Parteitag der RepublikanerDonald Trump Jr.: «Peking-Biden ist Chinas Wunschkandidat»
Die US-Republikaner halten ihren Nominationsparteitag ab. Der Sohn von Präsident Trump fokussierte in seiner Rede auf den demokratischen Gegenkandidaten.
Der Sohn von US-Präsident Donald Trump hält den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden für den Wunschkandidaten der chinesischen kommunistischen Partei. «Sie wissen, dass er uns wirtschaftlich und auf der Weltbühne schwächen wird», sagte Donald Trump Jr. am Montagabend beim Parteitag der Republikaner, bei dem sein Vater als Kandidat für die Wahl im November nominiert wurde. Biden sei so schwach, dass die Geheimdienste davon ausgingen, dass die kommunistische Partei Chinas ihn bevorzuge. Donald Trump Jr. verspottete den Herausforderer seines Vaters als «Beijing Biden», auf deutsch: «Peking-Biden».
Donald Trump Jr. warf Biden linksradikale Politik vor, die die wirtschaftliche Erholung in der Corona-Krise stoppen würde. Biden spreche bereits von einem erneuten Shutdown – «Es ist Wahnsinn». Biden hatte am Wochenende in einem Interview des Senders ABC gesagt, er wäre für einen erneuten «Shutdown», wenn Wissenschaftler das empfehlen würden. Donald Trump Jr. machte die kommunistische Partei Chinas für das Coronavirus verantwortlich.
«Loch-Ness-Monster des Sumpfes»
Mit Blick auf das Versprechen seines Vaters, den «Sumpf» in der US-Hauptstadt Washington auszutrocknen, sagte Donald Trump Jr.: «Joe Biden ist im Grunde das Loch-Ness-Monster des Sumpfes. Seit einem halben Jahrhundert lauert er da drin. Ab und zu steckt er seinen Kopf hoch, um für das Präsidentenamt zu kandidieren, dann verschwindet er und tut nicht viel dazwischen.»
Donald Trump Jr. rief mit Blick auf die Demokraten dazu auf, «die Radikalen abzulehnen, die uns in die Dunkelheit ziehen wollen», und Trump zu unterstützen, der für eine strahlende Zukunft für alle stehe. «Es beginnt mit der Wiederwahl von Donald J. Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.»
Republikaner schüren Angst vor Bidens Demokraten
Nach der Nominierung von US-Präsident Donald Trump als Kandidaten für die Wahl im November haben die Republikaner bei ihrem Parteitag Angst vor einem Sieg der Demokraten geschürt. Redner warnten am Montagabend (Ortszeit) davor, dass die Demokraten und ihr Kandidat Joe Biden (77) den Sozialismus einführen, die Amerikaner entwaffnen und der Polizei die Finanzierung entziehen würden – nichts davon ist eine Forderung der Demokraten. Zugleich wurden die Errungenschaften Trumps in seiner ersten Amtszeit und ausdrücklich auch sein Krisenmanagement während der Corona-Pandemie gelobt. Kritiker werfen ihm in diesem Punkt angesichts von mehr als 177 000 Toten Versagen vor.
Der Kongressabgeordnete Steve Scalise sagte in seinem Redebeitrag aus Washington: «Das ist eine Wahl zwischen einer Partei, die das Fundament unseres Landes niederbrennen will, und einer Partei, die unsere grossartige Nation wiederaufbauen und schützen will.» Die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel sagte, mit Trumps Wiederwahl werde ein neues Kapitel in der «grossartigen Geschichte Amerikas» beginnen: «Das Beste liegt noch vor uns.»
Zum Auftakt des Parteitags am Montag hatten die Delegierten in Charlotte (North Carolina) Trump einstimmig als Kandidaten für die Wahl am 3. November nominiert. Der 74-Jährige will die Nominierung bei einer Ansprache im Weissen Haus am Donnerstag annehmen. Bei einem Überraschungsauftritt vor den Delegierten warnte Trump am Montag, die Demokraten wollten die Wahl manipulieren. «Sie versuchen, die Wahl von den Republikanern zu stehlen», sagte er, ohne Belege zu liefern. «Die einzige Möglichkeit, wie sie uns diese Wahl wegnehmen können, ist, wenn das eine manipulierte Wahl ist.»
Trump hatte den Parteitag der Demokraten in der vergangenen Woche als «düster» kritisiert. Dem Sender Fox News hatte er am Wochenende mit Blick auf das Treffen der Republikaner gesagt: «Ich denke, wir werden etwas sehen, das sehr erhebend und positiv sein wird.» Stattdessen zeichneten die Republikaner – so schrieb die «New York Times» – ein «dystopisches Bild davon, wie die Nation aussehen würde», falls Biden Präsident würde. Die Zeitung warf den Parteitags-Rednern eine «irreführende Verteidigung» von Trumps Politik vor.
Senator Tim Scott warf Biden vor, aus den USA eine «sozialistische Utopie» machen zu wollen. Biden und dessen Kandidatin für die Vizepräsidentschaft, Kamala Harris, wollten eine «Kulturrevolution», warnte der einzige schwarze Senator der Republikaner. Der Kurs der Demokraten werde zu «Schmerz und Leid» insbesondere für hart arbeitende Amerikaner führen. Eine Wiederwahl von Trump hingegen stelle die Fortsetzung des amerikanischen Traums sicher. Schwarze sind eine wichtige Wählergruppe Bidens.
Die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley sagte: «Amerika ist kein rassistisches Land.» Ihre aus Indien stammende Familie habe zwar auch «Diskriminierung und Entbehrungen» erfahren. Aber ihre Eltern hätten sich nicht in «Groll und Hass» gestürzt.
Der Sender CNN schrieb in seinem Faktencheck, der erste Tag des Parteitags der Republikaner habe mehr falsche und irreführende Aussagen enthalten als alle vier Tage des Treffens der Demokraten. So sei etwa die Aussage einer Rednerin falsch, die sagte, die Demokraten wollten Vororte «abschaffen». Auch seien die Aussagen mehrerer Redner überholt, die Trump für die niedrigste Arbeitslosenquote seit 50 Jahren gepriesen hatten. Das sei nur bis zur Pandemie richtig gewesen, die Millionen Amerikaner den Job gekostet hat.
Spott im Netz für lauteste Parteitagsrednerin Guilfoyle
Kimberly Guilfoyle, Freundin von Präsidentensohn Donald Trump Jr. und ehemalige Staatsanwältin, hat am ersten Tag des Parteitags der Republikaner den mit Abstand lautesten Auftritt abgeliefert. Die 51-Jährige trug ihren Text mit so viel Inbrunst – und teilweise fast brüllend – vor, dass sich Twitter-Nutzer reihenweise fragten, ob sie wisse, dass das Mikrofon bereits erfunden wurde. Selbst ein Reporter von der erzkonservativen Website «Daily Caller» schrieb: «Ich habe den Auftritt von Kim Guilfoyle gehört – und mein Fernseher ist nicht einmal an.»
Doch es war nicht nur die theatralische Darbietung mit hochgerissenen Armen und strahlendem Blick, die Guilfoyles Rede hervorstechen liessen, sondern auch der Inhalt, mit dem sie Zuschauern Angst vor einem Wahlsieg der Demokraten machen wollte. «Sie wollen dieses Land zerstören und alles, wofür wir gekämpft haben und was uns lieb ist», sagte sie. «Sie wollen kontrollieren, was Sie sehen und denken und woran Sie glauben – damit sie (die Demokraten) kontrollieren können, was Sie denken.»
Als Negativbeispiel nannte Guilfoyle Kalifornien: «Es ist ein Ort mit immensem Wohlstand, unermesslicher Innovation und makelloser Umwelt – und die Demokraten haben es verwandelt in ein Land weggeworfener Heroin-Spritzen in Parks, Krawallen auf den Strassen und Stromausfällen in den Häusern.» Es war auch eine höchst persönliche Spitze: Guilfoyle war einst mit dem heutigen kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom verheiratet.
Der Parteitag der Republikaner findet – wie schon der der Demokraten – wegen der Corona-Pandemie in deutlich abgespeckter Form statt. Zentraler Teil des Parteitagsprogramms sind Ansprachen zur Hauptsendezeit am Abend (jeweils von 2.30 MESZ bis 5.00 MESZ). Am Dienstagabend (Ortszeit) soll First Lady Melania Trump vom Rosengarten des Weissen Hauses aus als Hauptrednerin sprechen. Am Mittwoch steht ein Auftritt von Vizepräsident Mike Pence auf dem Programm, der ebenfalls wieder für den Posten nominiert wurde.
SDA
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