Glamour-Velos an der Tour de FranceDie Lackierung für 5000 Franken, der Sattel aus dem 3-D-Drucker
Die Tour ist immer auch eine Parade von Innovationen. Von Bling-Bling, einem Fahrrad für 50’000 Franken und einem Opa auf dem Steuerrohr.
Das Velo vom Formel-1-Team
Alle Velos, die während der Tour de France gefahren werden, müssen vorgängig dem Weltverband UCI vorgeführt und von ihm gutgeheissen werden. Eigentlich steht im Reglement, dass sie allen zugänglich sein müssen, sprich: Jeder muss sie kaufen können. Es gibt aber ein kleines Schlupfloch für Prototypen. Das Reglement schreibt nämlich vor, dass das Velo erst 12 Monate nachdem es in einem Rennen zum Einsatz kam, im Laden stehen muss.
Darum sieht man nun auch einige Prototypen auf der Strasse. Einer davon ist das Rad des Australiers Ben O’Connor. Es ist eine Zusammenarbeit von BMC und dem Design-Team des Formel-1-Rennstalls Red Bull. Die Lackierung ist darum auch marketingwirksam mit vielen Hashtags versehen. Im Windkanal geprüft sind nicht nur die Flaschenhalter, auch die kleine Halterung für die Startnummer ist windschlüpfrig in die Sattelstange integriert.
Ein Velo, so teuer wie ein VW Golf
Superdesign, aerodynamisch – das tönt alles sehr teuer. Ist es auch. Doch ein Rad stellt den Rest in den Schatten. Wer die Zeitfahrmaschine des Teams Ineos, das «Pinarello Bolide F», fahren möchte, muss 50’000 Franken hinblättern. Für dieses Geld kann man sich auch einen neuen VW Golf kaufen. Immerhin kommt der Lenker des Boliden direkt aus dem 3-D-Drucker.
Zugegeben, die Zeitfahrräder sind die teuersten im ganzen Tour-Zirkus. Die Alltagsvelos sind nicht ganz in einem so hohen Preissegment. Das Fachportal «Cyclingnews.com» hat ausgerechnet, wie viel das Colnago von Tadej Pogacar kostet, wenn man sich die Komponenten zusammenkauft, die online erhältlich sind. Ohne Radcomputer kommt man auf gut 13’000 Franken. Das entspricht etwa dem Durchschnittspreis eines Tour-Velos.
Es geht aber auch billiger: Das Dare MA-AFO des norwegischen Wildcard-Teams Uno-X Cycling ist für rund 6000 Franken zu haben.
Jedem Füdli sein eigener Sattel
Das Reglement sagt: Velos müssen mindestens 6800 g schwer sein. Um möglichst wenig Velo den Berg hinaufpedalen zu müssen, ist so viel wie möglich aus Karbon. Bei Pogacars Velo sind neben Rahmen und Lenker auch das Kettenblatt und die Flaschenhalter aus dem leichten Material.
Die Velos sollen aber nicht nur möglichst leicht sein. Der schnellste Fahrer sitzt während der drei Wochen rund 80 Stunden im Sattel (der langsamste noch gut 6 Stunden mehr). Da müssen es die Hintern auch bequem haben. Die Lösung dafür kommt vom gleichen Ort wie viele andere Komponenten mittlerweile auch: aus dem 3-D-Drucker. Durch genaue Scans der Hinterteile kann ein Sattel nämlich individuell an jedes Füdli angepasst werden – und jedes erhält da Polsterung, wo es sie auch braucht.
Das Bling-Bling-Rad
Wenn die besten Radfahrer der Welt am grössten Rennen der Welt fahren, ist jede Strasse natürlich auch ein grosser Laufsteg für alle Velomarken. Die Devise heisst darum: auffallen! Lidl-Trek fährt in diesem Jahr mit einem Velo mit sehr viel Bling-Bling. Die glitzernde blau-violette Lackierung sticht im Feld heraus, nennt sich «ICON/Ultra-iridescent» – und ist für Konsumenten zum bescheidenen Extrapreis von 5250 Schweizer Franken erhältlich. Dazu kommt, dass die Kette und die Kettenblätter golden sind.
Die Designer von Lapierre, Velosponsor des französischen Teams Groupama-FDJ, gingen beim Lack-Design ganz moderne Wege. So wurden die Farben und Formen auf dem Rahmen des Velos von drei Künstlern mit Einbezug von künstlicher Intelligenz erschaffen.
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Und dann gibt es auch noch die ganz speziellen Editionen. Die Lackierungen für eine Etappe. Tönt extravagant, gab es aber. Am Sonntag startete die Etappe in Saint-Léonard-de-Noblat, dem Dorf von Raymond Poulidor – legendärer Tour-Fahrer und Grossvater von Mathieu van der Poel. Dessen Velo zierten drum Bilder von seinem Opa.
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