Abstimmung vom 27. SeptemberDiese Folgen hätte ein Ja zur ARA Zimmerberg
Horgens Projektverantwortliche stellten die Abstimmungsvorlagen zum Zweckverband Abwasserreinigung (ARA) Zimmerberg vor. Interessen dürfte dies aber auch die umliegenden Gemeinden.
Sowohl die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Horgen als auch jene in Thalwil sind in die Jahre gekommen. Statt die jeweils eigene ARA zu erneuern, prüfen die beiden Gemeinden seit Jahren eine gemeinsame ARA Zimmerberg am heutigen Standort in Thalwil. Dort wird heute schon das Schmutzwasser von Rüschlikon und teilweise jenes aus Oberrieden gereinigt.
Alle vier Gemeinden stimmen am 27. September über den Baukredit für die Erneuerung der ARA in Thalwil ab. Während Thalwil, Oberrieden und Rüschlikon zudem über die Revision der Statuten des Zweckverbands bestimmen müssen, stellt sich in Horgen die Frage nach dem Beitritt.
Stimmt Horgen zu, wird das Abwasser der Gemeinde künftig nicht mehr in der Horgner ARA gereinigt, sondern fliesst nach Thalwil. Mit der Inbetriebnahme der neuen ARA in Thalwil würde die Kläranlage auf dem Scheller-Areal neben der ehemaligen Papierfabrik redundant und würde zurückgebaut. Auf die Wiese des gegenüber der ARA liegenden Gasi-Areals käme ein Pumpwerk zu stehen, welches das Abwasser nach Thalwil leitet.
Kürzlich informierten Gemeinderat und Tiefbauvorsteher Markus Uhlmann (GLP), Gemeindeingenieur Hans Burch und mit Alex Benz und Christoph Truninger zwei Vertreter der zuständigen Planungsfirmen über das Vorhaben.
400 Liter pro Sekunde
Gut 30 Personen hatten sich dazu im Foyer des Schinzenhofs eingefunden, um Genaueres über die Veränderungen zu hören, die in Horgen anstehen würden. Bei den meisten handelte es sich um Anwohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft der ARA Horgen. Ihnen brannten vor allem Fragen zum Aussehen des geplanten Pumpwerks unter den Nägeln, aber auch zur künftigen Lärm- und Geruchsbelastung.
Wie Christoph Truninger von der Holinger AG erklärte, würde das Pumpwerk Scheller neben die bestehende Glassammelstelle zu stehen kommen. Von dort sollen pro Sekunde bis zu 400 Liter Horgner Abwasser nach Thalwil befördert werden. Vorgesehen sei ein eingeschossiges Gebäude mit einer Stahlverkleidung, in welche ein Lochmuster eingearbeitet werde, sagte Truninger.
«Im oberirdischen Bau werden ein Technikraum und die Vorreinigung des Abwassers untergebracht. Unterirdisch befinden sich die Pumpenräume und Speicherbecken sowie zwei Regenwasserrückhaltebecken», sagt Truninger. Die Geruchsbelastung würde kein Problem darstellen, da die neue Anlage komplett eingehaust wird und ein Abluftfilter vorgesehen ist.
Truninger führte aus, dass die Pumpen nur bei Regenwetter in Betrieb wären. «Bei trockenem Wetter reicht das natürliche Gefälle, damit das Abwasser nach Thalwil fliesst.» Der Lärmpegel würde im Vergleich zu heute sinken. «Das Lauteste dürften die Lastwagen sein, die ein- bis zweimal in der Woche die Mulden mit dem Rechengut aus dem Grobrechen abholen.»
Drei Kilometer Leitung
Die knapp drei Kilometer lange Druckleitung zwischen dem Pumpwerk Scheller und der ARA in Thalwil würde grob dem Verlauf der Seestrasse folgen und in Etappen von maximal 80 Metern Länge verlegt werden. «Auf den betroffenen Abschnitten ist die Seestrasse während der Bauarbeiten einspurig befahrbar», sagte Truninger.
Mit dem Bau der Leitung würde im Idealfall 2023 begonnen werden, zwei Jahre später wäre der Bau des Pumpwerks an der Reihe. Nach der Fertigstellung der neuen ARA – voraussichtlich Ende 2027 – kann mit dem Rückbau der ARA Horgen begonnen werden.
Gemeinsame Lösung günstiger
Die Kosten für den Bau der neuen ARA, das Pumpwerk und die Leitung von Horgen nach Thalwil würden sich auf rund 132 Millionen Franken belaufen, wie Alex Benz von derHunziker Beratech AG erklärte. Würde Horgen dem Zweckverband nicht beitreten, müssten Thalwil und Horgen in den nächsten Jahren je etwa 70 Millionen Franken in die Modernisierung und Erneuerung ihrer jeweiligen ARA investieren. Der Vorteil des Zweckverbands würde sich aber besonders bei den Betriebskosten zeigen: Während für den Betrieb im Alleingang jährlich über 10 Millionen Franken zu berappen wären, koste der Betrieb der gemeinsamen ARA etwa 8,4 Millionen Franken, sagte Benz.
Voraussichtlich müsste Horgen mit 45 Prozent den grössten Anteil der Kosten stemmen. Thalwil würde 30 Prozent, Rüschlikon 15 Prozent und Oberrieden 10 Prozent übernehmen. Da Horgen bis zur Inbetriebnahme der neuen ARA die eigene in Betrieb halten würde, müsste sich die Gemeinde erst dann an den Betriebs- und Kapitalkosten der neuen Anlage beteiligen, wenn diese vollständig fertiggestellt sei.
Auch auf die Gebühren hätte die neue ARA Auswirkungen. Während Horgner und Thalwiler 30 Prozent mehr zahlen müssen – was 50 Rappen pro Kubikmeter entspricht – müssen die Oberriedner künftig 1.90 Franken statt 1.33 bezahlen. Die Rüeschliker gar 2 Franken statt einem.
Freies Scheller-Areal
Was mit dem Scheller-Areal nach dem Rückbau der ARA geschieht, ist offen. Einzig eine Wärmezentrale zur Seewasserwärmenutzung würde auf dem Areal verbleiben. Klar ist, dass nur Bauten erlaubt sind, die der Öffentlichkeit zugutekommen. Horgens Gemeinderat sinniert jedoch schon länger über die künftige Gestaltung des Areals und des übrigen Seeufers der Gemeinde. Anfang Jahr hat die Exekutive deshalb einen Kredit von 50’000 Franken gesprochen, um ein Leitbild für die Seeufergestaltung zu erarbeiten.
Immer wieder Thema war in Horgen auch die Möglichkeit eines neuen Hallenbads. Ein solches liesse sich auf dem Scheller-Areal realisieren. Auch ein neues Freibad wäre möglich.
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