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Los Angeles Rams gewinnen Superbowl
Ein Touchdown in letzter Minute bringt die Krönung

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Matthew Stafford war überglücklich. Seine Töchter im Arm haltend, beantwortete er nach dem Spiel die Fragen der anwesenden Journalisten. Nur wenige Meter weiter sass Cooper Kupp, ebenfalls mit Frau und Nachwuchs um sich geschart. Seine kleine Tochter schnappte sich sogar selbst ein Podium und gab den Pressevertretern ihr eigenes Interview. 

Der Quarterback Stafford und sein kongenialer Partner Kupp, bester Passempfänger der Saison, hatten es geschafft. Sie sind am Olymp des American Football angekommen, nach dem 23:20-Finalsieg gegen die Cincinnati Bengals im heimischen SoFi-Stadion von Los Angeles – und es ist nicht übertrieben zu sagen: LA gewann den Cali Bowl.

Es war so unfassbar kalifornisch, was in Los Angeles passierte, von tropischen Temperaturen (30 Grad) über ein Halbzeit-Spektakel, das kalifornische Rap-Musik (zum ersten Mal in der Geschichte dieses Spiels) und die Lebenskultur von Los Angeles feierte, bis hin zu dieser Partie, die einem Thriller aus Hollywood gleichkam. Geht es noch kalifornischer? Ja, es roch im ganzen Stadion nach Marihuana – hier so legal (und so beliebt) wie Bier in der Schweiz.

Zwei Eckpfeiler des Teams: Quarterback Matthew Stafford (l.) und Cooper Kupp.

Stafford und Kupp bilden das Fundament der Rams-Offensive, die zu den gefürchtetsten der Liga gehört, die im Final zunächst aber keineswegs hauptverantwortlich für die zweite Meisterschaft in der Geschichte der Franchise war. Die Rams starteten stark, erarbeiteten sich nach Touchdowns von Odell Beckham Jr. und Cooper Kupp eine zwischenzeitliche 13:3-Führung. Doch noch in der ersten Halbzeit verletzte sich Beckham ohne Fremdeinwirkung am Knie und fiel für den Rest der Partie aus.

Seine Verletzung hinterliess in der Rams-Offensive eine Lücke, die sie bis zum finalen Viertel nicht zu schliessen wussten. So rissen direkt nach Anstoss der zweiten Hälfte – nachdem die Künstler Dr. Dre, Snoop Dogg, Mary J. Blige, 50 Cent, Kendrick Lamar und Eminem das Stadion in der Halbzeit-Show zum Kochen brachten – die Bengals das Ruder an sich und erzielten mit dem ersten Spielzug des dritten Viertels einen Touchdown über 75 Yards.

Die Bengals hatten das genau so gewollt, ihre komplette Strategie war darauf ausgelegt, den Rams das Heim-Finale aber mal so richtig zu vermasseln; und sie wollten es so tun, wie sie das die kompletten Playoffs über getan hatten: den Gegner nerven und dann plötzlich und heftig zuschlagen. Ihre Musik zum Einmarsch und vor jedem bedeutenden Offensiv-Spielzug des Gegners – sie waren ja offiziell das Heimteam, also bestimmten sie über die Lautsprecher: «Welcome to the Jungle», das Guns-n-Roses-Lied darüber, wie scheisse das alles ist in Los Angeles und dass einen diese scheinbar schillernde Stadt am Ende doch nur in die Knie zwingt.

Cooper Kupp unter Angriff der Cincinnati Bengals.

Mit dem nächsten Ballbesitz warf Stafford den Ball in die Hände des Gegners, der die Gelegenheit in ein Field Goal ummünzte, das die Bengals mit 20:13 in Führung brachte. Die Rams erarbeiteten sich kurz darauf ihrerseits eine Möglichkeit für ein Field Goal und verkürzten auf 16:20.

Abwehr betrieb Schadensbegrenzung

Dieser Spielstand hatte bis tief in das finale Viertel bestand, was der exzellenten Arbeit beider Defensiven geschuldet war. Der Anführer der Rams-Defense heisst Aaron Donald und gilt als bester Verteidiger, für viele Experten gar als bester Spieler in der National Football League. Während die Rams-Offensive ins Stocken geraten war, konnte unter seiner Führung verhindert werden, dass die Bengals ihren Vorsprung ausbauten.

So kam es zum finalen Angriff der Rams im letzten Viertel, bei dem Stafford in Kupp zu seiner stärksten Waffe zurückfand. Möglich gemacht hatte dies Head-Coach Sean McVay: «Unser Trainer gab uns Spielzüge vor, die auf Cooper ausgerichtet waren», sagte Stafford nach der Partie. «Cooper hat daraus unglaubliche Aktionen kreiert. Das ist es, was er immer wieder tut.» Und so fand Stafford Kupp, wieder und wieder, ganze fünfmal im finalen Angriff. Und so mit dem abschliessenden Spielzug auch in der Endzone, als Kupp 89 Sekunden vor Schluss den finalen Touchdown der Partie erzielte.

Nachdem die Rams mit 23:20 in Führung gingen, kamen die Bengals noch ein letztes Mal an den Ball, doch erneut war die Defensive der Rams an Ort und Stelle. Beim entscheidenden Spielzug war es einmal mehr Donald, der Druck auf Bengals-Quarterback Joe Burrow ausübte und den Sieg der Rams besiegelte. Kupp wurde nach dem Spiel zum Super Bowl MVP – zum herausragenden Spieler des Finals – gekürt. Donald hätte den Preis jedoch ebenso verdient gehabt.

Passempfänger Cooper Kupp (r.) wurde nach dem Spiel zum Superbowl-MVP geehrt.

Los Angeles’ erste Meisterschaft seit 1984

Die Los Angeles Rams holten die Vince Lombardy Trophy mit dem Sieg nach Los Angeles zurück. Es ist das erste Mal, dass ein Team aus der südkalifornischen Metropole die Superbowl gewinnt, seitdem dies den Raiders 1984 gelungen ist. Als die Rams 2000 Meister wurden, waren sie noch in St. Louis stationiert. Die Rams bauten seit ihrem Umzug nach Los Angeles 2016 ein Team aus Ausnahmekönnern auf, von denen viele aus finanziellen Gründen nicht mehr lange zu halten sein werden oder die aufgrund ihres Alters bald ans Aufhören denken müssen.

Der Trainer der Rams Sean McVay mit der Trophäe.

Das Team steht vor einem Umbruch, der Sieg in der Superbowl musste also jetzt her. Während Donald und Stafford nach dem Spiel zumindest Andeutungen in Richtung Karriereende machten, wird Kupp zu den Akteuren gehören, die mit grosser Wahrscheinlichkeit weiter für die Rams auflaufen werden. Ob er jedoch ohne seinen Quarterback weiter so glänzen kann wie in dieser Saison, wird sich zeigen.

Die Rams haben, wie man das in LA nun mal tut, alles auf diese eine Karte gesetzt, sie haben so ziemlich auf alles gepfiffen, vor allem die Zukunft, um im Hier und Jetzt den grösstmöglichen Erfolg zu erreichen. So was trauen sich nur Träumer, und davon gibt es genug in dieser Stadt. Stafford ist vor der Saison so ein LA-Träumer geworden; nun stand er auf dem Spielfeld und realisierte so langsam, dass sich dieser Traum wirklich erfüllt hatte. Aus den Lautsprecher dröhnte «I love LA» von Randy Newman, und es roch immer noch nach Marihuana.

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