Haftbefehl gegen Attila Hildmann Deutschlands bekanntester Vegankoch ist untergetaucht
Die deutsche Staatsanwaltschaft sucht den Verschwörungstheoretiker per Haftbefehl.
Die Berliner Staatsanwaltschaft hat am Dienstagabend einen Haftbefehl gegen Attila Hildmann erlassen – doch der zum Verschwörungsprediger mutierte Vegankoch ist abgetaucht. Seit Anfang Februar wissen die Behörden nicht mehr, wo sich der bekannte Berliner Koch aufhält.
Während der Pandemie wütete der Veganer so sehr in den sozialen Netzwerken, dass die Berliner Staatsanwaltschaft wegen mehr als 40 Anzeigen gegen ihn ermittelt. Ihm werden über 1000 volksverhetzende Aussagen, Drohungen und Beleidigungen und öffentliche Aufforderung zu Straftaten vorgeworfen. Das Verfahren wird bei der neu eingerichteten Zentralstelle Hasskriminalität der Staatsanwaltschaft geführt.
Gejagt von «Merkels Stasi-Bullen»
Am Samstagabend gab der 39-Jährige selber via Telegram bekannt, gegen ihn liege ein Haftbefehl «wegen Aussprechens der Wahrheit» vor. «Merkels Stasi-Bullen» hätten sich bei seiner Mutter nach ihm erkundigt, man verfolge ihn wie einen Terroristen. Insbesondere auf seinem Telegram-Kanal mit mehr als 114’000 Followern hetzte Hildmann während der Pandemie immer wieder gegen die deutsche Corona-Politik und verbreitete Verschwörungsgeschichten. So veröffentlichte er auf Telegram etwa ein Video mit dem Titel «Lügenpandemie», in dem er von der «Errichtung des Weltkommunismus und Genozid» fantasiert.
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Seit Anfang Jahr erhält Telegram grossen Zulauf von Leuten, die auf Facebook oder Youtube gesperrt wurden, eine Entwicklung, die den Behörden Sorge bereitet. Nun klärt die Staatsanwaltschaft, ob solche Inhalte bereits die Schwelle zum Extremismus überschreiten und Hildmann sich damit strafbar gemacht hat. Allerdings scheinen die Ermittlungen nur langsam voranzukommen.
Hausdurchsuchung bereits im November
Bereits im November liessen die Behörden Hildmanns Wohnung durchsuchen und beschlagnahmten mehrere Laptops, Mobiltelefone und andere Datenträger. Allerdings gab es dabei Probleme, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtete. Hildmanns Festplatten seien nämlich entweder so stark beschädigt, dass die Daten nicht mehr zu lesen seien. Eine der Festplatten sei zudem von einem so starken Passwort geschützt, dass die Ermittler es bislang nicht hätten knacken können. «Es sind intensive, umfangreiche und zeitaufwendige Ermittlungen», sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Dienstag. «Die Auswertung der Beweismittel dauert an.»
Die Presse bedachte ihn mit Spottnamen wie «Avocadolf», «Vegangsta» oder «Gemüse-Goebbels».
Hildmann fand als «Deutschlands bekanntester Vegankoch» und Fitnessfan ein grosses Publikum. Als Adoptivkind unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen, begann er 2009, einen Vegan-Blog zu schreiben, und war damit sehr erfolgreich. Mit veganen Büchern, Nahrungsmitteln und Küchengeräten wurde er deutschlandweit als der «andere Veganer» bekannt – einer, der gern Porsche fährt und seine Muskeln im Fitnesscenter stählt. Es folgten Auftritte bei «Let’s Dance» oder «Schlag den Star», bevor er durch immer seltsamere Ausfälligkeiten von sich reden machte. 2017 drohte er einer Journalistin, die kritisch über seinen Gastrobetrieb berichtet hatte, ihr «meine Pommes in Ihre Wannabe-Journalistinnen-Visage» zu stopfen.
Dann driftete er immer mehr in die Verschwörungsszene ab, weshalb die Presse ihn mit Spottnamen wie «Avocadolf», «Vegangsta» oder «Gemüse-Goebbels» bedachte. Mit Beginn der Pandemie outete er sich schliesslich endgültig als rechter Spinner (lesen Sie hier mehr über die Köpfe hinter den Corona-Protesten) und äusserte immer abstrusere Verschwörungstheorien; angefangen bei Chemtrails und Tempelrittern bis hin zu einer Verschwörung zwischen Merkel und Bill Gates und ihrem Plan, sieben Milliarden Menschen zu ermorden. Hildmann ist auch Holocaust-Leugner und sympathisiert immer wieder mit Adolf Hitler.
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