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«Ewige» Rangliste
Deshalb ist Federer der Beste der Geschichte

Gewann am meisten Wimbledon- und Grand-Slam-Titel, dazu sechsmal das ATP-Finale und war am längsten die Nummer 1: Roger Federer hat gute Argumente, als bester Spieler der Tennisgeschichte zu gelten.
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Der Wunsch ist fast so alt wie der Sport selber: die Champions der verschiedenen Epochen miteinander zu vergleichen. Athleten, die sich miteinander nie messen konnten, einander gegenüberzustellen. Gerade in Einzelsportarten wie Boxen oder Tennis, in denen sich Leistungen weder durch Zeit- noch durch Längenmessungen vergleichen lassen, ist die Frage nach dem «GOAT», dem «greatest of all times» ein Thema mit erhitzten Diskussionen. Subjektive Einschätzungen, Sympathien und Aversionen spielen da mit.

Der Niederländer Tijs van der Aa, ein Statistikliebhaber, wollte dem Thema in seiner Lieblingssportart Tennis auf den Grund gehen. «Ich dachte: Kann es sein, dass Rod Laver wirklich besser war als alle anderen?» Über acht Jahre und Hunderte von Stunden widmete er sich diesem Thema, teils beraten von früheren Berufsspielern. Herausgekommen ist eine Formel, aufgrund welcher er alle Spitzenspieler der Geschichte bewertet und dadurch seine Top 100 erstellt hat. «In meinen Augen ist dies die kompletteste Liste, die es gibt», sagt er.

Tennislegenden unter sich: Rod Laver lässt sich 2019 in Genf am Laver-Cup feiern, umrahmt von Rafael Nadal, Roger Federer und John McEnroe.

Sein Ergebnis ist auf den ersten drei Positionen identisch mit der Liste der häufigsten Grand-Slam-Sieger und wird von den «Big 3» angeführt – Roger Federer vor Rafael Nadal und Novak Djokovic. Der Beste des Rests ist Laver, gefolgt von Pete Sampras. Die Top 10 werden ergänzt durch den Australier Ken Rosewall und den 1953 verstorbenen Bill Tilden sowie drei Spieler, die untereinander bittere Rivalitäten pflegten: Ivan Lendl, Jimmy Connors und Björn Borg, der sich wegen der Kürze seiner Karriere mit Rang 10 bescheiden muss.

Van der Aa analysierte alle verfügbaren Datenbanken und Archive. «Es war schon viel Arbeit, denn viele Resultate von früher sind schlicht nicht mehr aufzutreiben», sagt er. Sein System funktioniert – grob gesagt – so, dass er nicht nur Punkte vergibt für die grössten Erfolge, insbesondere Turniersiege und Finalteilnahmen, sondern auch für das Erreichen der Nummer 1 und die Wochen an der Spitze der Weltrangliste. Diese existiert allerdings erst seit 1973, was Spieler benachteiligt, die früher aktiv waren.

Unerreicht: Der Australier Rod «The Rocket» Laver gewann 1962 und 1969 jeweils alle vier Grand-Slam-Turniere, insgesamt holte er elf dieser Trophäen.

In Bezug auf Rod Laver, den viele als Besten der Besten ins Spiel bringen, sagt Van der Aa: «Leute sagen, er hätte viel mehr Grand Slams gewonnen, wenn er nicht Profi geworden wäre. Andererseits: In jenen Jahren gewann Rosewall viel mehr Pro-Slams als Laver.» Dass Laver 200 Turniersiege nachgesagt werden, relativiert er ebenfalls. Viele davon seien Anlässe ohne grosse Relevanz und auf eher nationalem Niveau gewesen (wobei dieses in Australien zu Lavers Zeiten schon ziemlich hoch war).

Auf der Überholspur: Novak Djokovic gewann fünf der letzten sieben Grand-Slam-Turniere, insgesamt 17. Seine Jagd auf Nadal (19) und Federer (20) könnte dieses Jahr vom Corona-Virus gebremst werden.

Obwohl seine Sympathien bei Federer liegen, geht der Niederländer davon aus, dass ihn Nadal und/oder Djokovic in seiner Rangliste noch überholen könnten. «Nadal hat 19 Grand-Slams, Federer 20. Aber ich denke, dass Federer keinen dieser Titel mehr holen wird.» Weil Nadal aber noch kein ATP-Finale gewonnen habe (gegenüber sechs von Federer), bräuchte er noch mehr als zwei Majortitel, um den Schweizer zu überholen, hat Van der Aa ausgerechnet.

Ebenso gute Chancen gibt er Djokovic, der momentan als Nummer 1 unangetastet ist und Kurs nimmt auf den Rekord Federers von 310 Wochen – der Serbe steht bei 282 Wochen. «Für ihn wäre es ein Nachteil, wenn es dieses Jahr keine grossen Turniere mehr geben würde, angesichts der Form, die er zuletzt ausspielte», sagt Van der Aa. «Sonst könnte er Federer vielleicht schon 2021 überholen.» Djokovic kommt auch nicht entgegen, dass seine Wochen als Nummer 1 in der Corona-Pause nicht in die Statistik einfliessen.

Erbitterte Rivalen: Pete Sampras (USA) erscheint in der Liste als bester Amerikaner auf Rang 5, Andre Agassi zehn Ränge hinter ihm.

Letztlich gibt aber auch der Tennis-Statistiker aus den Niederlanden zu, dass sich nicht alle Faktoren in Zahlen fassen lassen. Er sagt: «Selbst wenn Nadal oder Djokovic ihn noch überholen sollten, würde Federer stets als komplettester Spieler in Erinnerung bleiben. Er ist auch die grösste Persönlichkeit dieses Trios, eine Autorität. Wenn er spricht, hören die Leute zu.»

Die «ewige» Rangliste

  1. Roger Federer (SUI) 174’598 Punkte
  2. Rafael Nadal (ESP) 154’628
  3. Novak Djokovic (SER) 149’175
  4. Rod Laver (AUS) 135’134
  5. Pete Sampras (USA) 114’888
  6. Ken Rosewall (AUS) 114’371
  7. Ivan Lendl (USA) 110’906
  8. Bill Tilden (USA)110’516
  9. Jimmy Connors (USA)105’444
  10. Björn Borg (SWE) 89’940
  11. Henri Cochet (FRA) 89’231
  12. John McEnroe (USA) 87’318
  13. Fred Perry (GBR) 82’459
  14. Roy Emerson (AUS)80’088
  15. Andre Agassi (USA) 79’349

    Ferner:
  • 20 Stefan Edberg (SWE) 62’329
  • 21 Boris Becker (GER) 62’698
  • 22 Mats Wilander (SWE) 56’852
  • 31 Andy Murray (GBR) 49’255
  • 44 Jim Courier (USA) 36’521
  • 47 Lleyton Hewitt (AUS) 33’093
  • 54 Gustavo Kuerten (BRA) 28’297
  • 58 Andy Roddick (USA) 26’381
  • 72 Marat Safin (RUS) 21’848
  • 73 Stan Wawrinka (SUI) 21’675
  • 93 Juan M. Del Potro (ARG) 15’751Quelle: Tijs Van der Aa