Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Abstimmung vom 27. September
Das müssen Sie über die neue ARA Zimmerberg wissen

Stimmen Thalwil, Horgen, Rüschlikon und Oberrieden dem Vorhaben zu, soll die ARA Zimmerberg ab 2027 in Thalwil so aussehen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die nächsten Tage sind wegweisend für die 131 Millionen teure ARA Zimmerberg. Die vier Gemeinden Thalwil, Horgen, Oberrieden und Rüschlikon stimmen am 27. September über einen neuen Zweckverband sowie über den Baukredit für eine neue Abwasserreinigungsanlage ab. Nehmen alle vier Gemeinden die Vorlagen an, entsteht in Thalwil am Standort der heutigen ARA an der Seestrasse nahe der Grenze zu Oberrieden bis 2027 eine neue Anlage, die das Abwasser der vier Gemeinden reinigt. An der Gemeindeversammlung vom 24. September entscheiden die Thalwiler zudem über eine neue Biogasanlage, die Teil der neuen ARA wäre.

Die ARA ist seit Jahren in Planung. Während das Abwasser von Rüschlikon und zum grossen Teil auch schon von Oberrieden in Thalwil gereinigt wird, hat Horgen noch eine eigene ARA. Diese würde bei einem Zusammenschluss rückgebaut werden. Die Horgner wurden bereits an einer Infoveranstaltung über das Projekt informiert.

Die Technik

Die neue ARA soll gebaut werden, weil jene in Horgen und Thalwil in die Jahre gekommen sind. Auch die gesetzlichen Anforderungen an die Wasserqualität haben sich verändert. Die neue Anlage soll anders als die heutige auch Viren und Kleinstpartikel aus dem Abwasser filtern. Dies dank einer sogenannten Membranfiltration, bei der spaghettiähnliche Siebe das Wasser filtern.

Die heutige Anlage hat beispielsweise wegen zu kleiner Grobrechen mit der Filterung von Feuchttüchern ein Problem. «Diese bleiben oft in Pumpen hängen und ziehen sie in Mitleidenschaft», sagt Andy Fellmann, Thalwils Gemeindeingenieur. Derzeit trete das Problem verstärkt auf, weil mehr Menschen wegen Corona tagsüber zu Hause sind. Dies könne die neue Anlage besser als die heutige und neu könne sie auch das Reinigen von Medikamentenrückständen und Mikroplastik übernehmen.

Einigen sich die vier Gemeinden auf eine gemeinsame ARA, muss diese das Wasser für 78’000 Menschen reinigen – doppelt so viele wie heute. Denn so viele Einwohner soll es in Horgen, Thalwil, Rüschlikon und Oberrieden bis 2050 geben. So lange soll die geplante ARA mindestens in Betrieb sein, damit sie sich finanziell lohnt. Andy Fellmann rechnet allerdings damit, dass die Anlage länger hält. «Dass wir 2050 eine Bevölkerung von 78’000 Menschen haben, ist eher grosszügig berechnet.» Erneuert werden müsse wohl vorher die Technik, falls sich die Gesetzeslage über die Wasserqualität in den nächsten 30 Jahren weiter verschärft.

Kläranlagen sind nicht gerade für ihren Wohlgeruch bekannt. «Stinken wird sie aber viel weniger als die heutige», verspricht Fellmann. Denn anders als die aktuelle ARA Thalwil sind die Becken neu überdacht und die Anlage mit Geruchsfiltern ausgestattet.

Die Bauzeit

Das Gebäude erhält eine Holzfassade und wird zwar nicht auf die benachbarten Grundstücke ragen, allerdings etwa 4,5 Meter höher als das heutige Gebäude. Somit wird die ARA Zimmerberg etwa gleich hoch sein wie die Garage des angrenzenden Automobilhändlers. Im Untergeschoss der ARA soll eine Parkgarage für die Bevölkerung entstehen.

Der Bau der ARA dauert sechs Jahre. «Die Arbeiten dauern vor allem so lange, weil wir unter laufendem Betrieb arbeiten müssen», sagt Andy Fellmann. Um dies zu ermöglichen, ist ein Provisorium nötig, das zum Teil bergseits der ARA in den Hang gebaut wird. Die Installationsplattform wird zudem über die Seestrasse ragen. Die besondere Herausforderung dabei: Wenn ein Teil der neuen Anlage gebaut ist, kann die alte nicht sofort abgebrochen werden. «Denn falls die neuen Maschinen nicht auf Anhieb funktionieren, müssen wir die alten noch als Absicherung haben», sagt Fellmann. So verlange es der Kanton.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Zudem muss während der Bauarbeiten und bei Regenwetter allenfalls früher ungefiltertes Abwasser in den See geführt werden, was heute nur bei sehr starkem Regen der Fall ist. Dieser verdünne das Abwasser jedoch so fest, dass es ohne Bedenken für die Trinkwasserqualität des Sees ohne Umweg durch die ARA in den Zürichsee geleitet werden kann, sagt Fellmann.

Zu Einschränkungen kommt es auch auf der Seestrasse. Dort muss eine Leitung von Horgen nach Thalwil verlegt werden. Während ein bis eineinhalb Jahren wird die Seestrasse daher aus kurzen Abschnitten nur einspurig befahrbar sein, ein Lichtsignal regelt den Verkehr.

Die steigenden Gebühren

Einfluss hat die neue ARA auf die Gebühren. Diese steigen in allen Gemeinden wesentlich an. Mit der neuen ARA müssen in allen vier Gemeinden rund 2 Franken pro Kubikmeter bezahlt werden. Während dies in Horgen und Thalwil eine Steigerung von 30 Prozent ist und in Oberrieden eine von 40, verdoppelt sich der Preis in Rüschlikon. Woran liegt das? «In Rüschlikon hätten die Gebühren so oder so demnächst erhöht werden müssen», sagt Andy Fellmann. Komme hinzu, dass Rüschlikon von den vier Gemeinden den grössten Wasserverbrauch pro Kopf habe – was gemäss Fellmann unter anderem auch an den vielen Pools liegen könnte.

Die Finanzierung

In den Gesamtkosten von 131 Millionen Franken ist auch das Vorprojekt enthalten, weshalb am Sonntag «nur» noch über einen Kredit von 127,5 Millionen abgestimmt wird. Der Bund wird sich mit voraussichtlich 13,5 Millionen Franken daran beteiligen. Die Baukosten werden als Kapitalfolgekosten in die Betriebsrechnung aufgenommen. Diese betragen jedes Jahr 8,4 Millionen Franken.

Diese Kapitalfolgekosten teilen sich die Gemeinden auf. Sie werden unter anderem nach der Anzahl Haushalte, die an die neue ARA angeschlossen sind, und dem Wasserverbrauch verrechnet. Die Gattiker sind in Thalwil übrigens nicht mitgezählt, fliesst deren Abwasser doch weiterhin nach Adliswil. Deshalb übernimmt Horgen mit 45 Prozent den Löwenanteil, Thalwil berappt 30 Prozent, Rüschlikon 15 und Oberrieden 10 Prozent der Kosten.

Die Biogasanlage

Die neue ARA soll auch zum Umweltschutz beitragen – so das Ziel der Projektverantwortlichen. Neben Fotovoltaik und einer Wasserturbine ist auch eine Biogasanlage Teil der neuen ARA. Für Letztere muss die Gemeindeversammlung Thalwil am 24. September einen separaten Kredit von 1,7 Millionen Franken sprechen.

Heute wird das Klärgas, das in den Faultürmen der ARA entsteht, in Wärme und Strom umgewandelt. «Der Nachteil ist, dass bei dieser Umwandlung viel Abwärme entsteht, die verpufft», sagt Fellmann. Mit einer Biogasanlage soll das Klärgas neu nicht in Strom, sondern auf Erdgasniveau aufbereitet werden. Dieses würde dann in das lokale Gasnetz eingespeist werden und fossiles Erdgas ersetzen.