rot, mal grün oder bernsteinfarben erscheinen – je nach Mineralgehalt der Tropfsteine.
Wenn man bedenkt, dass diese Höhlen in Urzeiten menschliche Behausungen waren und später den Piraten als Unterschlupf dienten, dann wüsste ich, wo ich mein Wohnzimmer einrichten würde: in der Grotte, die so smaragdfarben ist wie das Meer dieser verwunschenen Bucht.
Später im Hotel steht «Ball de Bot» auf dem Abendprogramm. Ein Traditionstanz mit Livemusik, der die Terrasse des gemütlichen Hotels Laguna fast zum Beben bringt. In diesem Balztanz hüpfen und drehen sich die Paare so schnell, dass sich die vielen Pirouetten gar nicht erst zählen lassen.
Dabei wirbeln die Tanzenden ihre Arme durch die Luft und bringen mit ihren flinken Fingern auch noch die Kastagnetten zum Klappern. Gekleidet sind die Tänzerinnen in der Tracht der «Payesa», der Bäuerin, während die Tänzer in Pluderhosen, lockeren Hemden und einem Kopftuch auftreten: so, wie die Bauern einst zur Ernte gingen.
Selbst gemachte Teigtaschen
«Die Landbevölkerung Mallorcas war früher arm. Auch meine Grossmutter schneiderte sich ihr Tanzkleid aus dem, was sie hatte. Darunter waren vor allem Tischtücher und Kochschürzen», sagt Bárbara Lliteras Sureda, 54, am Ende der Vorführung.
Anderntags zeigt sie uns auf ihrer Finca, die im Hinterland liegt, wie man Empanadas zubereitet. Das sind mit Fisch oder mit Fleisch und Erbsen gefüllte Teigtaschen, die es in jeder Bäckerei zu kaufen gibt. «Aber keine sind so gut wie die von mir», sagt sie scherzhaft.
Empanadas macht man auf Mallorca im Kreis der Familie. Oder mit Freunden, jeweils an Ostern oder sonntags, wenn alle zusammenkommen. «Ich liebe es, zu kochen und zu backen», sagt die viel beschäftigte Mallorquinerin, die die Administration zweier Universal-Hotels in Canyamel leitet und auf ihrem Landgut regelmässig Besuch bewirtet. «Meinem Mann Juan überlasse ich die Omeletten», sagt sie. «Für alles andere bin ich zuständig.» Was Bárbara Lliteras Sureda auftischt, ist selbst gemacht: von der Feigenkonfitüre, den eingelegten Oliven und Tomaten bis hin zum deliziösen mallorquinischen Dessert. Ein schneckenförmiges Schmalzgebäck, mit viel Puderzucker bestäubt: die sogenannte Ensaïmada. Niemand kann ihr widerstehen.
Über Felsen und Klippen
In Cala Rajada – von Canyamel einen Katzensprung entfernt, einst ein kleiner Fischerhafen, heute eine Touristen-Hochburg – steht Annita Erhart, 69, im Wandertenü für den Abmarsch bereit.
«Können wir starten?», fragt sie und schreitet voran. Vom Hafen mit den Segeljachten, den Fischerbooten und der palmenbesäumten Promenade mit den vielen Meeresfrüchte-Restaurants geht es los: alles die Küste entlang Richtung Leuchtturm.
Nach zehn Minuten gelangen wir an die traumhaft schöne Cala Gat. «Ist damit die Katzenbucht gemeint?», will ich vom Barbetreiber wissen, der unter einem Strohdach Kaffee, Wasser und Bier verkauft. «Nein, nicht ganz. Fast alle Buchten auf Mallorca sind nach Fischen benannt», klärt er mich auf. «Gat ist der Katfisch. Und Cala Rajada heisst nichts anderes als die Rochenbucht.»
Danach führt die Wanderung nach oben, über Felsen und an Klippen entlang, die tief ins Meer abfallen. «Für Wanderer ist Mallorca eine Traumdestination», sagt Annita Erhart, die seit über 30 Jahren Gruppen über die Insel führt. Ganz nach dem Vorbild ihres Vaters, des Schweizer Mallorca-Pioniers Alfred Erhart: Weg von den Städten – in die Stille der Natur. Dorthin, wo sich viele kleine Wege über Hänge und durch Schluchten schlängeln. Auf Gipfel und in Badebuchten führen und zu entlegenen Gehöften mit Eseln, Ziegen und Schafen. Oder an Äckern vorbei, auf denen schwarze Schweine zu sehen sind.
«Die Berge und das Meer sind hier so nahe beieinander, dass ich am Vormittag im Gebirge unterwegs sein kann und am Nachmittag schon am Strand sitze», sagt Annita Erhart. Mit der Flora des Mittelmeers ist sie bestens vertraut und erklärt, warum Tamariskenbäume auch vom Salzwasser leben können und darum am Strand in Meeresnähe wachsen. Beim Leuchtturm zückt sie ihren Feldstecher: «Schaut, hier vorne liegt Menorca», sagt sie. «Das ist der nächste Punkt zur Nachbarinsel. Heute kann man sie gut sehen.»
Am Nachmittag führt sie unsere Fotografin und mich in den Nationalpark der Halbinsel Llevant. «Hier kannst du stundenlang wandern bis zu Buchten, wo du auf keinen Menschen triffst», sagt Annita Erhart. Unser Interesse gilt jedoch der Flechtkunst. Denn in der ehemaligen Finca des fast 1700 Hektaren grossen Parkes ist ein Flechtmuseum untergebracht. Catalin Piris, 46, öffnet mit einem freundlichen «Hola» die Türe und zeigt den Besucherinnen und Besuchern jeweils alles rund um das älteste Kunsthandwerk der Insel, «obra de llatra» genannt.
Viele Frauen kommen hierher, um in ihren Kursen zu lernen, wie sie sich nach alter Tradition eine Hand- oder Strandtasche flechten können.
Taschen aus Zwergpalmblättern
«Ich habe schon als Kind geflochten», sagt Catalin Piris, «wie mein Vater und meine Grossmutter.» Zunächst besorgt sie sich mit einer grossen Zange das dafür benötigte Material: junge, frische Blätter der Zwergpalme. «Nur die inneren, hellen Blätter, die dicht am Stamm wachsen, eignen sich dafür», sagt sie und knipst von jeder Zwergpalme – es gibt unzählige vor Ort – jeweils ein Dutzend ab. Daraufhin werden diese während mehrerer Tage draussen an der Sonne getrocknet und anschliessend in einem Holzofen mit Schwefel gebleicht. «Das macht sie heller und biegsamer», sagt Catalin Piris.
Aus den einzelnen Blättern werden dann Bänder geflochten, die die Frauen am Ende zusammennähen. Stolz zeigt sie eine grosse Schultertasche, die nach 30 Stunden Arbeit fertig wurde. Im Museum sind auch Brotkörbe, Fächer, Schalen, Portemonnaies, ja sogar grosse Teppiche und Erntekörbe erhältlich.
Manchmal stehen solche Flechtkörbe auch vor dem gelben Herrenhaus in Son Servera, einem kleinen Ort südlich von Canyamel und Artà. Randvoll mit Tomaten oder Orangen gefüllt. Denn die Vollblutunternehmerin Francesca Pascual Ferragut, 48, organisiert im ältesten Anwesen des Dorfes, das aus dem 13. Jahrhundert stammt, Hochzeiten und für manche Touristen auch Mittagessen. Im Schatten der Aleppokiefern, mitten in einem verborgenen Juwel. «Heute muss ich Vollgas geben», sagt die Frau, die in Artà auch ein Restaurant führt. «Damit morgen alle schön feiern können.» Und schon entschwindet sie mit einem Korb voller Zutaten in der Küche.
Diese Reportage entstand in Zusammenarbeit mit unserem Partner Universal Flugreisen AG.
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