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Letztes Training vor der WM
Die besten Bierexpertinnen und Bierexperten der Schweiz

An der Schweizer Meisterschaft für Biersommelières und -sommeliers.
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Die Stimmung erinnert ein wenig an ein heiteres Zusammenkommen des Turnvereins. Nach dem Training. Sie ist freundschaftlich, wohlwollend, und immer flackert ein irgendwo ein Witz auf. Es ist einer dieser schwülen Abende, die man am besten in der Gartenbeiz verbringt. Die Runde, die sich heute in Wettingen AG eingefunden hat, trinkt ihr Bier im Eventraum der hiesigen Brauerei. Sieben von ihnen gehören zur Nationalmannschaft der Biersommelières und Biersommeliers und absolvieren das vierte und letzte Training vor der Weltmeisterschaft in München. Dort müssen sie unter anderem eine Theorieprüfung ablegen, Fehlaromen erkennen oder Lebensmittel vorschlagen, die zu den entsprechenden Bieren passen, in der Fachsprache heisst das Foodpairing.

Petra startet. Nachnamen werden keine genannt – das Publikum besteht ebenfalls aus Biersommeliers, man kennt sich sowieso. Sie lobt das «wunderschöne» Red Ale, das ihr zugelost wurde, die Uhren an der Wand zeigen Zeiten in der Restwelt an und ticken leise, aber erbarmungslos, auf einer Projektion von einem Beamer zählt ein Wecker die Sekunden. Fünf Minuten haben die Finalistinnen und Finalisten Zeit, das ihnen zugeloste Bier (die Flasche oder die Büchse, wie beim nullprozentigen Guinness später, öffnen sie selber) zu beschreiben. Die sind schnell um. «Ein herzliches Prost, und es söll gälte», sagt Petra und tritt ab.

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Die Bierpräsentation ist die Paradedisziplin für einen Sommelier: Was ist das für ein Bierstil, ein India Pale Ale, ein Lager oder ein Stout? Was gibt es über die Brauerei zu sagen, wie schmeckt es, was isst man dazu am besten? Bei einem Samichlausbier schlägt Gregor, er ist Vize-Schweizer-Meister, vor: ein Schoggiküchlein mit flüssigem Kern. Die Röstaromen, die dem Gebräu fehlen, würden einen tollen Kontrast darstellen. 

Der Schweizer Meister Giuliano liefert seine Performance auf Italienisch ab. Das Wort «amaro» (bitter) ist mehrmals zu hören, was in Bezug auf Bier ja nicht unbedingt Schlechtes heissen muss. Überhaupt tönt der Vortrag Giulianos jederzeit so, als ob er über ein Landschaftsbild reden würde, das irgendein betrunkener flämischer Meister in der Toscana einst gepinselt hat. Konkret: Man muss gar nicht alles verstehen, um zu verstehen. Das sieht dann auch die Jury so: «Man hängt dir an den Lippen», bekommt der Tessiner zu hören. Er erzähle Geschichten, und das sei schön. 

Ein beliebtes Wort, «schön», es wird ständig gebraucht, was aber niemanden zu stören scheint. Täuschen lassen darf man sich dadurch jedoch nicht: Die Schweizer Nationalmannschaft nimmts – im Gegensatz zu anderen – ziemlich ernst. Ziel ist der WM-Titel. Oder zumindest eine Medaille. Die Chancen sind intakt, das ist aus den Jurykommentaren herauszuhören («Präsentation war rund», «das Foodpairing sackstark»).

Wie seriös es die Mannschaft nimmt, zeigt das Beispiel der Schwestern Petra und Cindy Elsenbast aus Luzern: Sie haben ihre Weltreise teilweise verschoben und immer wieder unterbrochen – für Trainings und schliesslich für die WM in München. Dann geht es weiter nach Südamerika. Auf zu neuen Bieren, die irgendwann irgendeinem Gast angepriesen werden wollen. 

Zuerst aber wird noch ein wenig trainiert. Und nach den guten Sprüchen gesucht. Einer der Finalisten, Claude Preter, dem nichts mehr einfällt zu seinem Bier, obwohl noch 30 Sekunden übrig bleiben, sagt: «Ich trinke, um Zeit zu schinden. Ein alter Trick der Biersommeliers.»

Die Jury lobt, Gelächter bricht aus, die Uhren ticken. Es söll gälte.

Der Final aus München wird am 11. September live auf der Facebook-Seite der Getränkeschule Doemens übertragen.