Kläranlage in ThalwilDie Arbeiten am 130-Millionen-Projekt sind gestartet
Die Gemeinden Horgen, Rüschlikon und Oberrieden werden ihr Abwasser künftig in Thalwil reinigen. Nun ist der Spatenstich für das Mammutprojekt erfolgt.
Es hat eine Zusatzschlaufe gebraucht für den heutigen Tag. Eigentlich hätte der Spatenstich für die gemeinsame Kläranlage Zimmerberg der Gemeinden Thalwil, Horgen, Rüschlikon und Oberrieden bereits vor einigen Monaten erfolgen sollen. Einsprachen von vier Baurekurrenten und eine Beschwerde gegen das Submissionsverfahren, die vor dem Verwaltungsgericht endete, verzögerten den Startschuss.
Am Donnerstag ist nun der Spatenstich am Standort der jetzigen Kläranlage an der Seestrasse in Thalwil erfolgt. David Brüllmann, Gemeinderat in Thalwil und Präsident der Betriebskommission, zeigte sich in seiner Rede erfreut, dass das Mammutprojekt nun starten kann: «Acht Jahre haben wir geplant, nun können wir endlich loslegen.» Aber für grosse Infrastrukturprojekte brauche es neben Mut und Kapital halt auch immer eine Portion Geduld.
Mit dem Spatenstich gilt die Baustelle nun offiziell als eröffnet. Der effektive Baustart soll im November erfolgen. Brüllmann: «Für mich ist es wichtig, dass wir auch in Zukunft positiv und lösungsorientiert an die Arbeit gehen. Und dass wir eine reibungslose und unfallfreie Bauzeit erleben werden.»
Lichtsignal auf der Seestrasse
Die Einsprachen und die Beschwerde vor dem Verwaltungsgericht haben zu keinen Änderungen des Projekts geführt. Das Verwaltungsgericht hat bestätigt, dass die Submission korrekt verlief und die Aufträge an die Baufirma mit dem besten Angebot vergeben wurden. «Auch mit der Nachbarschaft, welche die Einsprachen eingereicht haben, konnten wir uns gütlich einigen», sagt Urs Keim, Gemeinderat von Rüschlikon und Präsident der zuständigen Baukommission. Dabei sei es unter anderem um den kommenden Baulärm, die Staubentwicklung und die Dachgestaltung gegangen.
Das 130-Millionen-Projekt an der Seestrasse 57 wird einiges an Arbeiten auslösen. Bis im Herbst 2023 wird nun die Baustelle eingerichtet und die Arbeiten an den Werkleitungen und am Ablaufkanal in den See ausgeführt. In dieser Zeit wird für den Verkehr auf der Seestrasse eine Lichtsignalanlage installiert, da die Strasse nur einspurig befahrbar sein wird.
Enge Platzverhältnisse
Nach dem Aushub kann circa in zwei Jahren von heute an gerechnet mit dem Rück- und Umbau der bestehenden Biologiebecken zu Membranbioreaktoren gestartet werden. Bei der sogenannten Membranfiltration werden künftig spaghettiähnliche Siebe das Wasser filtern. «Dazu wird als Baustelleninstallationsplatz über der Seestrasse eine rund 40 Meter lange Galerie erstellt, damit der Verkehr den Baustellenbereich mit nur leichten Einschränkungen passieren kann», heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung der vier Gemeinden. Urs Keim erklärt: «Die Seestrasse wird im Bereich um die Baustelle überdacht werden. Damit können die Verkehrseinschränkungen minimiert werden, und die Bauherrschaft kann das Dach für Materiallagerungen und Ähnliches nutzen.» So könne trotz enger Platzverhältnisse optimal gearbeitet werden.
Die Kläranlage soll dann Anfang 2029 in Betrieb genommen werden. «Die Arbeiten sind sehr anspruchsvoll», sagt Urs Keim. «Auch deshalb, weil der Betrieb der bestehenden Anlage nicht unterbrochen werden darf.» Für die Anwohnerschaft kommt belastend dazu, dass in Sichtweite zur gleichen Zeit auch die Arbeiten am Entlastungsstollen von der Sihl in den Zürichsee stattfinden werden.
Gute Koordination nötig
Der Ausgang des Entlastungsstollens wird auf Höhe der Seebadi Bürger I gebaut. Auch dort wird der Verkehr mit einer Lichtsignalanlage geführt. Durch die engen Platzverhältnisse an der Seestrasse müssen die Arbeiten auf den beiden Baustellen gut koordiniert werden. «Den Projekten kommt zugute, dass an beiden Orten der gleiche Baumeister die Verantwortung hat», sagt Urs Keim. Dadurch könnten Synergien genutzt werden.
Durch die Einsprachen und die Beschwerde hatten die vier Gemeinden im letzten Herbst befürchtet, dass sich der Startschuss der Arbeiten so lange hinauszögert, dass die beiden Grossbaustellen nicht gleichzeitig in Betrieb sein könnten. «Zum Glück haben sich diese Befürchtungen zerschlagen», sagt Keim. Die Stimmberechtigten der vier Gemeinden haben das Projekt im Jahr 2020 an den Urnen gutgeheissen.
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