Kommentar zum BettelverbotDie Bettler im Wahlkampf
Anfang Juli hob die Stadt Basel das Bettelverbot auf, seither fühlen sich viele in der Stadt belästigt. Sie durchleben Erfahrungen, die schon Genf, Lausanne oder Bern gemacht haben.
So ist es halt: Reichtum zieht Armut an. Rumänische und bulgarische Familien, aber auch einzelne Männer oder Frauen sind nach Basel gezogen, nachdem die rot-grüne Mehrheit des Halbkantons das Bettelverbot aufgehoben hat. Sie stehen auf der Strasse, mit und ohne Kind, betend auf dem Trottoir, mit Klumpfüssen oder Krücken, zerlumpt und flehend, verlangen Geld von Passanten, lagern in städtischen Parks und bringen die Bevölkerung in Aufruhr. Die Politiker werden von ihren Wählerinnen und Wählern genauso bedrängt, wie diese sich selber fühlen. Seit Wochen eskaliert die Lage und die Wut darüber. Und sie wird weiter geschürt; in Basel stehen Wahlen an.
Was tun? Die beste Lösung klingt einfacher als ihre Durchsetzung: Basel muss systematisch gegen die organisierte Art von Bettelei vorgehen, die ja verboten ist. Bussen zu erheben, ist aufwendig und nützt wenig, das hat sich in Genf gezeigt. Lausanne hat sein Bettelverbot wieder eingeführt. Bern erlaubt das Betteln weiterhin, geht aber rigoros gegen Banden vor und bittet die Bevölkerung, den osteuropäischen Bettlern kein Geld zu geben. Ausserdem arbeitet die Stadt mit den Herkunftsländern. Das alles hat einiges gebracht.
Wer kniet schon freiwillig den ganzen Tag auf dem Trottoir und setzt sich der Verachtung der Passanten aus?
Selbstverständlich handelt es sich bei diesen Menschen um Arme in jeder Beziehung. In ihrer Heimat werden sie oft miserabel behandelt. Und wer kniet schon freiwillig den ganzen Tag auf dem Trottoir und setzt sich der Verachtung, dem Hass der Passanten aus? Aber ebenso häufig hat sich in den genannten Städten gezeigt, dass diese Menschen von Banden eingesetzt werden, manchmal werden sie von ihren eigenen Familien im Bus losgeschickt, und alles Geld wird ihnen abgenommen. Auch Kinder werden für die Bettelei missbraucht. Fachleute sprechen von Menschenhandel.
In Kairo, Mexiko-Stadt, Laos oder Baltimore einem Bettler Geld zu geben, ist ein Akt der Nächstenliebe. Aber die Schweiz hat eine ausreichende Sozialpolitik, die auch zu den Ärmsten schaut. Das organisierte Betteln nicht konsequent zu bekämpfen, diffamiert mittellose Ausländer und Asylsuchende im Kollektiv. In dieser Verallgemeinerung liegt der eigentliche Skandal.
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