Der Wunderberg Kanadas
Carlo Janka wird in der Abfahrt von Lake Louise zeitgleich mit Beat Feuz Dritter – Thomas Dressen siegt beim Comeback.
Carlo Janka schleicht durch den Zielraum von Lake Louise. Vierzigster oder Podestplatz? Es ist seinem Gesicht nicht abzulesen. Es ist Letzteres, Platz 3, zum ersten Mal auf dem Podest seit fast drei Jahren und dem 3. Rang in der Abfahrt von Aspen.
Es war geradezu wundersam, was sich zugetragen hat in dieser Woche in den kanadischen Rocky Mountains, beim Saisonauftakt der Speedfahrer. Janka war nach Nordamerika geflogen, ohne zu wissen, ob «es überhaupt geht», so sagte das der Schweizer am Samstag. Der Rücken bereitete ihm wieder einmal eine Menge Probleme in der Vorbereitung, mit 20 statt 40 Skitagen war er angereist.
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«An den Fahrten kann es kaum gelegen haben.»
Es ging dann vorzüglich, in beiden Trainings war der 33-Jährige der Schnellste. Die Ski würden halt gut laufen, sagte der stoische Bündner nur, «an den Fahrten kann es kaum gelegen haben». Am Renntag bewies er, dass es doch deutlich mehr gewesen sein musste als nur die Ski. Zeitgleich mit Beat Feuz wurde er Dritter, nur geschlagen vom Deutschen Thomas Dressen und dem Südtiroler Dominik Paris.
Und es schien an diesem prächtig schönen Skitag, als würden sich auch alle Gegner freuen mit dem zuletzt Leidgeplagten, dessen Rücken schon zu zwicken begann, als in der Saison 2012/13 die Riesenslalomski länger, der Radius weiter und die Belastung für den Oberkörper grösser wurden. 2011, ein Jahr nach seinem Traumwinter mit dem Gewinn des Gesamtweltcups und Olympiagold im Riesenslalom von Vancouver, hatte er sich wegen Herzrhythmusstörungen einer Operation unterziehen lassen müssen. Dann kamen die Mühen mit dem Rücken, die fortan jeden Sommer sein Programm mitbestimmten.
Janka schuftete im Kraftraum und legte damit die Basis
Im Oktober 2017 riss das rechte Kreuzband. Und in diesem Sommer meldete sich der Rücken wieder mit heftigen Schmerzen zurück, Janka musste das Training abbrechen. Davor aber hatte er im Kraftraum geschuftet wie lange nicht mehr, weil die Physis im letzten Winter seine grösste Hypothek gewesen war. Er legte so die Basis, die er brauchte für den Coup. «Ich habe nicht daran gezweifelt, dass ich noch Ski fahren kann. Dafür muss einfach der Rahmen stimmen», sagte Janka, der Rahmen, die körperliche Verfassung eben. Die stimmte überraschend gut.
Als Janka im Zielraum stand, kam Kjetil Jansrud angelaufen, der Abfahrtsweltmeister von Are. Der Norweger breitete die Arme aus und umarmte Janka. Dieser sagte: «Er ist halt aus meiner Generation, wir hatten immer einen guten Austausch, nun konnte er wieder einmal mir gratulieren. Und all die anderen, die gratulierten, taten das wohl aus Altersmitleid.» Das Wort mag es nicht geben, sagt aber, was Janka ist: ein Routinier. Einer, der sich jüngst auch einmal fragte, ob sein Körper überhaupt noch gemacht ist für diese Belastungen auf der Rennpiste. Die Antwort war eindrücklich.
Dressens perfektes Comeback
Jankas Podestplatz blieb nicht die einzige wundersame Geschichte an diesem Tag. Thomas Dressen schrieb die andere. Vor einem Jahr war der Deutsche in Beaver Creek fürchterlich gestürzt. Kreuzband, Innen- und Aussenmeniskus, Innenband, Knorpel: Alles war dahin. Zudem hatte es beim Sturz die linke Schulter aus der Gelenkpfanne gestossen, der 26-Jährige renkte sie sich noch auf der Piste ein, operiert werden musste sie aber ebenso wie das rechte Knie. Nun folgte die Rückkehr des Kitzbühel-Siegers von 2018. Dressen feierte in Lake Louise seinen dritten Sieg im Weltcup.
Noch am Mittwoch nach dem ersten Training war er nicht sicher, ob er antreten soll, eine Erkältung machte ihm zu schaffen. Er dürfte seinen Start nicht bereut haben. So waren zwei Fahrer die grossen Figuren, die ohne Erwartungen nach Kanada gereist waren. Vielleicht war gerade das ihr Erfolgsgeheimnis.
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