Geplantes Tram Affoltern682 gefällte Bäume, 450 Millionen Franken: Fakten zur neuen Zürcher Tramlinie
Ende 2029 soll die Linie 11 nach Zürich-Affoltern fahren. Der schnell wachsende Norden der Stadt brauche das neue Tram dringend, findet der Stadtrat.
In Zürich gibt es zwei Quartiere ohne Tramanschluss: Affoltern und Witikon. Ab 2030 soll das nur noch für Witikon gelten. Dafür sorgt das Tram Affoltern.
Die neue Tramlinie führt auf vier Kilometern vom Brunnenhof beim Bucheggplatz nach Holzerhurd in Zürich-Affoltern. Am kommenden 8. April wird die Strecke durch die Wehntalerstrasse offiziell ausgeschrieben. Das gaben die zuständigen Stadträtinnen Simone Brander (SP) und Michael Baumer (FDP) am Mittwoch bekannt.
Folgend die wichtigsten Fakten zum Grossprojekt.
Das Geld
Rund 450 Millionen kostet der Bau der neuen Schienen, 170 Millionen Franken mehr als noch vor vier Jahren vorgesehen. Die Verteuerung begründeten Baumer und Brander vor allem mit dem stark gestiegenen Landpreis. Weil das Tram Platz braucht, muss die Stadt Boden entlang der Wehntalerstrasse kaufen. Auch Weiterentwicklungen des Projekts wie das teilweise begrünte Trassee würden zum höheren Preis beitragen, sagten Baumer und Brander.
Den Hauptteil davon – etwa 325 Millionen Franken – übernimmt der Kanton Zürich. Der Bund hat 100 Millionen Franken zugesichert. Für die Stadt Zürich bleiben gut 22 Millionen Franken zu zahlen.
Der Zeitplan
Die VBZ rechnen damit, das Tram Affoltern Ende 2029 zu eröffnen. In diesem Zeitplan eingerechnet sind eventuelle Rekurse und zwei Volksabstimmungen. In der Stadt Zürich findet sowieso eine solche statt. Im Kanton nur, wenn das Referendum ergriffen wird. Michael Baumer wies darauf hin, dass die Zürcher Bevölkerung grossen ÖV-Projekten gewöhnlich deutlich zustimme.
Der Bau allein wird ungefähr dreieinhalb Jahre dauern. Die Wehntalerstrasse soll dabei durchgehend befahrbar bleiben.
Die Enteignungen
Für die breitere Strasse beansprucht die Stadt Boden von insgesamt 150 Grundstücken. Diese gehören Privaten, aber auch der Stadt selbst. Die Enteignungen treffen vor allem Vorgärten und Vorplätze.
Abgerissen werden müsste einzig das Haus des Restaurants Frieden. Dessen Eigentümer will dieses aber auf eigene Kosten verschieben. Die Stadt habe alle betroffenen Besitzerinnen bereits mit einem Schreiben informiert, sagte Michael Baumer. Das Ziel sei eine einvernehmliche Einigung.
Die Kapazität
In einem Flexity-Tram finden rund 300 Personen Platz. Das seien 50 Prozent mehr, als die 32er-Busse aktuell transportierten, sagte Michael Baumer. Weil Affoltern stark wachse, sei diese Kapazitätssteigerung dringend nötig.
Die Netz-Einbettung
Mit der neuen Tramlinie 11 erhalten die Affoltemerinnen und Affoltemer eine direkte Verbindung ins Zentrum, ohne umsteigen zu müssen. Das mache die Benutzung des ÖV bequemer und schneller, sagte Baumer. Die Tramfahrt vom Zehntenhausplatz zum Hauptbahnhof soll mit dem neuen Elfer 17 Minuten dauern.
Das Tram Affoltern bildet den ersten Teil der Ringstrategie der VBZ. Auf dem neuen Trassee soll künftig auch das Tram Nordtangente verkehren.
Die Bäume
Die Stadt nutzt den Bau der Tramschienen, um auch den übrigen Strassenraum neu zu gestalten. «Lebenswert und klimagerecht» soll er werden, sagte Simone Brander. An mehreren Haltestellen sollen kleine Quartierparks entstehen, die Trottoirs werden auf vier Meter verbreitert.
Wegen der Strassenverbreiterung müssen allerdings 682 Alleebäume gefällt werden. Die Stadt wird die abgeholzten Bäume durch 689 neue ersetzen. Von den bisherigen Bäumen bleiben 220 stehen.
Die Höchstgeschwindigkeit
Der Zürcher Stadtrat will auf fast allen Strassen der Stadt Tempo 30 durchsetzen. Eine Ausnahme bildet die Wehntalerstrasse. Hier werde die Höchstgeschwindigkeit bei 50 km/h bleiben, sagte Simone Brander.
Das Tram Affoltern soll längerfristig trotzdem ein durchgehend abgetrenntes Trassee erhalten. Ein solches erlaubt es, mit dem Tram weiterhin auf 50 km/h zu beschleunigen, auch wenn für die Autos nebenan Tempo 30 gilt.
Das Velo
Auf der umgebauten Wehntalerstrasse entsteht in beiden Richtungen ein durchgehender Fahrradstreifen. Ein solcher fehlt bisher. Die neuen Velostreifen sollen 1,5 Meter breit werden. Aus Sicht von Velolobbyisten ist das zu schmal. Auch die aktuellen Zürcher Velostandards sehen 1,8 Meter als Mindestbreite vor. Simone Brander verwies auf die geplante Velovorzugsroute, die parallel zur Wehntalerstrasse verlaufen wird.
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