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Analyse zum Parteitag der Republikaner
Die Partei bin ich

Mehr als Narzissmus oder Egomanie: US-Präsident Donald Trump bei seinem ersten Auftritt auf dem Parteitag der Republikaner. 
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Man darf an amerikanische Parteitage keine zu hohen Massstäbe anlegen, was die politische Substanz betrifft. Die Conventions sind weniger dazu da, um unentschiedene Wähler zu überreden. Stattdessen sollen sie die eigenen Anhänger so sehr von ihrem Kandidaten begeistern – oder ihnen so grosse Angst vor dem Kandidaten der anderen Seite einjagen –, dass sie tatsächlich zur Wahl gehen. Insofern sind die Parteitage vor allem Propagandaveranstaltungen.

Sieben Trumps auf der Bühne

Womit man bei Donald Trump wäre. Der lässt sich gerade bei einem Parteitag feiern, der zwar offiziell von der Republikanischen Partei ausgerichtet wird, bei dem es aber um praktisch nichts anderes geht als um Donald Trump. Das sieht man gut an den Rednerlisten. Über vier Abende verteilt treten nicht weniger als sechs Familienangehörige von Trump auf, um dessen Lob und Preis zu singen. Der Präsident selbst, Trump Nr. 7, hat in aller Bescheidenheit beschlossen, gleich an allen vier Tagen eine Rede zu halten.

Die Republikaner, eine der ältesten Parteien der Welt, sind zu einem Personenkult geworden, der sich nur an einem Mann ausrichtet und nur einem Mann huldigt.

Das ist mehr als Narzissmus oder Egomanie. Dass Trump als Person diesen Parteitag so dominiert, hat auch etwas damit zu tun, dass es in der Republikanischen Partei sonst nichts und niemanden mehr gibt – kein politisches Programm, keine ernsthaften Ideen, keine Prinzipien oder Ideale und schon gar kein Personal, das nicht von Trumps Gnade abhinge. Die Republikaner, gegründet 1854 und damit eine der ältesten Parteien der Welt, sind zu einem Personenkult geworden, der sich nur an einem Mann ausrichtet und nur einem Mann huldigt.

Einst eine Partei der Vernunft und des Verstands

Die Republikaner waren einmal eine Partei der Vernunft und des Verstands. Sie hatten politische Überzeugungen und Vorstellungen, die man teilen oder ablehnen konnte. Aber diese Überzeugungen waren immerhin das Ergebnis einer intellektuellen Anstrengung. Und sie ruhten auf einem Fundament von anerkannten Tatsachen, statt nur aus einem Sumpf voller Lügen und Hirngespinste zu wachsen. Wofür stehen die Republikaner heute? Mehr als ein denkfauler, weisser Ethnonationalismus fällt einem als Antwort dazu eigentlich kaum ein.

Unter Trump ist das intellektuelle Niveau in der Partei auf das eines Twitter-Memes gesunken – Hauptsache, die Linken toben und CNN regt sich auf. Es gibt inzwischen republikanische Politiker, die offen mit der QAnon-Bewegung sympathisieren. Deren Anhänger raffen alle greifbaren Verschwörungstheorien zusammen und basteln sich daraus ein so wahnhaftes Weltbild, dass sogar Donald Trump, dem sonst jede Lüge und Irrlichterei zupass kommt, Zweifel befallen müssten.

Ob er sich denn wirklich mit Leuten gemein machen wolle, die glauben, er sei auserwählt, die Welt vor demokratischen Satanisten zu retten, die Kinder fressen, wurde Trump kürzlich gefragt. «Soll das schlecht sein?», antwortete der Präsident der Vereinigten Staaten, Amtsnachfolger von George Washington, Abraham Lincoln und Franklin Delano Roosevelt. «Wenn ich dabei helfen kann, die Welt vor einem Problem zu retten, dann will ich das tun.»

Die Show ist nicht schlecht inszeniert

Es ist möglich, dass Trump im November trotzdem die Wahl gewinnt. Seine Trumpismus-Propagandashow, die sich Parteitag nennt, ist nicht schlecht inszeniert. Die Republikaner sollten dann aber so ehrlich sein, sich umzubenennen. Vielleicht überlässt Donald Trump ihnen seinen Namen in Lizenz. Natürlich für eine angemessene Gebühr.