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Berset vom Himmel geholt
Bis Frankreich Kampfjets losschickt, braucht es ein gröberes Fehlverhalten

Bundesrat Alain Berset blickt aus einem Super-Puma-Helikopter der Schweizer Armee.
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Wohin er wollte und von wo er kam mit seinem Kleinflugzeug, ist unklar. Klar ist aber, dass Bundesrat Alain Berset am 5. Juli über französischem Boden einen Luftpolizeieinsatz der französischen Armée de l’Air ausgelöst hat. Das teilte Bundesrat Bersets Departement am Dienstag mit, nachdem verschiedene Medien Gerüchte vernommen und um eine Bestätigung gebeten hatten.

EDI-Sprecher Christian Favre schreibt, Alain Berset habe am 5. Juli einen privaten Flug zwischen zwei französischen Sportflugplätzen unternommen. Berset sei allein an Bord gewesen. Dessen Fehlinterpretation von Angaben der Luftverkehrskontrolle zu Beginn des Flugs habe zu einer Intervention der Luftpolizei geführt.

«Nach einer Identitätskontrolle am Boden sowie einem Austausch über den Sachverhalt konnte Alain Berset seinen Flug mit dem von ihm gemieteten Flugzeug wieder aufnehmen», lässt Favre verlauten.

Im gesperrten Luftraum?

Die NZZ berichtet neben diesen offiziellen Angaben aus dem Innendepartement auch noch von einer anderen Version des Vorgangs. Demnach ist Bundesrat Berset vom Flugplatz Fribourg-Ecuvillens gestartet und von dort direkt nach Frankreich geflogen. Auf einen ersten Einsatz der französischen Luftwaffe habe Berset ungewöhnlich reagiert und sei dann – im Rahmen eines zweiten Luftpolizeieinsatzes – schliesslich zur Landung gezwungen worden. 

Die französische Gendarmerie habe den Fall nach Paris gemeldet. Sogar Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron sei ins Bild gesetzt worden, weil es sich bei Berset um ein Mitglied der Schweizer Landesregierung handle.

Demnach könnte es sein, dass Alain Berset mit einer Cessna 182 einer Luftwaffenbasis in Avord zu nahe gekommen ist. Dort stehen Teile eines französischen Luftraumüberwachungs- und Frühwarnsystems. Die fliegende Kommandozentrale stehe wegen des Kriegs in der Ukraine oft im Einsatz. 

Eine Rafale (links) und eine Mirage 2000 (rechts) der französischen Luftwaffe. Vermutlich waren es zwei Rafales, die Bundesrat Alain Berset in seinem Kleinflugzeug zur Landung zwangen.

Auf den Flugkarten des Service de l’Information Aéronautique ist um die Luftwaffenbasis Avord eine Kontrollzone ausgewiesen, die nur mit Erlaubnis eines Fluglotsen durchflogen werden darf. Wegen des Ukraine-Kriegs ist die französische Luftwaffe zum Schutz des Nato-Luftraums vermehrt im Einsatz. Frankreichs Piloten haben also anderes zu tun, als ein Schweizer Kleinflugzeug zur Landung zu zwingen. 

Erkundigungen dieser Zeitung bestätigen denn auch, dass ein gröberes und möglicherweise längeres Fehlverhalten eines Piloten vorliegen muss, bis die Armee zwei Kampfjets losschickt, um ein Kleinflugzeug zur Landung zu geleiten.

Ein seltener Vorgang

Dringt ein Sportflugzeug einfach in eine Zone ein, wo es nicht hingehört, wird der Pilot zuerst über Funk aufgefordert, auf die erlaubte Route zurückzukehren. Ein Einsatz der Luftpolizei erfolgt nicht, wenn der Pilot den Anweisungen der Luftüberwachung folgt. Dass sich Sportflieger «verirren», kommt öfter vor, dass sie mit Kampfjets zur Landung gezwungen werden, ist aber sehr selten. 

In der Schweiz kam es im Jahr 2020 zu fünfzehn sogenannten Hot Missions der Luftpolizei. Dabei dürfte es sich nicht bei allen Fällen um Kleinflugzeuge gehandelt haben, die Schweizer Luftpolizeieinsätze nötig machten. Die Statistik der Luftwaffe publiziert nur die Anzahl Interventionen, nicht aber, ob es sich dabei um Sportflugzeuge oder Jets handelte, wegen deren ein Alarmeinsatz geflogen werden musste. Im vergangenen Jahr waren es sogar nur drei Interventionen. «Hot Missions» sind Interventionen, wie sie Bundesrat Alain Berset auf seinem Flug über französischem Boden gemäss NZZ offenbar erlebte.

Keine Untersuchung?

Der Sprecher Bersets sagte gegenüber der NZZ, es sei kein Verfahren eröffnet worden. Es handle sich um eine Privatangelegenheit Bersets. Der Bundesrat habe in seiner Freizeit einen Trainingsflug absolviert. Ob es zu einer Untersuchung kommt, dürfte zum heutigen Zeitpunkt noch nicht abschliessend geklärt sein. Wie die Schweiz handhabt Frankreich Luftraumverletzungen sehr strikt. 

Bundesrat Berset geriet in den letzten Tagen und Wochen verschiedentlich in die Schlagzeilen. Gegen einen engen Mitarbeiter, der die Bundesdienste kürzlich verlassen hat, soll ein Verfahren laufen. Gemäss «SonntagsBlick» soll der Vertraute Bersets sogar mehrere Tage in Untersuchungshaft verbracht haben. Der Mann wird verdächtigt, vertrauliche Informationen aus der Untersuchung einer Geheimdienstaffäre an Medien weitergegeben zu haben. Zuvor war Bundesrat Alain Berset persönlich in eine private Erpressungsaffäre verstrickt.