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Nachgefragt zum schweren Sturm
Der Wetterexperte erklärt die Superzelle von La Chaux-de-Fonds

Ein heftiger Sturm wütete am Montag in La Chaux-de-Fonds.
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Der Sturm forderte ein Todesopfer, zahlreiche Menschen wurden verletzt.
Die Sachschäden sind beträchtlich: Ein zerstörtes Dach eines Hauses in La Chaux-de-Fonds. 

Was ist in La Chaux-de-Fonds heute Mittag genau passiert?

Noch ist nicht ganz klar ersichtlich, welches Phänomen zu diesen hohen Windgeschwindigkeiten beitrug. Wir hatten sehr starke Windböen von bis zu 217 Kilometern pro Stunde. Dieser Wert muss aber zuerst noch überprüft werden. Bei solch hohen Geschwindigkeiten kann es sich um einen Downburst handeln. Solche Gewitterfallböen können sehr hohe Geschwindigkeiten von über 150 Kilometern pro Stunde erreichen, im Extremfall bis 200 Kilometer pro Stunde. Dies passiert wegen der Niederschlagsabkühlung: Dadurch wird die Luft sehr kalt und fällt hinunter in Bodennähe, wo sie Windschäden wie entwurzelte Bäume und abgedeckte Dächer verursacht.

Es kann aber auch ein Tornado gewesen sein. Ein Tornado ist ein rotierender Aufwindbereich, in dem die Windgeschwindigkeit extrem hoch sein kann. Der Durchmesser ist meist nicht sehr gross. In ihnen können Geschwindigkeiten von bis zu 400 Kilometern pro Stunde auftreten. Das ist dann nicht mehr messbar. Die Schäden sind verheerend: Autos und Häuser werden vollständig zerstört. Es gibt in der Schweiz Gebiete, in welchen hin und wieder Tornados auftreten. Da ist zum Beispiel der Jura, hauptsächlich bekannt ist das Vallée de Joux, wo wir am 19. August 1890 einen schweren Tornado hatten. 81 Jahre später, im Jahr 1971 traf erneut ein schwerer Sturm das Gebiet.

Im Falle von La Chaux-de-Fonds können wir momentan noch nicht genau sagen, um welches Phänomen es sich handelte. Es hat sehr heftig geregnet. Man sah keinen Aufwindschlauch. Es kann sich um einen Tornado gehandelt haben, wahrscheinlicher ist aber ein Downburst, eine Gewitterfallböe.

Was sind die Voraussetzungen für einen Downburst?

Es muss ein sogenannt organisiertes Gewitter sein, eine Superzelle, wie wir sie jetzt hatten. Zudem sind hohe Windscherungen vonnöten. Das bedeutet, dass die Windgeschwindigkeit mit der Höhe stark zunimmt und mit einer Richtungsänderung kombiniert wird. Das sind dann gute Voraussetzungen für solche Downbursts.

Weiss man bereits, wie breit die Schneise der Extremwinde war?

Das Messnetz ist im betroffenen Gebiet leider zu dünn, als dass wir genau sagen könnten, wie breit das Windband war. Wir hatten zum Beispiel in Le Locle, dem Nachbardorf von La Chaux-de-Fonds, «nur» noch Windböen von 100 Kilometern pro Stunde. Die Ausdehnung ist daher wahrscheinlich nicht sehr gross, ein paar Quadratkilometer. Dort, wo die Extremwinde aber aufgetreten sind, waren die Auswirkungen katastrophal. Das genaue Ausmass ist zurzeit noch nicht bekannt.

Ist der heutige Sturm vergleichbar mit dem Downburst in Zürich im Sommer 2021?

Damals haben wir maximale Windgeschwindigkeiten von 135 Kilometern pro Stunde gemessen, die effektiven Geschwindigkeiten waren in den am stärksten betroffenen Gebieten aber wahrscheinlich höher. Damit Bäume brechen, muss die Windgeschwindigkeit in der Regel mehr als 140 Kilometer pro Stunde betragen. Das war in Zürich an lokalen Orten sicher der Fall und heute in La Chaux-de-Fonds auch. Bei tieferen Tempi werden sie entwurzelt.

Wieso ist das Juragebiet für solche Sturmschneisen anfällig?

Es ist wahrscheinlich die Topografie, welche eine Rolle spielt. Was die Gegend besonders anfällig macht, ist schwer zu sagen. Vielleicht sind die Luftmassengegensätze etwas schärfer, wenn von Nordwesten kältere Luft einfliesst, das ist aber nicht eindeutig. Es hat aber sicher etwas mit dem Verlauf des Jurahöhenzuges von Südwest nach Nordost zu tun.