Mountainbikerin Sina Frei«Die Olympia-Verschiebung kann eine Chance für mich sein»
Vorläufig schaltet die 22-jährige Profifahrerin aus Uetikon einen Gang zurück. Sie trainiert daheim am Zürichsee statt im Südtirol und hält sich so fit, um bereit zu sein, wenn es um einen Startplatz für Tokio 2021 geht.

Ein Mountainbike-Etappenrennen in Norditalien hätte Sina Frei diese Woche bestritten, wäre nicht Ausnahmezustand wegen des Coronavirus. «Da bin ich momentan schon lieber daheim», sagt die Uetikerin. Bis Mitte Monat trainierte sie mit ihren Kollegen des Ghost-Factory-Teams in Südafrika. «Wir überlegten zuerst noch, dort zu bleiben.» Am 14. März ist die Cross-Country-Spezialistin an den Zürichsee zurückgekehrt. «Ich bin froh, haben wir nicht anders entschieden», gesteht sie ein.
Am vergangenen Wochenende wäre Frei im Tessin in die neue Saison gestartet. Doch das erste Rennen des Swiss Bike Cup 2020 in Rivera wurde abgesagt, wie vorläufig alle Wettkämpfe. Die EM vom 14. bis 17. Mai in Graz wurde vorerst auf ein noch nicht feststehendes Datum verschoben, ebenso der Weltcupauftakt, der vom 22. bis 24. Mai im tschechischen Nove Mesto vorgesehen war. Und seit Freitagnachmittag ist auch die Verschiebung der WM von Ende Juni in Albstadt Tatsache. Diese Meldung überraschte Frei nicht. Die U-23-Europa- und Weltmeisterin des vergangenen Jahres hatte bereits vorgängig damit gerechnet. «Es ist für alle eine spezielle Situation», sagt die Profi-Mountainbikerin.
Positiv vorwärts schauen
Nächste Woche hätte das Schweizer MTB-Nationalteam im Südtirol ein Trainingslager abgehalten, mitten im Epizentrum der Pandemie. Frei mag weder daran noch an das Virus denken. «Ich versuche, trotz all der Ungewissheit positiv zu bleiben.» Statt intensiv trainiert die 22-Jährige momentan locker, entweder drinnen im Elternhaus in Uetikon oder draussen, allein auf dem Bike. «Um meinen Fitnesslevel zu behalten, da wir ja alle nicht wissen, wann es weitergeht.» Immerhin steht nun fest, dass die Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr verschoben sind.
Die Verschiebung der Wettkämpfe auf 2021 begrüsst Frei. Für eine Absage hätte sie weniger Verständnis gehabt. «Allein nur schon wegen des Riesenaufwands, den die Organisatoren betreiben.» Eine Neuansetzung sei den Athleten gegenüber fair, damit alle die gleichen Voraussetzungen bei der Vorbereitung haben. «Nun hoffe ich, dass wir bald wissen, wann die Spiele stattfinden», sagt Frei. Schliesslich will auch sie vorausplanen können.
«Vielleicht noch schneller»
Unklar ist auch noch, ob Swiss Cycling und Swiss Olympic die Selektionskriterien anpassen. «Ich bin gespannt, wie das gehandhabt wird», sagt Frei. Sie startete im vergangenen Jahr erstmals im Elite-Weltcup und hat sich mit starken Resultaten – dreimal verpasste sie als Vierte einen Podestplatz knapp – eine gute Ausgangslage für ein Olympia-Ticket geschaffen. Deren drei vergibt Swiss Cycling an die Schweizer Mountainbikerinnen.
Da Frei noch jung ist und ihre ganze Profikarriere vor sich hat, kann sie gut mit der Verschiebung der Spiele leben. «Es kann eine Chance für mich sein», sagt die Uetikerin, die sich im Oktober bereits mit der Olympia-Strecke in Tokio vertraut machen durfte, und begründet: «Ich habe ein Jahr mehr Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, und bin nächstes Jahr vielleicht noch schneller.» Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sie unverletzt und gesund bleibt.
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