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Meinung

Warum die Musik immer häufiger in Korea spielt
Die Globalisierung des Refrains

Das einzig Koreanische an ihrem Hit ist ihre Herkunft: Die Bangtan Boys mimen «Dynamite» an den MTV Video Awards in New York City.
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Weder Lady Gaga noch Taylor Swift bekamen ihn am Sonntag überreicht, den Preis für den besten Pop-Act, verteilt an den Video Awards von MTV. Sondern BTS, Abkürzung für Bangtan Boys, eine Boygroup von sieben jungen, schönen, androgynen Männern aus Seoul. Sie holten an diesem Abend drei weitere Preise, etwa für ihre Choreografie.

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Ausserdem führen BTS mit ihrem Song «Dynamite» als erste ganzkoreanische Band die Billboard Hot 100 an. Der Song wurde in der ersten Woche nach Erscheinen über 33 Millionen Mal gestreamt, millionenfach unterstützt von den Fans der Band in aller Welt, die ihre Liebe zu BTS über alle möglichen Medien verbreiten – mit einer Vehemenz, die an die Beatlemania der Sechziger erinnert. BTS sind auch die erste Band seit den Beatles, die innert zweier Jahre vier Alben an der Hitparadenspitze platzieren konnte.

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Ihr Erfolg belohnt die Sorgfalt und die Konsequenz, mit der sich die Musiker und ihre Produzenten auf den amerikanischen Markt ausgerichtet haben. Denn das einzig Koreanische an «Dynamite», der neuen Erfolgssingle, ist die Herkunft der sieben Sänger. Weder dem Stück noch den Arrangements noch der Videochoreografie und schon gar nicht dem englisch gesungenen Text merkt man einen Unterschied an zu dem, was ebenso gut aus den USA hätte kommen können. Die hohen Stimmen der Jungen, das androgyne Schönsein, ihre kalkulierte Exzentrik, das Stakkato ihrer Tanzgesten: Das alles erinnert an Michael Jackson auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Und die vom sogenannten Autotune verfremdeten, leicht elektronisierten Stimmen wurden von Künstlerinnen wie Cher oder Madonna schon vor Jahrzehnten eingesetzt.

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Trotzdem kommt der Erfolg der jungen Südkoreaner einer Sensation gleich. Die Beatles waren immerhin Angelsachsen, ausserdem weiss und voll mit dem amerikanischen Massenmarkt kompatibel. Dass eine asiatische Band so weit in den US-Markt vordringt, und zwar eine unter vielen, wäre in den Gründerzeiten des Pop undenkbar gewesen.

Das koreanische Milliardengeschäft mit Tanzmusik ist hyperkompetitiv und auch gnadenlos, wie mehrere Suizide junger Stars bestätigt haben.

Das Phänomen gründet in mehreren, einander verstärkenden Faktoren: Marketing, mediale Verbreitung und Dezentralisierung der Musikproduktion. BTS sind eine von mehreren Gruppen, die vom südkoreanischen Musikonzern Big Hit Entertainment geformt wurden und gemanagt werden. Die Firma wurde vor 15 Jahren gegründet und hat von Amerikanern und Briten gelernt, wie man Gruppen für ein junges Publikum designt – von der Kleidung über das Vokabular bis zu den Auftritten, den Chats, Bildern und Texten. Den angelsächsischen Vorbildern hat die junge Firma voraus, dass sie voll auf die neuen Medien setzen kann und damit Millionen von Fans erreicht. Die Fans selber werden als Bestandteil der Multiplikation eingeplant, die alles tun, um ihrer Band zu neuen Superlativen zu verhelfen.

Das koreanische Milliardengeschäft mit der Tanzmusik, hyperkompetitiv und auch gnadenlos, wie mehrere Suizide junger Stars gezeigt haben, bestätigt den Trend zur dezentralen Produktion moderner Popmusik. In seinem Buch «The Song Machine» hat der amerikanische Wirtschaftsjournalist John Seabrook diese Tendenz analysiert und gezeigt: Im Zeitalter sinkender Einnahmen wegen der Digitalisierung setzen Plattenfirmen immer mehr auf Songschreiber, die ihr Material dezentral designen, zusammenbauen und auf den jeweiligen Performer ausrichten. Das immerhin haben die Bangtan Boys der Konkurrenz voraus: Sie schreiben einen Grossteil ihrer Lieder selber.