Abstimmung ARA ZimmerbergVier Gemeinden gehen den Bund für eine gemeinsame Kläranlage ein
Thalwil, Horgen, Rüschlikon und Oberrieden wollen es: eine gemeinsame ARA am Standort Thalwil. Das Abstimmungsresultat ist ein Meilenstein eines Millionenprojekts.

Der Pakt ist geschlossen, das 131-Millionen-Projekt besiegelt. Die Gemeinden Thalwil, Horgen, Rüschlikon und Oberrieden haben sich für den Bau einer gemeinsamen Abwasserreinigungsanlage an der Seestrasse in Thalwil ausgesprochen. Somit entsteht bis 2027 am Standort der heutigen ARA Thalwil die neu ARA Zimmerberg. Diese kann nicht nur grössere Mengen Abwasser reinigen, sie soll auch ökologischer werden als die heutige und selbst kleinste Rückstände und Viren filtern.
Die Stimmberechtigten aller vier Gemeinden stellten sich am Sonntag mit grossem Mehr hinter das Vorhaben. Für den Kredit sprachen sich in Thalwil 81,2 Prozent, in Horgen 84,8 Prozent, in Rüschlikon 86,7 Prozent und in Oberrieden 89 Prozent aus. Neben dem Kredit mussten die vier Gemeinden auch eine Anpassung der Statuten gutheissen. Diese wurde jeweils mit noch höheren Ja-Anteilen gutgeheissen. Die Stimmbeteiligung lag zwischen 53,4 und 63,1 Prozent.
«Den Zürichsee schützen»
Am gespanntesten blickten die vier Gemeinden wohl auf Thalwil als Standortgemeinde. Zwar war auch dort das Vorhaben im Vorfeld unbestritten, es ist jedoch jene Gemeinde, die mit der sechsjährigen Baustelle leben muss. «Es freut mich, dass sich alle Gemeinden für den Standort der ARA in Thalwil so deutlich ausgesprochen haben», sagt Thalwils Gemeindepräsident Märk Fankhauser (FDP). Dass es auch in Thalwil kaum zu kritischen Voten über die neue ARA kam, erklärt sich Fankhauser unter anderem damit, dass es sich um ein zwingendes Bauwerk handelt. «Zudem haben wir die Bevölkerung von Beginn weg immer über die neusten Schritte informiert, und die Thalwiler haben den Nutzen der neuen ARA verstanden.»
David Brüllmann (Dorfverein Gattikon DVG), Gemeinderat in Thalwil und Präsident der Betriebskommission ARA Thalwil, ergänzt in einer Medienmitteilung des Zweckverbands ARA Zimmerberg: «Die Kläranlage wird eine Top-Reinigungsleistung auf kleinstem Raum erbringen und den Zürichsee als Badegewässer und Trinkwasserreservoir weitestmöglich schützen.»
Was passiert nun in Horgen?
Ein besonderes Augenmerk in der Abstimmung gilt auch Horgen. Denn während die heutige ARA Thalwil schon das Schmutzwasser von Rüschlikon und grossen Teilen von Oberrieden reinigt, hatte Horgen bisher eine eigene ARA. Die Gemeinde musste dem Bund also erst noch beitreten, was die Horgner am Sonntag mit 86,4 Prozent auch taten. Weil somit die in die Jahre gekommene ARA Horgen auf dem Scheller-Areal neben der ehemaligen Papierfabrik nicht mehr benötigt wird, kann sie rückgebaut werden, und die Gemeinde erhält ein freies Grundstück direkt am See.
Gemeindepräsident Theo Leuthold (SVP) hat sich den hohen Ja-Anteil erhofft. «Der Entscheid fiel eigentlich schon im Juni 2018, als die Gemeindeversammlung den Projektierungskredit sprach», sagt er. Dies sei bereits das Signal gewesen, dass Horgen die Kläranlage künftig mit den anderen Gemeinden zusammen betreiben möchte.
Was passiert nun mit dem frei werdenden Grundstück? «So schnell passiert nichts», sagt Leuthold. Klar sei lediglich, dass das Land der Gemeinde Horgen gehört und in der Zone für öffentliche Bauten liegt. Eine Studie aus dem Jahr 2018 zeigte, dass sich auf dem Areal ein Hallenbad bauen liesse. «Ein Hallenbad ist noch nicht vom Tisch», sagt Leuthold. Es müssten aber noch weitere Überlegungen gemacht werden. «Im Moment ist es noch zu früh für konkrete Ideen.»
Herausforderungen warten
Bernhard Elsener (CVP), Gemeindepräsident von Rüschlikon, sieht in der ARA Zimmerberg einen Meilenstein für die Abwasserreinigung in der Region: «Sie bringt eine doppelte Qualitätssteigerung. Erstens können Stoffe aus dem Abwasser gefiltert werden, die bis jetzt nicht herausgefiltert werden konnten. Zweitens wird die Abwärme energetisch genutzt.» Eine grosse Herausforderung werde es, die neue Anlage unter dem laufenden Betrieb der alten zu erstellen.
Ebenfalls erfreut über das Resultat ist Martin Arnold (SVP), Gemeindepräsident von Oberrieden. «Verändern wird sich für die Oberriedner aber nicht viel», sagt er. Dies nebst einer höheren Wasserqualität, den leicht ansteigenden Gebühren und einer vorübergehenden Baustelle auf der Seestrasse. Denn damit Horgen das Abwasser künftig in Thalwil reinigen kann, muss eine Leitung unter der Seestrasse und so auch durch Oberrieden verlegt werden. Dies passiert gleichzeitig mit der Strassensanierung des Kantons Zürich. Die Bauarbeiten für die Leitung dürften ein bis eineinhalb Jahre dauern, und es wird zu Verkehrseinschränkungen kommen.
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